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Per-Albin-Hansson-Siedlung-Nord

Fakten

Per-Albin-Hansson-Siedlung-Nord

Saligergasse 4, 1100 Wien
Saligergasse 6-16, 1100 Wien

Baujahr: 1969-1971

Wohnungen: 533

Architekt: Johannes (Hannes) Lintl, Josef Wenz, Anny Beranek, Franz Wosatka, Anton Siegl, Otto Nobis

Weitere Adressen

Fingergasse 2-6, 1100 Wien

Fingergasse 3, 1100 Wien

Stinygasse 6, 1100 Wien

Stinygasse 3-7, 1100 Wien

Fingergasse 8, 1100 Wien

Fingergasse 1, 1100 Wien

Stinygasse 1, 1100 Wien

Stinygasse 2-4, 1100 Wien

Stinygasse 9, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung begann hier erst mit der Errichtung des Arsenals (1849-1856), des Südbahnhofes (1867-1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken großen Aufschwung erhielten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gebiet bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit meist viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstum. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren rund ein Viertel aller Wohnhausanlagen in Favoriten zerstört. Um neuen Wohnraum zu gewinnen, wurden die Baulandreserven im Süden von Wien erschlossen und mit dem Bau der Per-Albin-Hansson-Siedlung (West) begonnen (1947-1955). Die Errichtung der Per-Albin-Hansson-Siedlungen Ost und Nord folgte ab 1967.

Die Architektur

Die kleinere Per-Albin-Hansson-Siedlung Nord erstreckt sich auf einem von der Saligergasse umgrenzten Grundstück. Sie besteht aus einer Reihe von drei Geschoße umfassenden Wohnblöcken, die großteils parallel zueinander ausgerichtet sind. Nur beidseitig der Fingergasse sind mehrere Bauten im rechten Winkel zueinander angeordnet und zu drei Gruppen miteinander verkoppelt, die Höfe mit Grün- und Ruheräumen umgrenzen. Kleine Wege durchbrechen die Bauten und verbinden die Hofbereiche miteinander. Die schlichten Bauten werden in erster Linie durch die gleichmäßig eingesetzten Fenster strukturiert, die abhängig von der Raumfunktion unterschiedlich groß sind. Großzügige Loggien brechen die glatten Fronten auf. Sie sind teilweise vor die Fassadenflucht verlängert und lassen die Bauten so plastischer erscheinen. Im Zuge der Renovierung wurden die Bauten mit einem neuen Farbkonzept versehen. Dezente Ton-in-Ton-Fassaden wechseln mit bunten Farbflächen, die einzelne Bauteile, wie etwa Balkonbrüstungen und Stiegenhausachsen, betont abheben. Eine Besonderheit stellt die "Schneckenbrücke" dar, die über die Autobahn A23 führt. Die "Spiralrampe" ist ein Symbol für Mobilität und Dynamik und zeugt von der Aufbruchstimmung in den 1960er-Jahren.

... und die Kunst

Im Grünbereich der Wohnhausanlage befinden sich eine von Johann Staudacher gestaltete "Ballspielwand" (1969-1971), die Bronzeplastik "Junges Paar" des Bildhauers Gottfried Buchberger (1965-1967) sowie die Marmorplastik "Große Symmetrie" von Oskar Bottoli (1969-1971).

Der Name

Der schwedische Politiker Per Albin Hansson (1885-1946) gründete bereits 1903 mit seinem Bruder Sigfried Hansson den sozialdemokratischen Jugendverband. 1918 wurde Hansson in den Reichstag gewählt und 1925 zum Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Schwedens ernannt. In seiner berühmt gewordenen "Volksheim"-Rede definierte er 1928 die Ziele der sozialdemokratischen Politik. Hansson war zwischen 1932 und 1946 sozialdemokratischer Ministerpräsident von Schweden 1945 maßgeblich an der Einleitung der Hilfsaktionen für die hungernde Wiener Bevölkerung beteiligt.

Architekten

Johannes (Hannes) Lintl - Hannes Lintl (1924-2003) studierte 1941/42 und von 1945 bis 1949 Innenarchitektur und Möbelbau bei Carl Witzmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Lintl war vorwiegend in größeren Architektengemeinschaften an verschiedensten Bauprojekten beteiligt, wie unter anderem an der Errichtung des ehemaligen IBM Hauptverwaltungsgebäudes am Praterstern in Wien 2 (1989-1992), am Generali-Center auf der Mariahilfer Straße 77-79 in Wien 6 (1970-1976) und an der Errichtung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien 9 (ab 1968). Sein bekanntestes Bauwerk ist aber der Donauturm auf dem WIG-Gelände in Wien 22 (1961-1964).

Josef Wenz - Josef Wenz (1915-1982) begann bereits vor dem Zweiten Weltkrieg sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Wien, musste es jedoch wegen seines Einzuges zur Wehrmacht unterbrechen. Nach seiner Rückkehr aus Stalingrad 1947 beendete er das Studium und begann als Architekt zu arbeiten, wobei er vor allem für die Bundesgebäudeverwaltung II (heute Teil der Bundesimmobiliengesellschaft) tätig war, für die er etwa Kasernenbauten in Wien Meidling und in Spratzern-St Pölten konzipierte.

Anny Beranek - Anny Beranek (geb. Langer, 1914-1998) studierte ab 1934 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war sie unter anderem an den Entwürfen der Wohnhausanlage Arltgasse 2-16 in Wien 16 (1931-1956) beteiligt.

Franz Wosatka - Franz Wosatka (1900-1973) studierte ab 1920 bei Franz Krauss an der Akademie der bildenden Künste Wien. Unter anderem entwarf er für die Gemeinde Wien zusammen mit Bruno Tinhofer das Wohnhaus Laurenzgasse 14-18 in Wien 5 (1950/51).

Anton Siegl - Anton Siegl (1902-1971) studierte von 1934 bis 1939 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Gemeinsam mit Josef Zimmel plante er für die Gemeinde Wien etwa die Wohnhausanlagen Friedrich-Engels-Platz 17 in Wien 20 (1949-1951) und Schelleingasse 28-30 in Wien 4 (1952/53).

Otto Nobis - Otto Nobis (1914-2000) studierte bis 1941 an der Technischen Hochschule Wien. Bis 1945 arbeitete er im Büro von Siegfried Theiß an der Ausführung von Bunker- und Wehrbauten. Im Anschluss ging Nobis eine Bürogemeinschaft mit Alfred Dreier ein. Nach ihren Plänen erfolgte unter anderem der Wiederaufbau der Ankerbrot-Werke in Wien 10 (Absberggasse 35) und des "Hauses der Barmherzigkeit" in Wien 18 (Vinzenzgasse 2-6). Otto Nobis war ab 1964 auch maßgeblich am Bau des Schwesternheims und des neuen Wiener AKH in Wien 9 (Lazarettgasse) beteiligt.