Burghardtgasse 32-38
Burghardtgasse 32-38
Burghardtgasse 32-38, 1200 WienBaujahr: 1960-1961
Wohnungen: 75
Architekt: Wilhelm Foltin, Johann (Hanns) Hack, Peter Foltin
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, war bis zur Donauregulierung 1870-1875 zu großen Teilen eine Aulandschaft mit Fasangarten, den Josef II. 1775 gemeinsam mit dem Augarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Das Gebiet wurde anfangs hauptsächlich von Fischern, Jägern und Holzfällern bewohnt, später kamen Gärtner und Wirte hinzu. Im 19. Jahrhundert begann man mit dem Anlegen von Küchengärten sowie mit der Ansiedelung der ersten Fabriken. Zu dieser Zeit setzte eine Verbauung des Landes ein, die freilich bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges keineswegs flächendeckend war. Baulücken wurden in großem Umfang erst durch den kommunalen Wohnbau der Ersten Republik geschlossen. Im Jahr 1900 wurde die Umgebung des Gemeindebaus von der Leopoldstadt getrennt und als eigenständiger Bezirk eingerichtet.
Die Architektur
Die sechsgeschossige, zur Straße hin geöffnete, freistehende Wohnhausanlage bietet auf großzügigen Freiflächen ausgedehnte Grünzonen zur Erholung. Einfache, funktionale Gliederung kennzeichnet die langgestreckte Architektur. Das Erdgeschoß wird durch einen farblich differenzierten Sockel definiert und geht ohne Gesims in die darüber befindlichen Stockwerke über. Straßenseitig weist die Front Balkone auf, die im Mittelteil über drei Achsen, in den äußeren Abschnitten der Fassade über eine Achse reichen. Die Gartenfassade ist in regelmäßigen Abständen durch große, axial angelegte Glasfenster gegliedert, die die Eingänge betonen. Die langen Fassaden werden durch das Alternieren von quadratischen mit hochformatigen Fenstern bestimmt. An den Schmalseiten des Gebäudes findet sich jeweils nur eine Fensterachse an der sonst schmucklosen Wand.
Der Name
Die Burghardtgasse erhielt ihren Namen 1868. Die Benennung leitet sich vermutlich von einem vorbabenbergischen Markgrafen ab.
Architekten
Wilhelm Foltin - Wilhelm Foltin (1890-1970) besuchte zunächst die Wiener Kunstgewerbeschule unter Josef Hoffmann. Bereits während dieser Zeit lieferte er Stoffentwürfe für die Wiener Werkstätte ab. Nach dreijährigem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Alexander Popp und im Studienjahr 1930/31 war er außerdem als Hörer an der Technischen Hochschule Wien inskribiert. Am 1. August 1940 erwarb Foltin das Diplom eines "akademisch gebildeten Architekten" und erhielt ein Staatsreisestipendium über 1.000 RM für das Folgejahr. Von 1942 bis 1944 hatte er einen Lehrauftrag für Möbel- und Modellbau an der Akademie inne. Schwerpunkt seines Schaffens waren stilistisch von der Wiener Werkstätte geprägte Möbel und Wohnungseinrichtungen.
Johann (Hanns) Hack - Johann Hack (1918-1988) studierte von 1936 bis 1940 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1942 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Für die Gemeinde entwarf er unter anderem das Wohnhaus Magdalenenstraße 13 in Wien 6 (1969) und zusammen mit Rudolf K. Peschel die Anlage Ostmarkgasse 48 in Wien 21 (1951/52).
Peter Foltin - Peter Foltin (geb. 1923) studierte von 1939 bis 1942 bei Otto Niedermoser und Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. 1946/47 war er zudem als Hörer an der Technischen Hochschule Wien eingetragen. Zusammen mit Wilhelm Foltin und Johann Hack plante er für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Burghardtgasse 32-38 in Wien 20 (1960/61).