Loeschenkohlgasse 3
Loeschenkohlgasse 3
Loeschenkohlgasse 3, 1150 WienBaujahr: 1954-1955
Wohnungen: 26
Architekt: Franz Tominsek
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Der Gemeindebau liegt im sogenannten Nibelungenviertel des 15. Bezirks. Im Jahr 1911 gab das hier angesiedelte Militär zehn Hektar des Geländes zu Verbauung frei, ab 1912 und vor allem nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Häuser gebaut, die heute das Nibelungenviertel bilden. Die Bezeichnung geht auf die vielen nach Gestalten des Nibelungenliedes benannten Straßen und Plätze zurück.
Die Architektur
Die sechsgeschoßige Baulückenverbauung wird über zwei Stiegen erschlossen. Die Fensterachsen dieser Stiegen sind gegen die restlichen Fenster versetzt angeordnet, neben dem niedrigen Sockel das einzige gliedernde Element an der ansonsten schlicht gehaltenen, dem architektonischen Stil der Gemeindebauten der 1950er-Jahre entsprechenden Fassade. Die beiden linken Fensterachsen ziehen sich bis in das Dachgeschoß, das hofseitig vollständig, gassenseitig teilweise ausgebaut wurde. Die auf einen begrünten Hof blickende Hoffassade entspricht bis auf das Fehlen versetzt angeordneter Fensterachsen der Gassenfassade.
... und die Kunst
Franz Waldmüller schuf die keramischen Reliefs "Der von der Vogelweide" und "Du bist min, ich bin din" über den beiden Hauseingängen. Die Sujets beziehen sich auf den Dichter und Minnesänger Walther von der Vogelweide, nach dem der nahe gelegene Vogelweidplatz benannt worden ist. Von Franz Waldmüller stammen auch Kunstwerke an anderen Wiener Gemeindebauten.
Der Name
Der Wohnbau selbst wurde nicht benannt. Die Gasse wurde 1912 nach Johann Loeschenkohl (gestorben 1807), Kupferstecher, Kunsthändler, Kalender-, Knopf- und Tapetenfabrikant sowie Hersteller von Karten-, Brett- und Würfelspielen, benannt.
Architekten
Franz Tominsek - Franz Tominsek (1882-1954) studierte um 1900 an der Wiener Kunstgewerbeschule. Unter anderem entstand nach seinen Plänen das Wohnhaus Loeschenkohlgasse 3 in Wien 15 (1954/55).