Heinickegasse 3
Heinickegasse 3
Heinickegasse 3, 1150 WienBaujahr: 1985-1986
Wohnungen: 13
Architekt: Rudolf Foltin
Wohnen in Wien
Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.
Geschichte
Auf dem Grundstück Heinickegasse 3 befand sich ursprünglich ein im Jahr 1893 errichtetes Städtisches Volksbad. Das dreigeschoßige Gebäude wurde 1981 abgerissen. Volksbäder waren in Wien seit Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden, um die hygienischen Zustände in den Massenquartieren der Wiener Arbeiter zu verbessern. Da die Bäder sehr günstig waren, herrschte bald reger Andrang auf die in ganz Wien vorhandenen Einrichtungen. Bademeister kontrollierten den Betrieb, so etwa die maximale Duschzeit, die auf 30 Minuten begrenzt war.
Die Architektur
Die Baulückenverbauung erfolgte im Anschluss an das Stadterneuerungsgebiet Storchengrund und wurde mit Verkehrsberuhigungsmaßnahmen kombiniert. Das Wohnhaus grenzt links an einen berühmten Gemeindebau der Zwischenkriegszeit, die von Anton Brenner entworfene "Wohnmaschine" in der Rauchfangkehrergasse 26/Heinickegasse 1, rechts an eine als Wohnhaus adaptierte Schule. Die äußere Gestaltung des Hauses unterscheidet sich stark von der typischen Formensprache der Gemeindebauarchitektur der ersten Nachkriegsjahrzehnte, die großteils von schmucklosen, glatt verputzten Fassaden bestimmt war. Diese Fassade ist zwar ebenfalls nur glatt verputzt, von der Sockelzone bis ins Dach zieht sich jedoch ein rotes Flächenmuster, das den Bau zum Blickfang in der Straßenzeile macht. Diese Muster erinnert wohl nicht zufällig an die dem Karl-Marx-Hof vorgelagerten Tor- und Balkonzonen. Im Erdgeschoß der Anlage befinden sich eine behindertengerechte Wohnung, ein PKW-Einstellraum, ein Fahrrad- und Kinderwagenraum sowie ein Kinderspielraum. Über eine hofseitige Stiege werden die vier Obergeschoße mit jeweils drei Wohnungen erschlossen.
Der Name
Die Heinickegasse, ehemals Braunhirschengasse, wurde 1894 nach dem Begründer des Taubstummenunterrichtes Samuel Heinicke (1729-1790) benannt. In Leipzig gründete Heinicke 1778 das "Chursächsische Institut für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen".
Architekten
Rudolf Foltin - Rudolf Foltin (geb. 1955) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Für die Gemeinde Wien plante er das Wohnhaus Heinickegasse 3 in Wien 15 (1985/86).