Vier-Jahreszeiten-Hof in der Bossigasse im 13. Bezirk

Der Hietzinger Gemeindebau in der Bossigasse 18-22 trägt ab sofort den Namen Vier-Jahreszeiten-Hof nach einem populären und im Zuge der Sanierung ebenfalls restaurierten Wandmosaik.
Initiiert wurde die feierliche Hofbenennung in der Bossigasse 18-22 – als Abschluss der umfassenden Sanierung der gesamten Wohnhausanlage – von einer engagierten Mieterbeirätin. Namensgebend für den Hof mit rund 190 Wohnungen ist ab sofort das keramische Mosaik „Die vier Jahreszeiten“ des Künstlers Ernst Paar aus dem Jahre 1955.
„Es gehört zu den Besonderheiten des weltweit vorbildhaften sozialen Wohnbaus in Wien, dass zahlreiche Gemeindebauten Hofnamen schmücken und damit zusätzlich Identität stiften. Oft werden große Persönlichkeiten geehrt, die unsere Stadt und den sozialen Zusammenhalt positiv geprägt haben. Hier in der Bossigasse steht ein Kunstwerk Pate für den neuen Namen der frisch sanierten Wohnhausanlage und unterstreicht damit, dass die hohe Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner im Gemeindebau immer auch schon durch die liebevolle Gestaltung der Anlagen mit Mosaiken, Reliefs und Wandgemälden geprägt ist“, so Waltraud Karner-Kremser, Vorsitzende des Gemeinderatsausschusses für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen, anlässlich der Benennungsfeier in der Bossigasse.
Bei Gemeindebau Großsanierungen auch Erhaltung von Kunst am Bau im Fokus
Die vier Jahreszeiten sind in dem Kunstwerk durch eine Frauenfigur symbolisiert, die Mosaike haben dabei unterschiedliche Größen und Formate. Der Winter im untersten Teil zeigt eine schwungvolle Eistänzerin im weißen Kleid. Im Bereich des Herbstes liegt eine Figur, die die Erntezeit symbolisiert. Der Sommer wird durch eine Gärtnerin mit Hut in einer Szene voller Blumen und Getreideähren dargestellt. Der Frühling ganz oben ist in hellen Pastellfarben gehalten. Das Mosaik zeigt die Frau, die vom Winter zu entkommen scheint.
Die ausdrucksstarken, raumgreifenden Frauenfiguren stehen ganz im Mittelpunkt der einzelnen Teile des Mosaiks. Bewegungen und Haltungen der Figuren symbolisieren wie die Farben und Bildelemente die verschiedenen Jahreszeiten. Auch Kunstwerk wurde im Rahmen der Sanierung der Wohnhausanlage aufwendig wiederhergestellt.
„Kunst am und im Gemeindebau hat in Wien eine mehr als hundertjährige Geschichte. Sie prägt nicht nur die jeweilige Wohnhausanlage, sondern ist auch im öffentlichen Raum sichtbar. Daher ist die Benennung des Gemeindebaus in der Bossigasse nach den rund siebzig Jahre alten Wandmosaiken von Ernst Paar etwas ganz Besonderes. Ich freue mich, dass es gelungen ist, die vier Mosaike wiederherzustellen und dadurch auch für zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner zu bewahren“, so Hietzings Bezirksvorsteher-Stellvertreter Marcel Höckner.

Umfassend sanierter Vier-Jahreszeiten-Hof
In den letzten fünf Jahren wurde die Wohnhausanlage umfassend saniert: Neben einem Außenwandwärmedämm-Verbundsystem zur deutlichen Senkung des Heizwärmebedarfs um 78 Prozent wurden zahlreiche Maßnahmen für die Bewohner*innen umgesetzt. Verbesserung der Brandschutzmaßnahmen, Herstellung von eingezäunten Müllplätzen und Einführung eines neuen Beleuchtungskonzeptes sind ein kleiner Auszug der aufwendigen Sanierungsmaßnahmen.
Der Gemeindebau in der Bossigasse 18-22 wurde in den Jahren 1954 und 1955 nach den Plänen der Architektin Edith Lessel erbaut. Die Wohnhausanlage umfasst 188 Wohnungen, zehn Lokale und fünf Waschküchen, die sich auf insgesamt 18 Stiegen verteilen. Die Anlage besteht aus elf Baukörpern, die auf drei durch Straßen getrennten Grundstücken errichtet wurden. Aufgrund der Grundstücksform und nach dem Prinzip der sich zur Umgebung hin öffnenden Wohnhausanlage sind die drei- bis viergeschossigen Baublöcke freistehend entlang den Straßen angeordnet und umschließen als Grünanlagen gestaltete Freiräume, in denen zwei- bis dreigeschoßige Häuserblöcke liegen.
Der Künstler Ernst Paar
Der Künstler Ernst Paar (geboren 15.8.1926) studierte in Graz, Stuttgart, Berlin und Paris, war Mitglied der Grazer Sezession und lebte ab 1933 in Wien, wo er Mitglied des Hagenbunds und Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Kreis“ war. 1963 erhielt er den Theodor-Körner-Preis, 1965 den Preis der Stadt Wien für Angewandte Kunst sowie 1982 die Ehrenmedaille in Silber. Neben dem Mosaik, hier in der Bossigasse, entstanden mehrere Kunstwerke in anderen Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien. Paar verstarb am 25. Jänner 1986 in Wien.