Ganglbauergasse 4-12
Ganglbauergasse 4-12
Ganglbauergasse 4-12, 1160 WienBaujahr: 1930-1931
Wohnungen: 120
Architekt: Heinrich Vana
Weitere Adressen
Hyrtlgasse 5-13, 1160 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Die große Wohnbauanlage zwischen Ganglbauergasse und Hyrtlgasse wurde in den Jahren 1930 und 1931 nach den Plänen des Architekten Heinrich Vana erbaut. Das Haus verfügte damals über 125 Wohneinheiten, ein Geschäftslokal und eine Bücherei. Nach einigen Wohnungszusammenlegungen sowie dem Ausbau der Dachfläche sind es heute 107 Wohnungen. Im Zuge einer umfassenden Sanierung des gesamten Komplexes wurden alle zehn Stiegen mit Aufzügen ausgestattet.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage besteht aus zwei lang gestreckten, rechteckigen Baukörpern in der Ganglbauergasse und in der Hyrtlgasse. Zwischen den parallel angeordneten Wohnblöcken befindet sich ein großzügiger parkähnlicher Hof. Jeweils ein Portal führt von beiden Straßenzügen aus in den Hof, auch die zehn Stiegen sind von hier aus begehbar. Um das Richtung Norden abfallende Gelände auszugleichen, wurden die beiden Baukörper in jeweils drei Einheiten unterteilt. Dadurch entsteht eine stufenförmige Dachlandschaft, die teilweise mit Gaupen versehen ist. An der Fassade in der Ganglbauergasse fassen Sohlbankgesimse mehrere Fensterachsen der mittleren Gebäudeeinheit auf drei Geschoßen zusammen. Dies ist die einzige Dekoration an der sonst schlicht gehaltenen Fassade. In der Hyrtlgasse strukturieren Gitterbalkone von unterschiedlicher Breite die Fassade. Beiden Bauteilen gemeinsam ist die Gestaltung der Sockelzone: Sie hebt sich durch ihre dunkle Farbe von den hellen Obergeschoßen ab und wird von einem Sockelgesims begrenzt.
... und die Kunst
Im großen Innenhof der Wohnhausanlage befindet sich eine Stele mit ländlichen Motiven.
Der Name
Die Ganglbauergasse ist nach dem Kirchenmann Cölestin Josef Ganglbauer (1817-1889) benannt. Von 1876 bis 1881 war er Abt des Benediktinerstiftes Kremsmünster, 1881 wurde er Erzbischof von Wien. Die Hyrtlgasse erhielt ihren Namen nach dem Arzt Prof. Josef Hyrtl (1810-1894), der durch seine wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der vergleichenden Anatomie bekannt wurde.
Architekten
Heinrich Vana - Heinrich Vana (1889-1967) studierte nach seinem Kriegsdienst von 1920 bis 1923 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Bereits ab 1924 war er als selbstständiger Architekt für die Stadt Wien tätig, für die er auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem Sohn Kurt Vana mehrere Wohnbauprojekte realisierte.