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Comeniusgasse 2

Fakten

Comeniusgasse 2

Comeniusgasse 2, 1170 Wien

Baujahr: 1963-1965

Wohnungen: 112

Architekt: Franz Andel, Manfred Wild, Erich Bauer

Weitere Adressen

Rötzergasse 65, 1170 Wien

Hernalser Hauptstraße 122, 1170 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Nach Abbruch der Althäuser ließ die Gemeinde Wien unter Zusammenlegung mehrerer Parzellen diese Wohnhausanlage errichten. Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoß der Stiege 2 Räumlichkeiten für eine Polizeidienststelle. Der restliche Baubestand ist - bis auf kleinere Umbauten - bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage erstreckt sich in geschlossener Bauweise entlang der Rötzergasse, der Comeniusgasse und der Hernalser Hauptstraße auf einem nicht ganz rechteckigen Grundstück. Die drei Trakte umgeben nahezu U-förmig eine große, parkähnliche Hofanlage. Die neun vierstöckigen Stiegenhäuser können über die Comeniusgasse bzw. die Rötzergasse betreten werden. Der schlichte, zurückversetzte Mitteltrakt in der Comeniusgasse wird von zwei vortretenden Eckverbauungen als Abschluss der beiden Seitentrakte umrahmt. In der Hernalser Hauptstraße ist diese Eckzone über der als Geschäftsfläche ausgebauten Sockelzone glatt und blockhaft gehalten und mit Balkonen zur Comeniusgasse hin ausgestattet. Besonders interessant ist die monumentale Gestaltung an der Ecke zur Rötzergasse - eine Verlängerung des linken Seitentraktes durch ein kubisches Element. Oberhalb der Sockelzone ist dieser Bauteil zweigeteilt: Die dem Mittelteil zugewandte Seite ist durch Loggien nach innen geöffnet, die außen liegende Seite, ein würfeliger Vorsprung, schließt die Fassade ab. Ein durchgängiges, ausladendes Dachgesims bekrönt den Eckblock. Das Hauptgesims des Mitteltraktes hingegen ist schmal und entsprechend dem zu überwindenden Höhenunterschied dreifach abgestuft. Interessante Differenzierungen in Größe und Anordnung der Fenster lockern die Fassade des lang gestreckten Mittelteils auf und vermitteln Dynamik. Dunkle Keramikfließen umgeben die Eingangsbereiche und Durchgänge. Auf eine weitere Gliederung des Mitteltraktes wurde verzichtet. Anders präsentiert sich das Gebäude in der Rötzergasse: Dort schaffen über alle Geschoße reichende, vertikale Einschübe über den Stiegenzugängen eine klare Struktur und unterteilen die weitläufige Fassade in regelmäßige Einheiten. Dachaufbauten über den farblich differenzierten, teilverglasten Gliederungselementen betonen dies zusätzlich. Das Dachgesims ist auch hier mehrfach abgestuft. An den Hofseiten ähnelt die Gestaltung der Fassaden jener in der Rötzergasse. Die meisten Wohnungen verfügen über hofseitige Balkone. Eine Durchfahrt in der Rötzergasse führt zu PKW-Stellplätzen, der gegenüberliegende Parkplatz in der Pezzlgasse 71 kann mitbenützt werden.

Der Name

Die Comeniusgasse wurde 1972 nach Johannes Amos Comenius - ursprünglich Jan Amos Komenský - (1592-1670) benannt. Der Geistliche, Pädagoge und Volkserzieher war in der tschechischsprachigen Haupt- und Volkschule des Schulvereins Komenský der tschechischen Volksgruppe in Wien tätig. Ein Teil der Comeniusgasse hieß zuvor Ferchergasse.

Architekten

Franz Andel - Franz Andel (1919-1991) studierte mit Unterbrechungen von 1941 bis 1948 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Wien und ebendort 1956/57 auch Architektur. Gemeinsam mit Manfred Wild und Erich Bauer plante er für die Gemeinde Wien etwa die Wohnhausanlage Comeniusgasse 2 in Wien 17 (1963-1965).

Manfred Wild - Manfred Wild (1929-2000) studierte von 1948 bis 1953 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1956 die 2. Staatsprüfung ablegte. Gemeinsam mit Franz Andel und Erich Bauer plante er etwa die Wohnhausanlage Comeniusgasse 2 in Wien 17 (1963-1965).

Erich Bauer - Erich Bauer (1925-1995) studierte von 1946 bis 1951 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer Wohnhäuser beteiligt, wie etwa an den Anlagen Comeniusgasse 2 in Wien 17 (1963-1965) und Zanaschkagasse 14 und 16 in Wien 12 (1976-1980).