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Rudolf-Sarközi-Hof

Fakten

Rudolf-Sarközi-Hof

Springsiedelgasse 32, 1190 Wien

Baujahr: 1952-1954

Wohnungen: 181

Architekt: Heinrich Vana, Norbert Schlesinger

Weitere Adressen

Bernatzikgasse 2, 1190 Wien

Bernatzikgasse 1, 1190 Wien

Zerritschgasse 1-3, 1190 Wien

Springsiedelgasse 32a, 1190 Wien

Armbrustergasse 33, 1190 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

In der locker verbauten Gasse, die zum ehemaligen Wiener Vorort Heiligenstadt gehört, finden sich auf Höhe der Hausnummer 32 fast durchgängig und teilweise über die Böschung erhöht Villen aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts. Auf Nr. 28 steht die in den Jahren 1911 bis 1914 nach Plänen von Josef Hoffmann errichtete Villa Bernatzki, die von dem Großindustriellen und Ethnografen Adolf Bernatzki in Auftrag gegeben worden war. Der kubusförmige Baukörper mit Walmdach ist Richtung Garten mit einem halbrunden Erker ausgestattet. Den Hof des Wohnhauses Nr. 30 ziert eine unter Denkmalschutz stehende Stieleiche. Die Wohnhausanlage in der Springsiedelgasse zählt zu den größeren Siedlungen dieser Art, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Döbling errichtet wurden.

Die Architektur

Die in Hanglage errichtete Siedlung wird von vier Straßenzügen begrenzt. Der nahezu rechteckige Grundriss umfasst 15, teilweise in Zeilenbauweise ausgeführte Baublöcke mit insgesamt 19 Stiegen, die sich entlang dieser Straßenzüge gruppieren. Dazwischen liegt eine großzügige Grünraumfläche mit Durchgangsmöglichkeiten zu den einzelnen Stiegen. Die Baublöcke verfügen über jeweils zwei Hauptgeschoße und ein ausgebautes Dachgeschoß und sind teilweise mit Garagen ausgestattet. Bestechend ist die Gleichförmigkeit der Ausführung. Die Fensterreihen sind rhythmisch angeordnet und werden nur durch einzelne Balkone bzw. durch die halbstockversetzten Öffnungen der Stiegenhauskerne durchbrochen. Die Eingänge weisen einfache Verdachungen auf. Satteldächer mit zentrierten Dachgauben, lose oder in Verbänden aneinandergereiht, bilden den Abschluss. Treppen- und Mauerkonstruktionen überwinden das abfallende Terrain, während die großzügige Parkanlage zwischen den Baublöcken für ausreichend Begrünung sorgt.

... und die Kunst

Die gebürtige Südtiroler Malerin Joana Steinlechner-Bichler (1905-1992) schuf das Mosaikwandbild "Vögel" an der Stirnseite des Wohnblocks in der Bernatzkigasse. An der Gartenmauer des Nachbarhauses Springsiedelgasse 30 erinnert ein alter Bildstock an einen ehemaligen Grabstein aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts. Symbolhaft und reich an Reliefen, veranschaulicht er den Gnadenstuhl und die Hl. Maria Immaculata über dem Fegefeuer.

Der Name

Die Springsiedelgasse trägt diesen Namen seit 1910, davor hieß sie Springsiedelweg. Die Bezeichnung entwickelte sich aus einem historischen Flurnamen, der bereits weit vor seiner Benennung als einfacher Feldweg existierte.

Architekten

Heinrich Vana - Heinrich Vana (1889-1967) studierte nach seinem Kriegsdienst von 1920 bis 1923 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Bereits ab 1924 war er als selbstständiger Architekt für die Stadt Wien tätig, für die er auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem Sohn Kurt Vana mehrere Wohnbauprojekte realisierte.

Norbert Schlesinger - Norbert Schlesinger (1908-1980) absolvierte nach dem Besuch der Staatsgewerbeschulen in Reichenberg (Tschechien) und in Wien 1 zunächst diverse Praktika, bevor er von 1927 bis 1931 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister studierte. Im Anschluss gründete er eine Bürogemeinschaft mit Rudolf Baumfeld, in der vor allem Geschäftseinrichtungen und Einfamilienhäuser realisiert wurden. 1936 ging Norbert Schlesinger allerdings nach Deutschland, wo er unter anderem als Leiter der Abteilung Städtebau am Aufbau der Stadt des Volkswagens in Wolfsburg tätig war (1938-1940). Ab 1940 wieder in Wien, widmete er sich neben dem Industriebau in den Nachkriegsjahren vor allem dem Wohnbau in NÖ und Wien. Eines seiner wichtigsten Bauwerke aus dieser Zeit ist die Hauptschule Grundsteingasse 48 in Wien 16 (1961-1963, mit Ernst Lichtblau). Ab 1958 war Norbert Schlesinger Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, wo er von 1962 bis 1978 die Meisterklasse für Architektur leitete.