Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Plunkergasse 4-12

Fakten

Plunkergasse 4-12

Plunkergasse 4-12, 1150 Wien

Baujahr: 1950-1954

Wohnungen: 155

Architekt: Karl Musel, Fritz Zügner, Karl Janeschitz, Emil Dietrich, Ernst W. Irsigler

Weitere Adressen

Zwingligasse 1, 1150 Wien

Loeschenkohlgasse 21-23, 1150 Wien

Loeschenkohlgasse 27, 1150 Wien

Preysinggasse 42-44, 1150 Wien

Tannhäuserplatz 5, 1150 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage befindet sich im so genannten Nibelungenviertel, das seinen Namen aufgrund der vielen auf das Nibelungenlied zurückgehenden Namen von Gassen und Plätzen in der Gegend erhielt. Ehemals der östliche Teil des Exerzier- und Paradeplatzes Schmelz, wurde das zwischen Hütteldorfer Straße, Gablenzgasse, Stutterheimstraße und Vogelweidplatz liegende Gebiet ab 1910 zur Besiedelung freigegeben und mit großbürgerlichen Mietshäusern verbaut. Diese Bautätigkeit wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen, die danach noch bestehenden Baulücken wurden vor allem in der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg durch Gemeindebauten geschlossen.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus drei von verschiedenen Architekten errichteten Baublöcken, die zusammen mit dem Postgebäude in der Loeschenkohlgasse 25 einen gemeinsamen Innenhof umschließen. In den Jahren 1950 - 1951 wurde das Wohnhaus Ecke Loeschenkohlgasse 27/Preysinggasse 44 von den Architekten Emil Dietrich und Fritz Zügner errichtet, die Baublöcke Plunkergasse 4 - 12/Tannhäuserplatz 5/Preysinggasse 42 und Plunkergasse/Zwingligasse 1/Loeschenkohlgasse 21 - 23 wurden von Ernst Irsigler und Karl Janeschitz bzw. von Karl Musel in den Jahren 1953 - 1954 an die ältere Anlage zugebaut. Alle Gebäude entsprechen den im sozialen Gemeindebau der 1950er-Jahre vorherrschenden architektonischen Tendenzen: Die Wandflächen wurden glatt verputzt, einzig französische Fenster und Fensterfaschen schmücken den Bau. Der Anschluss des Baublockes Plunkergasse/Zwingligasse/Loeschenkohlgasse an das Postgebäude in der Loeschenkohlgasse wurde durch Übernahme der Gesimshöhe des Postgebäudes geschaffen, der Anschluss an das Wohnhaus in der Plunkergasse durch größtmögliche Angleichung in der Höhe und Gliederung. Das ursprüngliche Erscheinungsbild der Hoffassaden wurde durch den Zubau von acht Aufzugsschächten im Jahr 1983 verändert.

... und die Kunst

Das Glasmosaik "Badende Jünglinge" an der Hauswand in der Preysinggasse wurde von Anton Lehmden geschaffen. Lehmden wurde 1929 in der Slowakei geboren und hat an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert, wo er später auch als Professor lehrte. Die wohl bekannteste Arbeit von Lehmden in Wien ist die Ausgestaltung der U-Bahn-Station Volkstheater.

Das Sgraffito "Aufbau" an der Hauswand in der Zwingligasse stammt von dem Maler und Grafiker Theo Braun (1922 - 2006), der ebenfalls an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert hat. Bei diesem Werk war es die Absicht der Auftraggeber, vom üblichen Format des strengen Rechteckes abzuweichen und die Bildbegrenzungen aufzulockern. Die Putzfarbe der Hausfläche sollte in die Farb- und Flächenkomposition des Bildes miteinbezogen werden, die Einheit von Bild und Hauswand betont werden. Keinesfalls sollte die Wirkung eines an die Wand gehängten Bildes angestrebt werden. Beide Werke sind denkmalgeschützt.

Der Name

Die Plunkergasse wurde 1912 nach Johann Plunker (gestorben ca. 1850), dem letzten Ortsrichter und ersten Bürgermeister von Fünfhaus, benannt.

Architekten

Karl Musel - Über die Ausbildung des in Graz geborenen Architekten Karl Musel (1904-1970) gibt es keine Daten. Für die Gemeinde Wien war er vor allem in den 1950er- und 60er-Jahren an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa am Anton-Figl-Hof in Wien 14, Hernstorferstraße 22-32 (1956-1958), und am Franz-Glaserer-Hof in Wien 14, Hackinger Straße 30-36 (1963-1966).

Fritz Zügner - Fritz Zügner (1910-1972) studierte ab 1929 bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zusammen mit Emil Dietrich und Florian Omasta entwarf er für die Gemeinde Wien mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa die Anlagen Gablenzgasse 41 in Wien 15 (1952/53) und Voltagasse 55-63 in Wien 21 (1954-1956).

Karl Janeschitz - Karl Janeschitz (geb. 1904 in Marienbad/Tschechien; verst. 1967 in Wien) entwarf für die Gemeinde Wien unter anderem die Wohnhäuser Aspangstraße 11-13 in Wien 3 (1960/61), Untere Augartenstraße 39 in Wien 2 (1957/58) und Pulverturmgasse 4 in Wien 9 (1963-1965).

Emil Dietrich - Emil Dietrich (geb. 1878 in Czernowitz; verst. 1960 in Wien) war in den 1950er-Jahren vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien beteiligt. In Zusammenarbeit mit Fritz Zügner und Florian Omasta entwarf er unter anderem die Anlagen Gablenzgasse 41 in Wien 15 (1952/53) und Voltagasse 55-63 in Wien 21 (1954-1956).

Ernst W. Irsigler - Ernst Irsigler (1922-2002) studierte von 1946 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1950 sein Diplom erhielt. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Planung zu mehreren Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa zum Max-Wopenka-Hof in Wien 11, Geiselbergstraße 27-31 (1955-1957) und zum Karl-Wrba-Hof in Wien 10, Sahulkastraße 3-5 (ab 1972).