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Plenergasse 12-14

Fakten

Plenergasse 12-14

Plenergasse 12-14, 1180 Wien

Baujahr: 1954-1956

Wohnungen: 42

Architekt: Friedrich Rollwagen

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war dieses Gebiet des alten Währing vorwiegend landwirtschaftlich genutzt und erfreute sich bei den Wienern als Sommerfrische einiger Beliebtheit. Nach der Aufhebung des "Bauverbots aus fortifikatorischen Rücksichten" 1858 kam es hier zu einem wahren Bauboom und es vervielfachte sich die Bevölkerung in den folgenden Jahrzehnten, sodass 1890 ein dicht verbautes Gebiet in die Stadt Wien eingemeindet wurde. Bei der Errichtung dieses Hauses wurden zwei Parzellen zusammengelegt, wodurch sich der ungewöhnlich breite Grundriss ergab.

Die Architektur

Der Architekt schuf hier eine sehr eigenwillige und ungewöhnliche Lösung für die Verbauung der weitgehend regelmäßigen Parzelle: ein kleinerer Seitentrakt rechts an der Grundstücksgrenze weist mit seiner Schmalseite, wo auch ein Geschäftslokal vorgesehen wurde, zur Straße und erstreckt sich nach hinten. Im rechten Winkel schließt der Haupttrakt an, sodass sich ein spitzwinkelig zulaufender Vorgarten in dem dicht verbauten Gebiet ergibt. Offenbar handelt es sich bei dieser Straßenfront um eine Reaktion auf die Gestaltung des gründerzeitlichen Nebenhauses und dessen zeitgemäße Neuinterpretation. Bei beiden Gebäudeteilen wird das Erdgeschoß deutlich von den darüber liegenden Stockwerken abgesetzt; einerseits durch den gröberen Verputz, andererseits mittels eines durchlaufenden Gesimses. Darüber sind jeweils vier Obergeschoße angelegt sowie ein teilweise ausgebautes Dachgeschoß. Die Mansardfenster liegen genau mittig, während der Seitentrakt, die Anlage der Haustüre und die Anordnung der Fenster asymmetrisch vorgesehen sind. Durch die hellen Faschen werden die Fenster von der dunkler verputzten Fassade deutlich abgehoben.

... und die Kunst

An der Fassade zum Vorplatz ist am kleineren Seitentrakt das Mosaikwandbild "Himmel, Erde, Wasser" zu sehen, welches der bedeutende Wiener Graphiker Hermann Kosel (1896-1983) gestaltete.

Der Name

Diese Straße wurde 1888 nach dem Juristen Ignaz Edler von Plener (1810-1908) benannt, der als Handelsminister und Herrenhausmitglied ein Vorkämpfer der Liberalisierung im politischen Leben und der Wirtschaft war.

Architekten

Friedrich Rollwagen - Friedrich Rollwagen (1922-2005) schloss sein Architekturstudium 1946 mit der 2. Staatsprüfung an der Technischen Hochschule Wien ab. 1952 erlangte er die Ziviltechnikerbefugnis und war in der Folge, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Architekt, Bauanwalt der Evangelischen Kirche in Österreich (bis 1988). Für diese realisierte er in ganz Österreich zahlreiche Kirchengebäude, wie etwa auch die Auferstehungskirche samt Gemeindezentrum in Wien 7, Lindengasse 44 (mit Henry Lutz, 1959-1962). Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlage Plenergasse 12-14 in Wien 18 (1954-1956) und zusammen mit Hanns Miedel jun. den Stefan-Achatz-Hof in Wien 11, Kaiser-Ebersdorfer Straße 332 (1957-1959). Zudem war Friedrich Rollwagen Präsident der Ingenieurskammer für Wien, NÖ und Burgenland (ca. 1970-1980) und Präsident des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen Österreichs (ca. 1980-1990). Auf seine Initiative hin wurde für die ursprünglich als rein technokratisches Projekt konzipierte Donauinsel ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.