Haberlgasse 86
Haberlgasse 86
Haberlgasse 86, 1160 WienBaujahr: 1973-1975
Wohnungen: 18
Architekt: Günther Oberhofer, Josef Krawina
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Anstelle eines Wohnhauses aus den 1850er-Jahren wurde in den Jahren 1973-1975 nach den Plänen der Architekten Josef Krawina und Günther Oberhofer eine Wohnhausanlage mit 18 Wohnungen errichtet. Da die dichte Verbauung des 16. Bezirks die Errichtung von öffentlichen Grünerholungsflächen nur schwer zulässt, hat man bei der Planung dieser Anlage alternative Wege beschritten: eine Dachgartenanlage erweitert den Wohnraum der Mieter.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage in der Haberlgasse 86 gliedert sich grob in drei vertikale Baueinheiten. Die mittlere Achse umfasst vier breite Fensterachsen und tritt leicht hinter die flankierenden Seiten, die aus zwei breiten Fensterachsen gebildet werden, zurück. Durch einen Mittelrisalit im Zentrum des Gebäudes gewinnt der Bau zusätzlich an Plastizität. Im Sockelgeschoß befinden sich links und rechts von diesem auch der Hauseingang beziehungsweise der Zugang zu den Versorgungsräumen. Markantes Merkmal der Wohnhausanlage sind die unterschiedlich großen roten Fenster, die die schlichte Fassade trotz der breiten Fenstergruppen etwas unruhig erscheinen lassen. Fast könnte man annehmen, es hier mit sehr vielen unterschiedlichen Geschoßhöhen zu tun zu haben. Bei genauerer Betrachtung ist aber nur der mittlere Bauteil etwas erhöht. Sonst schließen die Fenstergruppen - hier sind vier bis sechs Fenster zu einer Einheit verschmolzen - innerhalb der drei Baueinheiten jeweils auf gleicher Höhe ab. Am begehbaren Flachdach gibt es einen Wirtschaftsbereich und eine Gartenterrasse. Elemente dieser Dachlandschaft sind an der Hauptfassade in Form von zwei Balkonen links und rechts vom Mittelrisalit und einem Glasgeländer direkt darüber sichtbar.
... und die Kunst
Im Gartenhof der Wohnhausanlage befindet sich die Metallplastik "Architektonischer Körper" von Gerhardt Moswitzer-Hewiach. Der Künstler wurde 1940 in Maria Lankowitz/Steiermark geboren. Er lebt und arbeitet in Wien und hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den Preis der Theodor-Körner-Stiftung (1966), den Preis der Stadt Wien für Bildhauerei (1981) und den Josef Krainer-Preis (1998).Dieses Kunstwerk wird ab dem 2. Juli 2013 bis zum 4. Jänner 2014 in der Ausstellung "Die 70er Jahre" im MUSA - Museum auf Abruf zu sehen sein. Die Plastik wird im Bereich vor dem Museum in der Felderstraße neben dem Rathaus ausgestellt und nach Ende der Ausstellung in die Sammlung der Kulturabteilung integriert, da sie aus konservatorischen Gründen nicht mehr in den Außenraum versetzt werden kann.
Der Name
Die Haberlgasse wurde nach dem Kaufmann und Bürgermeister von Neulerchenfeld, Johann Haberl (1864-1882), benannt. Vor der offiziellen Umbenennung 1959 hieß der Straßenzug Reinhartgasse.
Architekten
Günther Oberhofer - Günther Oberhofer (geb. 1939) war nach dem Abschluss seines Architekturstudiums an der Technischen Universität Wien 1965 für verschiedene Architekturbüros tätig. 1978 gründete er sein eigenes Büro. Für die Stadt Wien realisierte er mehrere Projekte, darunter den Federico-Garcia-Lorca-Hof (Schliemanngasse 25, Wien 21, gemeinsam mit Wolfgang Eder) und das Wohnhaus Haberlgasse 86 (Wien 16, gemeinsam mit Josef Krawina).
Josef Krawina - Josef Krawina (geb. 1928) schloss 1955 sein Studium an der Technischen Universität Wien ab. Fünf Jahre später gründete er sein eigenes Atelier in Wien, 1983-1996 hatte er den Lehrstuhl für Entwerfen, Baukonstruktion und Baupraxis an der Technischen Universität Berlin inne. Er gestaltete das Karl-Renner-Denkmal an der Wiener Ringstraße (Porträtkopf von Alfred Hrdlicka) und zeichnet für die Architektur des berühmten Hundertwasserhauses (Wien 3) verantwortlich. Für das Wohnbauprogramm der Stadt Wien entwarf er gemeinsam mit Günther Oberhofer eine Anlage in der Haberlgasse 86 (1973-75, Wien 16).