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Sebastian-Kelch-Gasse 1-3

Fakten

Sebastian-Kelch-Gasse 1-3

Sebastian-Kelch-Gasse 1-3, 1140 Wien

Baujahr: 1928-1929

Wohnungen: 49

Architekt: Josef Frank

Weitere Adressen

Drechslergasse 36, 1140 Wien

Cervantesgasse 15, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Der Bereich um die Sebastian-Kelch-Gasse, wo sich vormals Wiesen und Äcker befanden, wurde ab 1890 parzelliert und verbaut, doch lagen viele Bauplätze noch lange Zeit brach. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb die Gemeinde Wien den freien Baugrund, auf dem die Wohnanlage heute steht. Die seit 2001 denkmalgeschützte Anlage, die eine der letzten Baulücken in dieser Straße schloss, wurde 1929 durch den damaligen Bürgermeister Karl Seitz feierlich eröffnet.

Die Architektur

Die auf einem trapezförmigen Grundstück errichtete fünfgeschoßige Wohnanlage hebt sich durch die Bebauungsstruktur sowie die Architektur merklich von den Häusern in der unmittelbaren Umgebung ab. Die Anlage bildet den Abschluss eines Häuserblocks und gliedert sich in zwei in Randbebauung errichtete Trakte, die an die bestehende Bebauung anschließen, und einen dazwischen eingespannten zurückgesetzten Trakt. So ergibt sich zur Sebastian-Kelch-Gasse ein Straßenhof. Die Fassaden werden durch die asymmetrische Fensterverteilung, die funktionalen Gesichtspunkten folgt und sich nach den Wohnungsgrundrissen richtet, sowie durch schlichte Balkone gegliedert. Die Stiegenhäuser sind an den vertikal durchlaufenden Fensterbändern am Außenbau zu erkennen. An den Gebäudeecken wird der Baukörper durch Loggien aufgelockert. Eines der wichtigsten ästhetischen Gestaltungsmittel bildet die noch heute zu erkennende grüne, rote und weiße Farbgebung der Fassade. Die Farbgebung folgt nicht der äußeren Gliederung der Anlage, sondern entspricht der inneren Erschließung der Bauteile durch die Stiegenhäuser. Durch den Verzicht auf dekorative Details steht das Gebäude für eine Architekturauffassung, die sich an der sachlich-funktionalen Wohnhausarchitektur orientiert, wie sie sich in den 1920er-Jahren durchzusetzen begann.

Der Name

Die Straße erinnert seit 1904 an Sebastian Kelch (1802-1870), der 1848 Ortsrichter von Penzing war.

Architekten

Josef Frank - Josef Frank (1885-1967) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Seine Villen-Bauten der 1920er- und 1930er-Jahre gehören zu den bedeutendsten Werken der Moderne in Wien (z. B. Haus Beer, mit Oskar Wlach, 1929/30). Für die Gemeinde Wien errichtete er alleine und gemeinsam mit seinen langjährigen Partnern Oskar Wlach und Oskar Strnad mehrere Wohnhausanlagen. Die berühmte Werkbundsiedlung im 13. Bezirk wurde als Bauausstellung für ein neues, soziales Wohnen von ihm konzipiert (ab 1930). Frank emigrierte 1934 nach Schweden, wo er zum wichtigsten Wegbereiter des modernen Designs wurde.