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Vorgartenstraße 93

Fakten

Vorgartenstraße 93

Vorgartenstraße 93, 1200 Wien

Baujahr: 1957-1958

Wohnungen: 19

Architekt: Tibor Takacs

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Vorgartenstraße durchquert auch heute noch das Gebiet einer ehemals Zwischenbrücken genannten Ortschaft. Im Zuge der Donauregulierung verschwand ab 1862 der östliche Teil, während der Rest durch Rodung und Bebauung zum neuen Wohngebiet des 2. Gemeindebezirkes ausgebaut wurde und 1900 ein eigener Bezirk, der 20., geworden ist.

Die lange Verbindungs- und Wohnstraße verläuft ab dem Friedrich-Engels- Platz parallel zur Donau, durchquert den 20. und den 2. Bezirk und endet im Prater beim Ernst-Happel-Stadion. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden hier zahlreiche Gärtnereien. Um trotz des rasanten Bevölkerungsanstieges und der zunehmenden Wohnungsmisere um die Jahrhundertwende möglichst viele Grünflächen im Stadtgebiet zu erhalten bzw. zu schaffen, schrieb die Wiener Bauordnung von 1893 das Anlegen von Vorgärten vor den Wohnhäusern verpflichtend vor. Wenn dieses Prinzip auch später aus Platzmangel wieder aufgegeben worden ist, wurde es in der Vorgartenstraße auch bei den Bauten des 20. Jahrhunderts berücksichtigt. Während der 1950er-Jahre setzten sich im sozialen Städtischen Wohnbau zunehmend Reformen durch, die die Öffnung der ehemals geschlossenen Wohnhöfe zur Folge hatten. Durch großzügige Parkanlagen aufgelockerte, zu den Straßenseiten hin geöffnete Wohnkomplexe sollten Licht, Luft und Natur zu neuem, modernem Wohnkomfort verbinden. Die von Tibor Takacs geplante Anlage schloss eine Baulücke auf dem Grundstück neben der in den Jahren 1927/28 von Wilhelm Baumgarten und Josef Hofbauer errichteten Komensky-Schule (Vorgartenstraße 95-97). Das Gebäude wurde nach Kriegsende (und der vorangegangenen Beschlagnahmung durch die NSDAP) als Schulbau von der Gemeinde Wien übernommen und beherbergt heute eine bilinguale Europaschule (Volksschule).

Die Architektur

Der Bebauungstradition der Vorgartenstraße folgend ist der Komplex um die Breite eines Vorgartens rückversetzt, so dass die geschlossene Zeilenverbauung beibehalten wurde. Der Architekt nahm an der Fassade des blockhaften Baus mit sechs Geschoßen unter einem relativ flachen Walmdach die gliedernden Elemente der benachbarten Schulfassade auf. Die vertikale Rhythmisierung erfolgt über einen mittig gesetzten, kastenartig ab dem ersten Geschoß vorspringenden Bauteil und der vertikalen Betonung der Achse oberhalb des Tordurchlasses mittels zeittypischer französischer Fenster.

Der schmale Innenhof verbindet das Wohngebäude mit einem gegenüberliegenden Wohnhaus an der Engerthstraße. Der Hof ist durch eine offene rechteckige Tordurchfahrt von der Vorgartenstraße her erschlossen und von hier aus ist auch das Stiegenhaus zu betreten. Neben einer schmalen Rasenfläche befinden sich Abstellplätze für Pkw im Hof.

Der Name

Die Vorgartenstraße hat ihren Namen seit 1903, nachdem die meisten der hier befindlichen Häuser gemäß der Wiener Bauordnung von 1893 einen kleinen Vorgarten haben.

Architekten

Tibor Takacs - Tibor Takacs (1901-1972) studierte von 1925 bis 1928 bei Josef Frank und Oskar Strnad an der Wiener Kunstgewerbeschule. Unter anderem plante er für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Vorgartenstraße 93 in Wien 20 (1957/58).