Deutschordenstraße 27-35
Deutschordenstraße 27-35
Deutschordenstraße 27-35, 1140 WienBaujahr: 1953-1955
Wohnungen: 136
Architekt: Ulrike Manhardt, Erich Lamprecht, Georg Lippert, Fritz Purr
Weitere Adressen
Linzer Straße 329-333, 1140 Wien
Hanakgasse 14-16, 1140 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Wohnhausanlage entstand auf der "grünen Wiese" unmittelbar neben dem Hugo-Breitner-Hof. Früher befanden sich hier Felder, Wiesen, eine Baumschule und Gärtnereien mit Glashäusern. Unter dem Projektnamen "Wohnhausanlage Baumgarten" wurde der Komplex zusammen mit der Anlage Deutschordenstraße 7-25 als dessen nördlicher Bauabschnitt errichtet.
Die Architektur
Die auf einem Eckgrundstück errichtete Wohnhausanlage gliedert sich in fünf frei stehende, locker gruppierte Baukörper mit drei bis vier Geschoßen. An der Linzer Straße setzt ein "Wohnturm" mit fünf Stockwerken einen markanten städtebaulichen Akzent. Mit seinem hohen, genuteten Sockelgeschoß und der Eckquaderung hebt er sich deutlich von den anderen Wohnbauten ab. Entsprechend der Tendenz zur offenen Wohnanlage in den 1950er-Jahren sind die Flächen zwischen den Baublöcken und zur Straße hin als Grünanlagen gestaltet. Einige Blöcke sind durch Pergolen lose miteinander verbunden. Mit ihren flachen Walmdächern und den gleichmäßig gerasterten Fassaden weisen die Baublöcke typische Merkmale der Wohnbauarchitektur jener Jahre auf und knüpfen in ihrem Erscheinungsbild an den benachbarten Hugo-Breitner-Hof an.
... und die Kunst
An der Linzer Straße steht ein als Grenzkreuz zwischen Baumgarten und Hütteldorf dienender Bildstock. Der alte Bildstock wurde 1956/57 erneuert und erhielt kleine Mosaikbilder von Luka Bojin (Maria mit Kind, Kreuzigung des Hl. Andreas, Martyrium des Hl. Sebastian, Jesus als Schmerzensmann).
Der Name
Die Deutschordenstraße erinnert seit 1894 an den Deutschen Orden, der in dieser Gegend über großen Grundbesitz verfügte. Davor hieß die Straße Bahngasse bzw. Hackinger Allee.
Architekten
Ulrike Manhardt - Ulrike Manhardt (geb. Grom-Rottmayer, 1913-1999) studierte ab 1931 an der Technischen Hochschule Wien, wo sie 1937 die Meisterschule von Siegfried Theiß abschloss. Zusammen mit Emil Hoppe entwarf sie für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Braunhirschengasse 12-22 in Wien 15 (1957-1959). Als Bestandteil einer größeren Architektengemeinschaft war sie auch an der Errichtung der Gemeindebauten Deutschordenstraße 7-35 in Wien 14 (1953-1955) beteiligt.
Erich Lamprecht - Erich Lamprecht (1924-1963) studierte von 1941 bis 1947 und 1948/49 bei Oswald Haerdtl an der Hochschule für angewandte Kunst. Für die Gemeinde Wien plante er in Arbeitsgemeinschaften die Wohnhausanlagen Deutschordenstraße 7-25 und 27-35 in Wien 14 (1953-1955). Das Wohnhaus Gratian-Marx-Straße 12-14 in Wien 11 (1953/54) entwarf Erich Lamprecht als eigenständige Arbeit.
Georg Lippert - Georg Lippert (1908-1992) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und besuchte an der Akademie der bildenden Künste die Meisterklasse von Clemens Holzmeister, in dessen Büro er auch mitarbeitete. Von 1939 bis 1945 führte er mit Kurt Klaudy ein gemeinsames Atelier. In diesen Jahren entstand unter anderem ein Jagdschloss für den bulgarischen König bei Plovdiv (Bulgarien). Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Lippert als einer der fortschrittlichsten Architekten Österreichs und seine Bauten waren Statussymbole für den wirtschaftlichen Aufschwung. In Wien entwarf er unter anderem den Opernringhof (Wien 1, 1955-1957, mit Carl Appel), die Hoffmann-La Roche-Zentrale beim Belvedere (Jacquingasse 16-18, Wien 3, 1959-1961) und das IBM-Verwaltungsgebäude (Obere Donaustraße, Wien 2, 1969-1971).
Fritz Purr - Fritz Purr (1905-1985) studierte Architektur an der Akademie für bildende Kunst bei Peter Behrens, wo er den Meisterklassepreis in Verbindung mit einem Reisestipendium gewann. Dieses führte ihn nach New York, wo er an der Planung der Radio City Music Hall im Rockefeller Center (1931) beteiligt war. 1932 machte er sich in Wien als Architekt selbständig. Hier war er nach 1945 an der Errichtung zahlreicher Wohnhausanlagen beteiligt. Sein prominentestes Bauwerk steht Am Graben 31 in Wien 1 (1951/52).