Graumanngasse 31-33
Graumanngasse 31-33
Graumanngasse 31-33, 1150 WienBaujahr: 1927-1928
Wohnungen: 42
Architekt: Hans Seitl, Alexander Graf
Weitere Adressen
Künstlergasse 10, 1150 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Die Wohnhausanlage befindet sich im Gebiet der historischen Siedlung Sechshaus, die im 18. Jahrhundert südlich der heutigen Sechshauserstraße entstand. Namengebend war eine Zeile von sechs Häusern, wobei das erste dieser Häuser sich nahe am Liniengraben der Gumpendorfer Linie befand. Das Gemeindegebiet wurde 1801 durch die Eingliederung eines Teils von Reindorf erheblich vergrößert, 1830 zählte man bis zur Ullmannstraße bereits 134 Häuser.
Die Architektur
Die denkmalgeschützte Wohnhausanlage zählt nicht zu den großen "Volkspalästen" und "Superblocks" des Roten Wien, präsentiert sich aber dennoch als typisches Beispiel für eine eher konservative Richtung der Architektur des sozialen Gemeindebaus im Wien der Zwischenkriegszeit. Im kleinen Maßstab wurde hier ein äußerst monumentaler, wuchtiger Eckbaukörper konzipiert, der im Straßenbild die Aufmerksamkeit ganz auf sich zieht. Über einem niedrigen Sockel folgen die ursprünglich in Gelb gehaltenen fünf Obergeschoße, die in der Horizontalen durch ein zwischen zweitem und drittem Geschoß laufendes Gesims getrennt werden. Auf dieser Linie liegen auch die ersten Balkone, zudem ziehen sich von hier bis ins fünfte Geschoß leicht vorspringende Erker mit mittig angebrachten Rundbogenloggien. Die Fassadenwände selbst wurden glatt verputzt, die Fensterlaibungen ohne Verzierung in die Wand eingeschnitten. Über den Haupteingang in der Graumanngasse gelangt man in den Hof, über den die Anlage durch drei Stiegenhäuser erschlossen wird. Auch hofseitig wurden Balkone angebracht, die drei Aufzugsschächte gehören nicht zur originalen Bausubstanz, sie wurden 1979 dazugebaut.
Der Name
Die Graumanngasse, ehemals Wienflussgasse, wurde 1894 nach dem Baumwollstofferzeuger Friedrich Graumann (1782-1856), der hier 1838 eine Fabrik errichtet hatte, benannt.
Architekten
Hans Seitl - Hans Seitl (1886-1958) studierte ab 1901 an der Technischen Hochschule Wien. Seine zweite Staatsprüfung legte er 1908 ab. Für das Wiener Wohnbauprogramm plante er die Häuser Heindlgasse 7-9 (1931/32; Wien 16), Graumanngasse 33 (1927/28; Wien 15; gemeinsam mit Alexander Graf) und Meißnergasse 4-6 (1925/26; Wien 22; mit Karl Felsenstein).
Alexander Graf - Alexander Graf (1856 - 1931) studierte von 1873 bis 1881 an der Technischen Universität Wien. Nach dem Studium war er acht Jahre lang im Atelier Fellner & Helmer tätig, wo er sich mit der Ausführung von Theaterbauten befasste. Als selbständiger Architekt ab 1888 errichtete er vor allem Wohnhäuser. Sein bedeutendstes Bauwerk ist die heute allerdings stark veränderte Volksoper in Wien 9 (1898, zusammen mit Franz Krauß). Diese Ausführung bescherte ihm auch die Aufträge zur Errichtung der Stadttheater in Ljubljana/Slowenien und Znojmo/Tschechien. Nach dem Ersten Weltkrieg blieben die großen Aufträge aus. Für die Gemeinde Wien realisierte er in den 1920er-Jahren drei Wohnhausanlagen.