Albrecht-Konecny-Hof
Albrecht-Konecny-Hof
Schöffelgasse 69, 1180 WienBaujahr: 1931-1932
Wohnungen: 64
Architekt: Franz Wiesmann
Weitere Adressen
Höhnegasse 7-11, 1180 Wien
Bastiengasse 8-12, 1180 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
In diesem locker verbauten Gebiet wurden in den späten 20er- und früher 30er-Jahren eine ganze Reihe kleinerer und mittelgroßer Gemeindebauten errichtet. Dadurch ermöglichte man Bevölkerungsgruppen, für die das bis dahin kaum möglich gewesen wäre, das Wohnen in Grünruhelage. Aufgrund der Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg wurden in den 1950er-Jahren in vielen Wiener Gemeindebauten die Dachgeschoße ausgebaut: Auch in diesem Haus konnten durch diese Maßnahme zusätzliche Wohnungen geschaffen werden. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Die Architektur
An dieser Stelle wurden insgesamt drei Parzellen verbaut; die hier errichtete Wohnhausanlage ist in einem Blockraster so eingepasst, dass drei Straßenfronten einen mehreckigen Innenhof umschließen. In diesem parkähnlichen Garten fällt auf, wie stark das Gelände hier ansteigt. Die Straßen- wie auch Hoffassaden springen mehrfach vor und zurück, da der Architekt jedoch weitgehend auf dekorative Elemente verzichtete, ist die Wirkung dennoch eine ruhige. So weist das Gebäude auch durchwegs drei Geschoße auf, nur an der Kreuzung Bastiengasse und Schöffelgasse gestaltete Wiesmann einen Blickfang: Am tiefsten Punkt des Bauplatzes findet sich eine doppelturmartige Ecklösung. Diese wuchtige Erhöhung um ein bis zwei Geschoße wird durch die Gitterbalkone an der Ecke mit ihren schmalen Türen noch betont. Die Dachgesimshöhe dieses "Turmes" entspricht den am höchsten gelegenen Trakten und stellt somit eine Verbindung zwischen den Gebäudeteilen her.
... und die Kunst
Bemerkenswert sind die floralen Keramikappliken an der Straßenfassade, durch die diese ungewöhnliche Ecklösung zusätzlich akzentuiert wird.
Der Name
Die Schöffelgasse (vorher: Lidlgasse, ursprünglich Reformvereinsgasse) wurde 1912 nach Josef Schöffel (1832-1910), Offizier, Bürgermeister von Mödling, Landtagsabgeordneter benannt. Er rettete mit einer Pressekampagne den Wienerwald nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen (der Holzverkauf sollte die Staatsfinanzen aufbessern) vor der Abholzung. Prof. Albrecht Karl Konecny wurde 1942 in Wien geboren. Er war Abgeordneter zum Nationalrat und lange Jahre Mitglied des Europäischen Parlaments, des Bundesrates sowie der österreichischen Delegation zur Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Zeitlebens war er engagierter Antifaschist und trat immer wieder gegen Rechtsextremismus auf. Konecny wuchs in Gersthof auf und trat während seiner Studienzeit am Institut für Rechtswissenschaften dem Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ) bei. Ab 1970 arbeitete er am Institut für empirische Sozialforschung (IFES), dessen Generalsekretär er wurde. In den Jahren 1979 bis 1986 war er Herausgeber und Geschäftsführer der „Neuen Arbeiter Zeitung“ und ab 1986 Chefredakteur der „Zukunft“. Er kämpfte als Politiker zeitlebens für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Solidarität. Am 27. Jänner 2012 nahm er – am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust – an einer Protestkundgebung gegen den Wiener Korporationsball teil. Für sein Engagement wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Am 25. August 2017 starb er in Wien.
Architekten
Franz Wiesmann - Franz Wiesmann (1888-1959) studierte von 1907 bis 1913 an der Technischen Universität Wien. Nachdem er eine kurze Zeitspanne als freier Architekt in Baden tätig gewesen war, erhielt er 1914 eine Anstellung am Wiener Stadtbauamt und gehörte diesem bis zu seiner Pensionierung an. Zahlreiche Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit entstanden nach seinen Plänen.