Friedrich-Kaiser-Gasse 18-24
Friedrich-Kaiser-Gasse 18-24
Friedrich-Kaiser-Gasse 18-24, 1160 WienBaujahr: 1975-1977
Wohnungen: 41
Architekt: Johannes Lust
Weitere Adressen
Abelegasse 21, 1160 Wien
Blumberggasse 12, 1160 Wien
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Aus dem Jahr 1875 liegt eine Baubewilligung für den Aufbau eines einen Stock hohen Seitentraktes an ein bereits bestehendes Haus auf dem Areal des heutigen Gemeindebaus vor. Dieser Vorgängerbau wurde 1898 mit der Errichtung eines offenen Schuppens sowie 1922 durch Zubau eines Pferdestalles noch zusätzlich erweitert. Das bereits in den 1950er-Jahren zweimal wegen enormer baulicher Mängel beanstandete Althaus mit 10 Wohnungen musste 1966 endgültig abgebrochen werden. In den Jahren 1975 - 1977 errichtete die Gemeinde Wien die heute bestehende Wohnhausanlage.
Die Architektur
Die schlichte Wohnhausanlage aus den 1970er-Jahren gliedert sich in einen langen 18-achsigen Baublock entlang der Friedrich-Kaiser-Gasse und einen zweiten kleinen fünfachsigen Baukörper gegen die Abelegasse. Ein schmaler, gegen die Blumberggasse offener Hof mit Baumbestand verbindet diese beiden Bauteile. Die glatte Hauptfassade des fünfgeschoßigen Wohnbaus mit Staffelgeschoß und gegen den Hof vorgelagerter Terrasse wird durch Gruppen von schlicht eingeschnittenen zwei- und dreiflügeligen Fenstern gegliedert. Die unterschiedliche Farbgebung rhythmisiert den Bau und betont zudem die Achsen mit den dreiflügeligen Fenstern. Zusätzlich teilt ein heller Raster die Fassade geschoßweise in einzelne Kompartimente. Mit Hilfe der farblichen Absetzung und Trennung durch eine horizontale Nut wird das Erdgeschoß als Sockelzone definiert.
Der Name
1894 wurde die damalige "Lange Gasse" nach dem Dramatiker, Schauspieler und 1848er-Revolutionär Friedrich Kaiser (1814 - 1874) umbenannt. Von ihm sind über 150 Stücke bekannt, die er vor allem für das Theater an der Wien und das Carltheater verfasst hat.
Architekten
Johannes Lust - Johannes Lust (1900-1979) studierte an der Technischen Hochschule Wien und machte sich nach ersten Erfahrungsjahren im elterlichen Baumeisterbetrieb bereits 1928 als Architekt selbstständig, wobei er sich vor allem während des Zweiten Weltkrieges dem Industriebau widmete. Von 1945 bis 1949 arbeitete Johannes Lust als Leiter der Bauabteilung in der Brauerei Schwechat. 1951 wurde er Mitglied der neu gegründeten und für die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne zuständigen Stadtplanungskommission. Johannes Lust gehörte zudem von 1949 bis 1969 dem Wiener Landtag und dem Gemeinderat an. Von 1954 bis 1968 stand er als Präsident der Ingenieurskammer vor und war maßgeblich an der Entstehung des österreichischen Ziviltechnikergesetzes beteiligt. Zu seinen Bauten zählen unter anderem das Gebäude der Ingenieurskammer in Wien 4, Karlsgasse 9 (1966), sowie die Wohnhausanlage Friedrich-Kaiser-Gasse 18-24 in Wien 16 (1975-1977).