Herbert-Böhm-Hof
Herbert-Böhm-Hof
Studenygasse 7-11, 1110 WienBaujahr: 1966-1967
Wohnungen: 258
Architekt: Wiener Stadtbauamt, MA19
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Bis in die 1960er-Jahre war Simmering ein zum Teil von großindustriellen Anlagen und vor allem im Bereich Kaiser-Ebersdorf von Nutzgärten geprägter Bezirk. Erst die Errichtung großer Wohnhausanlagen auf ursprünglich zum Gemüseanbau genutzten Flächen urbanisierte dieses Gebiet und band es stärker an das Stadtzentrum an. Der Herbert-Böhm-Hof wurde auf den ehemaligen Feldern der "Gärten unter der Kirche" angelegt. An der Rückseite grenzen die Wohnhäuser an den Seeschlachtweg und einen begrünten Erdwall. Hier floss bis 1976 ein kleines Gewässer, der so genannte Seeschlachtgraben, ein Seitenbach der Schwechat. Er markierte die Grenze zwischen den Ortschaften Simmering und Kaiser-Ebersdorf. Seine Bezeichnung sollte nicht an eine Seeschlacht erinnern, sondern rührt von seinem einst unregulierten Lauf her: Der Bach trat immer wieder über die Ufer und bildete einen "See", weshalb er "eingeschlachtet" (reguliert) werden musste. 1976 wurde er auf Gemeinderatsbeschluss zugeschüttet.
Die Architektur
Die in Zeilenbauweise konzipierte Wohnhausanlage besteht aus vier je vier Hauptgeschoße umfassenden Wohnblöcken, die parallel zu Kaiser-Ebersdorfer-Straße liegen, und zwei quer dahinter stehenden Blöcken mit je neun Hauptgeschoßen. Die vier niedrigen Häuser wurden mit vorgefertigten Platten errichtet, wie auch an der gleichförmigen Durchgestaltung der Fassaden zu erkennen ist. Die zum Teil paarweise angeordneten Balkonachsen an den Süd- und den Stirnseiten sind leicht hinter die Fassadenflucht versetzt. Sie reichen weit in den Grünraum hinein und sind mit Welleternit verkleidet. Die nach Norden ausgerichteten Eingangsfronten werden durch die Glasbänder der Stiegenhäuser gegliedert.Die beiden hohen gemauerten Blöcke beherbergen jeweils drei Stiegenhäuser. Auch sie sind großzügig mit Balkonen ausgestattet. Mehrere Achsen großer und kleiner Fenster strukturieren die glatten Putzfassaden. Der Zugang erfolgt über die Aufzugstürme an den nach Westen ausgerichteten Fronten. Sie durchschneiden das dezente, abschließende Dachgesims und setzen so zusammen mit den an den Stirnseiten liegenden Backstein-Rauchfangschächten dominant vertikale Akzente.
... und die Kunst
In der Grünanlage zwischen den beiden hohen Blöcken steht die von Heinrich A. Deutsch geschaffene Skulptur "Aphorismus" (1966/67).
Der Name
Eine Gedenktafel erinnert an Herbert Böhm (1927-2000), nach dem die Wohnhausanlage benannt ist. Er war viele Jahre lang Bezirksrat und von 1969 bis 1978 Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Simmering.
Architekten
Wiener Stadtbauamt, MA19 - -