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Paletzgasse 17

Fakten

Paletzgasse 17

Paletzgasse 17, 1160 Wien

Baujahr: 1930-1931

Wohnungen: 82

Architekt: Josef (Jaroslav) Bayer

Weitere Adressen

Lienfeldergasse 76, 1160 Wien

Redtenbachergasse 65-69, 1160 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnhausanlage in der Paletzgasse 17 wurde 1930 nach den Plänen des Architekten Josef Bayer mit 85 Wohneinheiten und zwei Geschäftslokalen errichtet. Heute verfügt das komplett sanierte Haus über 70 Wohnungen auf fünf Stiegen. Im Innenhof gelangt man über ein paar Stufen zu einer etwas erhöht angelegten, kleinen Erholungszone mit Sitzbänken und einem Spielplatz. Auf allen fünf Stiegen wurden moderne Aufzuganlagen eingebaut.

Die Architektur

Die vorgezogenen Stiegenhausachsen der U-förmigen Blockverbauung wurden mit dem Anbau von Liftschächten zu vertikal verglasten Erschließungstürmen erweitert, die die Hauptfront der Wohnhausanlage unterteilen. Diese Aufzuganlagen können barrierefrei direkt von der Straße betreten werden. An der rechten Seite springt ein vierachsiger Risalit vor, der die abgestufte Wirkung der Fassade verstärkt. Markante Brüstungs- und Sturzgesimse fassen die Fenster und Balkone bandartig zusammen, der Ecktrakt und die breite Balkonpartie wurden zusätzlich durch Klinker dynamisiert. Klinkerfelder prägen auch den Gebäudesockel, den oberen Abschluss der Fassade bildet ein weit auskragendes Dachgesims. Durch den von Pilastern flankierten Eingangsbereich gelangt man in den Innenhof, dessen Fassade durch risalit- und erkerartige Vorbauten, Gitterbalkone, Loggien und Gesimse gegliedert wird. Auf dem begrünten Plateau, das den Großteil des Gartenhofes einnimmt, wurden Spielgeräte und Sitzbänke aufgestellt. Der Kontrast zwischen der weißen Hauswand und den farblich hervorgehobenen Gestaltungselementen belebt die Außen- und Hoffassaden der Wohnhausanlage. Dieses Konzept wurde auch mit dem benachbarten Kommunalbau in der Paletzgasse 15 abgestimmt.

Der Name

Seit 1886 heißt die Straße Paletzgasse, benannt nach dem Pfarrer und Dechant von Hütteldorf und Ottakring, Emanuel Paletz (1816-1900). 1868 rief er die so genannte Kinderbewahrungsanstalt in Ottakring ins Leben. In Wien-Döbling wurde auch die Paletzallee nach ihm benannt.

Architekten

Josef (Jaroslav) Bayer - Josef (Jaroslav) Bayer (1889-1979) studierte an der Kunstakademie in Sofia, anschließend in Wien an der Technischen Hochschule und an der Akademie der bildenden Künste, wo er 1915 seinen Abschluss machte. Vom Werk Bayers sind heute nur wenige Gebäude bekannt, die aber allesamt für die Gemeinde Wien enstanden; unter anderem die Wohnhausanlagen Sechsschimmelgasse 19 (Wien 9, 1925; gemeinsam mit Hartwig Fischel), Petzvalgasse 3 (Wien 4, 1928/29) und Paletzgasse 17 (Wien 6, 1930).