Hadikgasse 268-272
Hadikgasse 268-272
Hadikgasse 268-272, 1140 WienBaujahr: 1953-1954
Wohnungen: 240
Architekt: Karl Hartl, Karl Zepke, Heinz Surböck, Egon Karl Fridinger, Walter Proché
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Wohnanlage liegt an der um 1870 entlang des Wienflusses angelegten Hadikgasse. Der Wienfluss war noch bis zu seiner Regulierung ab 1897 bei starkem Regen wegen seiner gefährlichen Hochwasser bei der Bevölkerung gefürchtet. An Stelle der Wohnanlage befanden sich früher Nutzgärten. Der Gemeindebau wurde im Rahmen des Wohnbauprogramms nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut.
Die Architektur
Die zwischen Hadikgasse und Hackinger Straße gelegene Wohnanlage besteht aus drei nebeneinander angeordneten, in einer Baulinie liegenden Baublöcken in U-Form, die sich nach Süden zum Wienfluss hin öffnen. Dadurch ergeben sich Straßenhöfe von denen aus die Stiegenhäuser zu erreichen sind. Die Architektur der vier- bis fünfgeschoßigen Wohnblöcke mit ihren Walmdächern und den mit Fenstern gerasterten Fassaden ist charakteristisch für den Wohnbau der 1950er-Jahre. Die Fronten werden durch Baudetails dezent strukturiert: Die größeren Wohnungen besitzen Balkone oder großzügig geschnittene Wohnzimmerfenster, die am Außenbau durch ihre vorkragende Rahmung zu erkennen sind und vertikale Achsen bilden. Im Norden an der Hackinger Straße akzentuieren die Türme der nachträglich angebauten Aufzugsanlagen die Fassaden.
... und die Kunst
An den Hauseingängen befinden sich quadratische Mosaike von 1953/54. Die als Erkennungs- und Orientierungshilfe dienenden "Hauszeichen" stammen von verschiedenen Künstlern und stellen Obst- und Gemüsesorten dar: Von Fritz Mörl stammen "Marille", "Apfel" und "Kirschen"; von Richard Ruepp "Weintrauben", "Birnen" und "Zwetschken". Georg Samwald schuf "Paprika", "Bohnen" sowie "Karfiol" und Josef Lacina "Kraut", "Kohl" sowie "Paradeiser". Die Mosaike von Leopold Hohl stellen "Zitrone", "Orange" und "Bananen" dar; die von Herbert Schütz "Gurken", "Kürbis" und "Karotten".
Der Name
Die Wohnanlage liegt an der seit 1894 nach Andreas Reichsgraf Hadik von Futak (1711-1790) benannten Hadikgasse. Hadik war kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) und später Generalfeldmarschall. In Baumgarten besaß Hadik Grundbesitz.
Architekten
Karl Hartl - Karl Hartl (geb. 1915) studierte von 1936 bis 1940 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien plante er etwa das Wohnhaus Mitisgasse 36-38 in Wien 14 (1960/61) und war an der Errichtung der Anlagen Krottenbachstraße 42-46 in Wien 19 (1956-1958) und Hadikgasse 268-272 in Wien 14 (1953/54) beteiligt. Zudem unterrichtete Karl Hartl an der Bundesgewerbeschule Mödling (NÖ).
Karl Zepke - Karl Zepke (1919) war nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien als selbständiger Architekt tätig. Zepke nahm an größeren städtebaulichen Wettbewerben - wie etwa für die Per-Albin-Hanson-Siedlung (1947) in Wien - teil. Er plante zahlreiche Industrie- und Gewerbebauten sowie Wohnhausbauten. Für die Gemeinde Wien war er beim Bau der Wohnhausanlage Troststraße/Rechberggasse im 10. Bezirk beteiligt.
Heinz Surböck - Heinz Surböck (1920-1979) studierte zunächst 1938/39 Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er hier 1946 sein Architekturstudium, das er 1950 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Ebenfalls an der TH Wien besuchte Heinz Surböck 1952/53 die Meisterschule. Für die Gemeinde Wien war er etwa an den Plänen zur Wohnhausanlage Hadikgasse 268-272 in Wien 14 (1953/54) beteiligt.
Egon Karl Fridinger - Egon Karl Friedinger (1896-1970) machte sich nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in Wien selbstständig und war nebenbei Mitarbeiter in einer Arbeitsgemeinschaft mit Erwin Böck sowie später Assistent an der Technischen Hochschule. Für seine Entwürfe erhielt er zahlreiche Preise, doch wurden wenige Bauwerke realisiert. Friedinger errichtete Einfamilienhäuser, E-Werke, Tankstellen sowie Brücken und baute für die Brauerei Schwechat. Von den wenigen ausgeführten Arbeiten ist der Umbau seines Ateliers mit Dachgarten am Dannebergplatz 11 (1930/31) bedeutsam. Bekannt ist Egon Friedinger für seinen Entwurf für die Neugestaltung des Stephansplatzes 1946.
Walter Proché - Walter Proché (1920-1994) studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1949 sein Diplom erhielt. Zunächst in einer Bürogemeinschaft mit Heinz Surböck tätig, führte er später sein eigenes Atelier, wobei er vor allem in den Bereichen Wohn-, Schul- und Sportanlagenbau arbeitete. So entwarf Proché für die Gemeinde Wien unter anderem die Schule in der Per-Albin-Hanson-Siedlung Wendstattgasse 5 in Wien 10 (1970/72) und als Mitglied einer größeren Arbeitsgemeinschaft die Wohnanlage Hadikgasse 268-272 in Wien 14 (1953/54).