Hueber-Hof
Hueber-Hof
Quellenstraße 24b, 1100 WienBaujahr: 1930-1931
Wohnungen: 464
Architekt: Heinrich Schopper, Alfred Chalusch
Weitere Adressen
Steudelgasse 5-17, 1100 Wien
Erlachgasse 49-51, 1100 Wien
Wilczekgasse 6, 1100 Wien
Erlachgasse 49-51, 1100 Wien
Wilczekgasse 6, 1100 Wien
Steudelgasse 5-17, 1100 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung setzte hier erst mit der Errichtung des Arsenals (1849 - 1856), des Südbahnhofes (1867 - 1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße ein, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken starken Aufschwung erhielten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gebiet bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit vorwiegend viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken auf den noch unverbauten Flächen entlang der Quellenstraße, wie etwa der nahe liegenden Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstum. Auf den noch freien Rasterparzellen wurden in der Zwischenkriegszeit weitläufige Wohnhausanlagen errichtet.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage erstreckt sich in Blockrandverbauung über ein von vier Straßen umschlossenes Feld in der rasterförmigen Verbauung von Favoriten. Die Mittelpartie der symmetrisch aufgebauten Hauptfront an der Quellenstraße wird durch drei Balkonachsen markiert. Hier befindet sich auch der dreiteilige, mit Klinker massiv gerahmte Haupteingang zum Innenhof. Breite Klinkerbänder binden zudem die Balkone aneinander und heben diesen Fassadenabschnitt zusätzlich hervor. Etwas abgesetzt davon sind zwei Geschäftslokale im Erdgeschoß eingelassen, deren große Öffnungen von einem schlichten Gesims verdacht werden. Zurück versetzte und um ein Geschoß höhere Eckbauteile leiten zu den mit Balkonen besetzten Seitenfronten über, die aufgrund des abfallenden Geländeniveaus zur Erlachgasse mehrmals abgestuft sind. Auch hier setzen dem Geländeniveau folgende Klinkergesimse dezente dekorative Akzente und betonen die zurück versetzten Mittelpartien mit den Hofdurchgängen. Im Durchgang an der Wilczekgasse wurde die Einfahrt zur 1989 eingebauten Tiefgarage eingerichtet. Die Rückfront zur Erlachgasse erhält durch symmetrisch angelegte Höhenstufungen eine äußerst belebte Dachsilhouette. Im großen Geviert des Innenhofes wurden drei freistehende Wohntrakte errichtet, deren reduziert geformte Baumassen ebenfalls durch geknickte Klinkergesimse strukturiert werden. Die langen Hoffronten sind zudem mit Balkonen besetzt, deren geschwungene Form in den Ecken der vorspringenden Gebäudeteile besonders bemerkenswert sind.
... und die Kunst
1953 enthüllte Bundespräsident Theodor Körner im Hof der Anlage ein von Mario Petrucci geschaffenes Denkmal zu Ehren von Anton Hueber (1861-1935).
Der Name
Benannt ist die Wohnhausanlage nach dem Gewerkschaftspionier Anton Hueber (1861 - 1935). Der aus Böhmen stammende Hueber erlernte in Wien zunächst das Drechslerhandwerk und schloss sich bald der sozialdemokratischen Bewegung an. 1895 wurde er zum leitenden Sekretär der Gewerkschaftskommission gewählt. In den folgenden Jahren bemühte er sich um den Zusammenschluss aller Gewerkschaften. 1928 wurde schließlich der Bund der Freien Gewerkschaften Österreichs gebildet, der ihn zum Vorsitzenden wählte. Als Gewerkschaftsführer setzte sich Hueber für den Abschluss von Kollektivverträgen ein und hatte maßgeblich Anteil an der sozialpolitischen Gesetzgebung der Ersten Republik.
Architekten
Heinrich Schopper - Heinrich Schopper (1881-1952) besuchte die Meisterschule Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1915 gründete er eine Bürogemeinschaft mit Julius Chini, 1924 dann eine mit Alfred Chalusch, in der bis 1930 vier Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien entstanden. 1926 adaptierte er das Kurtheater in Reichenau/Rax und richtete es neu ein.
Alfred Chalusch - Alfred Chalusch (1883-1957) besuchte die Meisterschule Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste Wien. Die Dokumentation seines Werks ist nicht sehr umfangreich. 1924 gründete er mit Heinrich Schopper eine Bürogemeinschaft, in der bis 1930 vier Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien entstanden. Sein einziges nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenes Bauwerk ist die Wohnhausanlage in der Wehlistraße 40, Wien 20.