Paulinengasse 13
Paulinengasse 13
Paulinengasse 13, 1180 WienBaujahr: 1950-1952
Wohnungen: 27
Architekt: Wilhelm (Willi) Reichel, Hans Riedl
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Auf dem Gelände des ehemaligen Czartoryskiparks wurde bereits in der Zwischenkriegszeit eine größere Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, der Lindenhof, errichtet. Nach 1945 entstanden hier zwei weitere Gemeindebauten, nämlich Paulinengasse 13 und Simonygasse 2B. Einige Jahre später wurde anstelle des Czartoryski-Palais in der Währinger Straße noch die Hans-Radl-Schule erbaut.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage besteht aus zwei Kleinwohnungshäusern. Das von der Straße aus linke wurde an der Baulinie errichtet und umfasst zwei Stiegen, außerdem sind in diesem Gebäude unter Ausnützung des Geländegefälles zwei Geschäftslokale mit Nebenräumen vorgesehen. Das rechte Haus wurde rund zehn Meter hinter die Baulinie gerückt und weist eine Stiege auf. Dazwischen liegt ein begrünter Vorplatz mit Altbaumbestand, der vom Straßenniveau über einige Stufen zu erreichen ist. Die Hauseingänge weisen eine leichte Trichterform auf, wodurch ein "Zug nach innen" entsteht; diese Einladung zum Betreten des Hauses wird durch die schützenden Vordächer über den Toren noch verstärkt. Dahinter führt jeweils ein zentral gelegenes Stiegenhaus in die oberen Stockwerke. Die Sockel, welche ebenso wie die Vordächer, Türpfosten und Balkonbodenplatten gröber und dunkler als die Mauerflächen verputzt wurden, springen leicht zurück. Beide Häuser haben an den Ost- und Südfassaden Balkone bzw. französische Fenster. An den Schmalseiten der beiden Häuser zur Paulinengasse findet sich jeweils nur eine Achse, die Mauerfläche wird beim linken Haus von einem Wandbild, beim rechten von einer Beschriftung eingenommen. Die Hauptfassade des rechten Hauses zum Vorplatz hin ist nahezu symmetrisch: ganz außen gibt es je eine Norm-Fensterachse, die beiden nächsten Achsen zur Mitte hin sind verbreitert, links mit französischen Fenstern, rechts mit Balkonen, in der Mitte sind normal breite Stiegenhausfenster. Das linke Haus hingegen weist eine streng symmetrische Anordnung der sechs Achsen zum Vorplatz hin auf.
... und die Kunst
Otto Rudolf Schatz schuf das Sgraffitowandbild "10.000 neue Gemeindewohnungen" mit der Inschrift: Gilt auch für rastloses Schaffen die runde Zahl nur als Zufall Trägt sie dennoch in sich sinnfällig Ansporn und Dank Sechsmal verstrich schon das Jahr und immerfort wuchsen die Mauern Bis zum zehntausendsten Mal Menschen bekamen ein Heim. Am oberen Ende des Stiegenaufganges finden sich die beiden Plastiken "Dogge" und "Jagdhund" von Heribert Rath.
Der Name
Durch die Eingemeindung von 1894 schienen viele Straßennamen in Wien nunmehr mehrfach auf, und mussten umbenannt werden. Diese Straße, welche vorher Mayergasse geheißen hatte, wurde 1894 in Paulinengasse umbenannt.
Architekten
Wilhelm (Willi) Reichel - Wilhelm (Willi) Reichel (geb. 1917) studierte von 1935 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien und besuchte ebendort 1951/52 auch die Meisterschule. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Paulinengasse 13 in Wien 18 (1950-1952) und Ottakringer Straße 188 in Wien 16 (1984/85).
Hans Riedl - Hans (Johann) Riedl (1920-1993) studierte von 1940 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa am Heinrich-Hajek-Hof in Wien 15, Oeverseestraße 13-19 (1954-1956), und der Anlage Engerthstraße 232-238 in Wien 2 (1963/64).