Sechshauser Straße 94-96
Sechshauser Straße 94-96
Sechshauser Straße 94-96, 1150 WienBaujahr: 1973-1975
Wohnungen: 18
Architekt: Friedrich Rollwagen
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt am Rande des historischen Gebietes "Braunhirschen", dessen Besiedelung (um 1800) auf den Tuchfabrikanten und Pottasche-Erzeuger Franz Wenzel Dadler zurückgeht. Auf dem Baugrund Sechshauser Straße 94-96 befand sich ursprünglich die Betriebsanlage der Firma "H. Besel und Co., Fabrik zur Erzeugung von Gurkenkonserven, Sauerkraut und ähnlichem".
Die Architektur
Die Wohnhausanlage mit Ost-West-Orientierung besteht aus einem Baublock, der hinter der Baufluchtlinie der Sechshauser Straße errichtet wurde, und wird über zwei Stiegenhäuser und Aufzüge erschlossen. Die durch blockartige Vor- und Rücksprünge bestimmte Architektur berücksichtigt sowohl die frontale Ansicht an der Sechshauser Straße als auch jene an der Ecke Sechshauser Straße/Dreihausgasse aus. Im Erdgeschoß der vierstöckigen Anlage sind drei Geschäftslokale untergebracht. Nach oben hin wird das Gebäude durch ein Terrassengeschoß abgeschlossen. Unter dem begrünten Hof liegt eine Tiefgarage mit Stellplätzen für 13 PKW, die über die Dreihausgasse befahrbar ist.
Der Name
Die Wohnhausanlage selbst hat keinen eigenen Namen. Die Sechshauser Straße, ehemals Reindorfer Straße, Rudolfsheimer bzw. Sechshauser Hauptstraße, wurde 1894 nach dem Stadtteil Sechshaus benannt.
Architekten
Friedrich Rollwagen - Friedrich Rollwagen (1922-2005) schloss sein Architekturstudium 1946 mit der 2. Staatsprüfung an der Technischen Hochschule Wien ab. 1952 erlangte er die Ziviltechnikerbefugnis und war in der Folge, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Architekt, Bauanwalt der Evangelischen Kirche in Österreich (bis 1988). Für diese realisierte er in ganz Österreich zahlreiche Kirchengebäude, wie etwa auch die Auferstehungskirche samt Gemeindezentrum in Wien 7, Lindengasse 44 (mit Henry Lutz, 1959-1962). Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlage Plenergasse 12-14 in Wien 18 (1954-1956) und zusammen mit Hanns Miedel jun. den Stefan-Achatz-Hof in Wien 11, Kaiser-Ebersdorfer Straße 332 (1957-1959). Zudem war Friedrich Rollwagen Präsident der Ingenieurskammer für Wien, NÖ und Burgenland (ca. 1970-1980) und Präsident des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen Österreichs (ca. 1980-1990). Auf seine Initiative hin wurde für die ursprünglich als rein technokratisches Projekt konzipierte Donauinsel ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.