Anzbachgasse 31
Anzbachgasse 31
Anzbachgasse 31, 1140 WienBaujahr: 1967-1969
Wohnungen: 219
Architekt: Peter Tölzer, Maria Tölzer
Weitere Adressen
Mondweg 31, 1140 Wien
Mondweg 32, 1140 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Anlage wurde auf dem Gelände des ehemaligen Parks der Villa Windisch-Graetz errichtet, in der Elisabeth Marie (1883 - 1963), die Tochter Kronprinz Rudolfs, wohnte. Sie engagierte sich für sozial Benachteiligte, war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und wurde daher auch die "Rote Erzherzogin" genannt. Ein Jahr vor ihrem Tod verkaufte sie das Parkgrundstück an die Gemeinde Wien.
Die Architektur
Die Wohnanlage besticht vor allem durch das städtebaulich markante Bebauungskonzept in Hanglage. Das Gelände wird durch eine senkrecht zum Hang geführte, in ihrem Lauf versetzte Freitreppe erschlossen. Zu beiden Seiten der Treppenanlage sind je eine Reihe von sechs bzw. sieben dreigeschoßigen Häuserzeilen versetzt und mit Abständen angeordnet. Die Flächen um die Wohnhäuser sind als Grünanlagen gestaltet. Dem Wohnhausbau der späten 1960er-Jahre entsprechend, besitzen die Baukörper klar umrissene Formen und die Tendenz zur stärkeren Gliederung der Fassaden. Typisch hierfür sind der zurückspringende Haussockel, das flach geneigte Satteldach sowie das durchlaufende Gesims. Die Giebelmauern ragen als vertikales Element leicht vor und rahmen mit dem Dachgesims die Fassaden. Im Norden, wo sich die Hauseingänge befinden, differenziert und rhythmisiert der farbige Putz die Fassade. Durch die Farbgebung werden die Fenster ihrer Form nach zu Einheiten zusammengefasst und die Fassade in einzelne Abschnitte unterteilt. Die nach Süden gerichteten Fronten sowie die Giebelmauern werden durch Loggien oder Loggienbänder aufgelockert.
... und die Kunst
In der Grünanlage befindet sich eine imposante Kunstinstallation: Einer 4,4 m hohen Betonwand mit Mosaik von Heinrich Tahedl mit dem Titel "Organische Struktur" (1967 - 1969) ist eine 5,5 m hohe Hartsteinzeugplastik von Kurt Ohnesorg vorgelagert. Die aus den Jahren 1967 - 1970 stammende Arbeit hat den Titel "Bewegungsrhythmus".
Der Name
Die Anzbachgasse, an der die Wohnanlage liegt, ist seit 1923 nach der alten Flur Anzbach benannt, die sich zwischen Hüttelbergstraße, Linzer Straße und der ehemaligen Stadtgrenze erstreckte. Wie viele Straßen in dieser Gegend trägt der Mondweg seit 1923 den Namen eines Himmelskörpers.
Architekten
Peter Tölzer - Peter Tölzer (1910-1997) arbeitete nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule im Graphikatelier Josef Binder. Nach dem 2. Weltkrieg begann er eine neue Karriere als Architekt mit einem Studium bei Clemens Holzmeister und Erich Boltenstern. In Arbeitsgemeinschaft mit seiner Ehefrau Maria Tölzer entstanden z. B. 1959-1962 Bauteil 11 der Wohnhausanlage in Wien 10, Eisenstadtplatz, oder der 1975-1976 realisierte Ernst-Papanek-Hof.
Maria Tölzer - Maria Tölzer (1908-1998), zunächst im pädagogischen Bereich tätig, studierte bei Prof. Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Zu ihren bekanntesten Werken, die vielfach in Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Ehemann Peter Tölzer entstanden, gehört der 1947-1948 errichtete Kindergarten in der Per-Albin-Hanson-Siedlung West. Die Architektin entwarf aber auch Kinderspielzeug, gestaltete eine Vielzahl von Interieurs und veranstaltete Ausstellungen.