Strindberghof
Strindberghof
Strindberggasse 1, 1110 WienBaujahr: 1930-1933
Wohnungen: 540
Architekt: Emil Hoppe, Otto Schönthal
Weitere Adressen
Zippererstraße 23-27, 1110 Wien
Strindberggasse 2, 1110 Wien
Rinnböckstraße 55-61, 1110 Wien
Delsenbachgasse 2-4, 1110 Wien
Delsenbachgasse 2-4, 1110 Wien
Strindberggasse 2, 1110 Wien
Rinnböckstraße 55-61, 1110 Wien
Zippererstraße 23-27, 1110 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Der nahe der Simmeringer Hauptstraße errichtete August-Strindberg-Hof ist die größte Wohnhausanlage der Zwischenkriegszeit im 11. Bezirk. Früher befanden sich in diesem Gebiet die "Messing-, Zink- und Kupferwerke Chaudoir & Comp." Neben Wohnungen wurden beim Bau der Anlage zugleich auch Geschäftslokale und soziale Einrichtungen eingeplant. In der Rinnböckstraße befand sich seit Fertigstellung des Komplexes die sozialdemokratische "Freie Schule - Kinderfreunde", die sich für die Erziehung und Bildung sozial benachteiligter Kinder einsetzte. Noch heute werden die Räumlichkeiten von den "Kinderfreunden" genutzt. Auf das Schicksal einiger Bewohner des Strindberg-Hofes, aber auch auf die Geschichte des Bezirks und seiner Menschen verweisen zwei Gedenktafeln: In der Strindberggasse erinnert eine Tafel an die Mitbewohner, die 1938 von den Nationalsozialisten aus ihren Wohnungen vertrieben und Opfer des Holocaust wurden. Eine weitere Tafel in der Rinnböckstraße gedenkt des Mitarbeiters der Wiener Gaswerke Otto Koblicek (1909-1945), der kurz vor Kriegsende an dieser Stelle von SS-Angehörigen brutal ermordet wurde. Mit einigen Kollegen hatte er sich gegen die mutwillige Zerstörung des Gaswerks durch eine SS-Einheit gestellt und musste dafür mit seinem Leben bezahlen.
Die Architektur
Die Großwohnanlage mit ihren ursprünglich 599 Wohnungen ist ein Beispiel für die späten Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit, wie sie vor allem ab dem Ende der 1920er-Jahre errichtet wurden. Im Unterschied zu den frühen Wohnanlagen mit ihren durch Erker, Balkone und Gesimse stark belebten Fassaden sowie ihren expressiven Toreinfahrten fallen hier vor allem die schlicht gegliederten Wohnblöcke und die relativ einfache Gestaltung der Eingangstore auf. In ihrer Monumentalität erinnert die großräumig entworfene Wohnhausanlage an die Architektur Otto Wagners, dessen Schüler die Architekten waren. Vor allem die großstädtischen Dimensionen und die streng axial ausgerichteten vier- bis sechsgeschoßigen Wohnblöcke folgen den Prinzipien der städtebaulichen Lehren Otto Wagners. Die Anlage besteht aus einem frei stehenden langen Wohnblock (mit den Stiegen 26-32) parallel zur Strindberggasse und den gegenüberliegenden Wohnblöcken (mit den Siegen 1-12 und 13-25), die um einen großen, parkartig gestalteten Innenhof angeordnet sind. Im Hof treten die Stiegenhäuser in regelmäßigen Abständen von der Wand hervor und beleben so die lang gestreckten Fassaden. Hier befindet sich auch der im Herbst 1997 fertig gestellte Anbau der Kinderbetreuungsstätte Rinnböckstraße mit einem eigenen Garten. Die langen Straßenfronten der Wohnblöcke sind in der Mitte um ein Stockwerk erhöht. Hier befinden sich Wohnungen mit Balkonen. Die sonst sehr schlichten Fassaden werden durch horizontale und vertikale Fugen gegliedert. Besonders auffallend ist der Hauptzugang zum Hof in der Strindberggasse, der durch einfache architektonische Mittel eine imposante Wirkung erzielt. Das aus Gittern und Pfeilern bestehende Hoftor wird von zwei sechsgeschoßigen Wohntürmen mit breiten Balkonen und schlichten Geländern umrahmt.
... und die Kunst
Zu beiden Seiten des Hoftores sind an den Hauswänden zwei Kupferblechreliefs angebracht, die Allegorien des Lebens mit dem Titel "Symphonie der Arbeit" darstellen. Sie stammen von der Bildhauerin Angela Stadtherr (1899-1983), die auch den Wetterhahn auf dem Dach des Stephansdoms schuf. In den Details kunstvoll gearbeitet ist das schlichte Hofgitter mit der Jahreszahl der Fertigstellung der Anlage, ebenso wie das Tor des frei stehenden Wohnblocks an der Strindberggasse.
Der Name
Die Wohnhausanlage ist nach dem schwedischen Dramatiker August Strindberg (1849-1912) benannt, der - in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen - zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Schwedens wurde. Eine Zeit lang war er mit der Österreicherin Frieda Uhl verheiratet und lebte auch in Österreich.
Architekten
Emil Hoppe - Emil Hoppe (1876-1957) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner, in dessen Atelier er von 1902 bis 1909 beschäftigt war. 1909 gründete Hoppe eine Bürogemeinschaft mit Otto Schönthal, die bis 1938 bestand. Gemeinsam entwarfen sie eine Vielzahl von privaten und öffentlichen Bauten. Ihr bedeutendster Auftrag vor dem Ersten Weltkrieg war die Centralbank der Deutschen Sparkassen Am Hof 3-4 in Wien 1. In den 1920er-Jahren entwarfen sie mehrere Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkten sie zusammen am Wiederaufbau mit. In diesen Jahren entstand auch der Eiselsberg-Hof in Wien 5.
Otto Schönthal - Otto Schönthal (1878-1961) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Bereits während seines Studiums entwarf er den Mozartbrunnen (gemeinsam mit Carl Wolleck) am Mozartplatz in Wien 4. Eines seiner prominentesten Bauwerke ist die Trabrennanlage Krieau im Wiener Prater. Von 1908 bis zu seiner Emigration nach Jugoslawien 1938 arbeitete Schönthal mit seinem Studienkollegen Emil Hoppe in einer Bürogemeinschaft. Nach Kriegsende kehrte Schönthal nach Wien zurück und beteiligte sich am Wiederaufbau. Von Otto Schönthal stammen u. a. die Wohnhausanlagen "Westermannhäuser" in der Dorotheergasse (zusammen mit Emil Hoppe und Marcel Kammerer) und "Sandleiten" im 16. Bezirk sowie der "Zürcherhof" in der Laxenburger Straße und den "Strindberg-Hof" in der Rinnböckstraße, die er beide gemeinsam mit Emil Hoppe kreierte.