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Heiligenstädter Straße 141-145

Fakten

Heiligenstädter Straße 141-145

Heiligenstädter Straße 141-145, 1190 Wien

Baujahr: 1952-1958

Wohnungen: 283

Architekt: Maria Tölzer, Peter Tölzer

Weitere Adressen

Grinzinger Straße 104-106, 1190 Wien

Hintergärtengasse , 1190 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Gegend, in der die Wohnhausanlage steht, ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Die Bewohner waren Bauern. Bis heute liegen am Hügelabhang zur Heiligenstädter Straße die Kellereien der Weingroßhändler. Im Mittelalter ein reicher Ort, litt das Gebiet ab dem 15. Jahrhundert immer wieder stark unter kriegsbedingten Verwüstungen, von denen es sich erst im 18. Jahrhundert erholte. Im 19. Jahrhundert erwarb es sich einen Ruf als Sommerfrischeort. Zu dieser Zeit entstanden aber auch Industriebetriebe. Die nächste Umgebung des Gemeindebaus entwickelte sich zu einem bedeutsamen Wirtschaftsstandort. 1929 erwarb die Stadt Wien das Grundstück, auf welchem der Neubau errichtet wurde.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage umfasst mehrere aneinanderstoßende Blöcke. Im Grundriss bilden diese mittig ein zweifach unterteiltes, zur Heiligenstädter Straße hin geöffnetes Rechteck aus. An der aufgeschnittenen Seite schließen seitlich jeweils zwei Häuser an. Die umschlossenen Freiflächen sind teilweise begrünt und bieten ausgedehnten Raum zur Erholung. Infrastrukturelle Bedürfnisse der Bewohner wurden durch mehrere an der Heiligenstädter Straße eingeplante Geschäftslokale berücksichtigt. Die Fassaden sind zum überwiegenden Teil symmetrisch aufgebaut. Spiegelgleiche Anordnung von Erkern oder Balkonen in einzelnen Achsen bestimmt das Erscheinungsbild. Der Mittelteil der Blöcke ist fallweise durch breit gelagerte Dachaufbauten betont. Erschließungstürme schaffen an den Fronten des Hofes gliedernde Zäsuren.

... und die Kunst

Der Gemeindebau ist mit mehreren bemerkenswerten Kunstwerken ausgestattet. Zwei Tierplastiken aus Naturstein, "Rinder" von Fritz Dobrowa und "Pferde" von Hubert Wilfarn wurden zwischen 1954 und 1957 geschaffen. Von Hans Thomas stammt ein undatiertes Mosaikwandbild mit dem Titel "Strandleben".

Der Name

Die Straße, in der das Wohnhaus steht, trägt seit 1894 die Bezeichnung Heiligenstädter Straße zur Erinnerung an den alten Vorortenamen. Sie wurde um 1705 Nußdorfer Weg, 1721 - 1894 Nußdorfer Straße genannt. Um 1200 wurde Heiligenstadt erstmals erwähnt, 1890/92 in den 19. Bezirk Wiens eingemeindet.

Architekten

Maria Tölzer - Maria Tölzer (1908-1998), zunächst im pädagogischen Bereich tätig, studierte bei Prof. Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Zu ihren bekanntesten Werken, die vielfach in Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Ehemann Peter Tölzer entstanden, gehört der 1947-1948 errichtete Kindergarten in der Per-Albin-Hanson-Siedlung West. Die Architektin entwarf aber auch Kinderspielzeug, gestaltete eine Vielzahl von Interieurs und veranstaltete Ausstellungen.

Peter Tölzer - Peter Tölzer (1910-1997) arbeitete nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule im Graphikatelier Josef Binder. Nach dem 2. Weltkrieg begann er eine neue Karriere als Architekt mit einem Studium bei Clemens Holzmeister und Erich Boltenstern. In Arbeitsgemeinschaft mit seiner Ehefrau Maria Tölzer entstanden z. B. 1959-1962 Bauteil 11 der Wohnhausanlage in Wien 10, Eisenstadtplatz, oder der 1975-1976 realisierte Ernst-Papanek-Hof.