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Lenneisgasse 4-8

Fakten

Lenneisgasse 4-8

Lenneisgasse 4-8, 1140 Wien

Baujahr: 1952-1953

Wohnungen: 252

Architekt: Norbert Laad, Wilfried Poszpisily, Walter Schreier, Walter Muchar

Weitere Adressen

Goldschlagstraße 151, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Mit dem Bau der Wohnhausanlage, die im Rahmen des Wiener Wohnbauprogramms nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, wurde eines der letzten brach liegenden Grundstücke in diesem Bereich des 14. Bezirks verbaut. Der Baugrund war seit der städtebaulichen Erschließung des Gebietes westlich der heutigen Schnellbahntrasse ab 1890 unbebaut geblieben, da das unebene Gelände für die Bodenspekulanten uninteressant war. Seit 2001 steht die Anlage unter Denkmalschutz.

Die Architektur

Die auf abfallendem und ungleichmäßigem Baugrund in Randbebauung errichtete Wohnanlage besteht aus 14 Wohnblöcken und erstreckt sich fast über die gesamte Lenneisgasse bis zur Goldschlagstraße, wo die an der Straßenecke nach hinten versetzten Wohnblöcke die Bebauung auflockern. In der Lenneisgasse folgen die fünf- bis siebengeschoßigen Baublöcke leicht versetzt oder gekrümmt dem Straßenverlauf. Der Niveauunterschied des Geländes wird durch mehrfache Abstufung der Blöcke ausgeglichen. Durch einen zurückgesetzten Block mit sieben Geschoßen wird hier die Randbebauung aufgebrochen, sodass ein Straßenhof entsteht, der mit seinem gewaltigen Wandbild das Zentrum der Anlage bildet.

Die regelmäßig angeordneten Fenster mit ihren breiten, erhabenen Putzrahmungen verleihen den Straßenfassaden ein einheitliches Erscheinungsbild. Details wie französische Fenster sorgen für Abwechslung. Flache Erker gliedern und rhythmisieren die langen und hohen Fassaden an der Lenneisgasse. An der Rückfront zum Gartenhof beleben Gitterbalkone und die Stiegenhaustürme die Fassade; Treppenanlagen überbrücken das abfallende Terrain. Zusammen mit den Wohnhausanlagen Amortgasse 1-17 und Linzer Straße 60-62 bildet die Anlage einen gemeinsamen Gartenhof.

... und die Kunst

Das monumentale Sgraffitowandbild von Hermine Aichenegg mit dem Titel "Bauarbeiter" aus den Jahren 1952/53 ist eines der aufwändigsten Wandbilder der damaligen Zeit und als Metapher für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu verstehen. Durch kräftige Farben hervorgehoben, sind im Vordergrund Bauarbeiter auf einem Gerüst dargestellt. Im Hintergrund sind eine Baustelle sowie eine belebte Straßenkreuzung zu erkennen.

Der Name

Die Lenneisgasse ist seit 1913 nach dem Hausbesitzer und Mitglied der Penzinger Gemeindevertretung Georg Lenneis (1821-1912) benannt.

Architekten

Norbert Laad - Norbert Laad (geb. 1924) studierte von 1946 bis 1950 bei Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Unter anderem war er für die Gemeinde Wien in einer Arbeitsgemeinschaft an den Entwürfen zur Wohnhausanlage Lenneisgasse 4-8 in Wien 14 (1952/53) beteiligt.

Wilfried Poszpisily - Wilfried Poszpisily (1904-1966) studierte zunächst ab 1924 Bauingenieurswesen an der Technischen Hochschule Wien und im Anschluss bis 1931 ebendort Architektur. Als Architekt war er im Zuge des Wiederaufbaus vor allem im Bereich Wohnbau tätig. Für die Gemeinde Wien plante Wilfried Poszpisily unter anderem die Wohnhäuser Baumgasse 63-65 in Wien 3 (1949-1951) und Graffgasse 12 in Wien 10 (1961/62).

Walter Schreier - Walter Schreier (geb. 1923) studierte von 1945 bis 1949 bei Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Für die Gemeinde Wien war er etwa an den Plänen zur Wohnhausanlage Lenneisgasse 4-8 in Wien 14 (1952/53) beteiligt. 1953 ging er nach Montreal (Kanada), wo sich seine Spuren verlieren.

Walter Muchar - Walter Muchar (1918-2005) studierte ab 1942 bei Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach seinen Plänen wurden von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre mehrere Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien errichtet, wie etwa die Wohnhäuser Erdbergstraße 36 in Wien 3 (1977-1979) und Kaiser-Ebersdorfer Straße 12-18 in Wien 11 (1979-1981).