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Hartlgasse 28-30

Fakten

Hartlgasse 28-30

Hartlgasse 28-30, 1200 Wien

Baujahr: 1987-1989

Wohnungen: 160

Architekt: Wilhelm Holzbauer, Christoph Sattler, Heinz Hilmer, Harry Glück

Weitere Adressen

Dammstraße 27-31, 1200 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Umgebung der Wohnhausanlage ist von Gründerzeitbauten geprägt, die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Aufgrund der ebenen Fläche kam hier weitgehend ein regelmäßiges Rasterverbauungssystem zur Anwendung. Südwestlich des Grundstücks befinden sich der Brigittaplatz mit der Pfarrkirche, die 1867 erbaut wurde, und das Amtshaus Brigittenau.

Die Architektur

Der erste siebengeschoßige Wohnblock liegt an der Ecke Hartlgasse/Pappenheimgasse und ist von der Hartlgasse leicht nach hinten versetzt. Der dadurch entstehende Platz kommt den Erdgeschoßwohnungen zugute, die mit kleinen Vorgärten ausgestattet sind. Die Architekten Hilmer und Sattler haben einen annähernd quadratischen Baublock geschaffen, der vor allem durch seine offene Gestaltungsweise besticht. An der Ost- und Westseite sind die Fassaden von einer zweiten "Haut" aus verglasten Veranden bedeckt. Sämtliche Wohnungen werden vom Innenhof aus erschlossen, der ebenfalls mit Glas überdacht ist. Auffallend ist das Flachdach, das an allen Seiten leicht über den Baukörper ragt.

Der Bauteil von Harry Glück liegt in der Hartlgasse und schließt mit sieben Geschoßen direkt an den ersten Trakt an. Die Fassade löst sich zur Gänze in Balkonen und Terrassen auf, auch hier steht der offene Charakter der Wohnhausanlage im Vordergrund. Auf dem Flachdach des zweiten Bauteils ist ein Schwimmbad untergebracht, das von den Bewohnern gemeinschaftlich genutzt werden kann. Die beiden Bauteile sind durch eine zentrale Halle, in der sich Stiegenhaus und Galerien befinden, miteinander verbunden.

Der dritte Wohntrakt liegt in der Dammstraße, östlich der beiden anderen Bauteile, und wurde von Wilhelm Holzbauer geplant. Besonderes auffallend an den straßen- und hofseitigen Fassaden sind die mächtigen Säulen und die Gliederung durch kreissegmentförmige, hölzerne Erker. Die beiden obersten Stockwerke des siebengeschoßigen Traktes sind nach hinten gestaffelt und die dort untergebrachten Wohnungen mit Terrassen ausgestattet.

... und die Kunst

Vor dem Wohntrakt Ecke Hartlgasse/Pappenheimgasse steht eine Steinplastik von Walter Angerer-Niketa. Die Figur aus dem Jahr 1990 trägt den Namen des ägyptischen Gottes der Totenriten, Anubis.

Der Name

Die Hartlgasse wurde ursprünglich als Wintergasse bezeichnet. Seit 1956 ist sie nach dem Juristen Dr. Karl Hartl (1878-1941) benannt, einem ehemaligen Magistratsdirektor und Autor der Wiener Stadtverfassung von 1931.

Architekten

Wilhelm Holzbauer - Wilhelm Holzbauer (geb. 1930) studierte von 1950 bis 1953 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Bereits seit 1953 ist er als selbständiger Architekt bzw. in Partnerschaft (mit Friedrich Kurrent und Johannes Spalt) tätig. Er entwickelte sich schnell zu einem der bedeutendsten österreichischen Architekten der Nachkriegszeit und erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen. Zu seinen prominentesten Bauwerken in Wien zählen der Neubau der Ringstraßengalerien in Wien 1 (mit Georg Lippert, 1987-1993) und der Andromeda-Tower auf der Donauinsel (Uno-Plaza, 1994-1998). Holzbauer, der auch an zahlreichen ausländischen Universitäten unterrichtete, hatte von 1977 bis 1998 eine Professur an der Universität für angewandte Kunst inne, der er von 1987 bis 1991 auch als Rektor vorstand.

Christoph Sattler - Christoph Sattler (geb. 1938 in München) studierte von 1957 bis 1963 Architektur an der Technischen Hochschule in München und anschließend am Illinois Institute of Technology in Chicago, wo er auch im Büro von Ludwig Mies van der Rohe mitarbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er zunächst in der Planungsabteilung der Neuen Heimat Bayern tätig. 1974 gründete er gemeinsam mit Heinz Hilmer das Architekturbüro Hilmer & Sattler. Seit 1993 gibt es mit Thomas Albrecht einen dritten Architekten im Büro, das seit 1997 den Namen Hilmer & Sattler und Albrecht GmbH trägt. Die Schwerpunkte des Teams liegen im Wohn- und Bürohausbau sowie im Museums- und Hotelbau (Ritz Carlton in Berlin, 2000-2003). Neben Neubauten gehören auch Umbauten und Instandsetzungen sowie städtebauliche Projekte zu ihrem Aufgabengebiet. Seit 1998 arbeiten sie gemeinsam mit anderen Architekten am Masterplan der Museumsinsel in Berlin, wobei sie vor allem mit der Grundinstandsetzung des Alten Museums beschäftigt sind.

Heinz Hilmer - Heinz Hilmer (geb. 1936 in Münster) studierte von 1957 bis 1963 Architektur an der Technischen Hochschule in München. Nach seiner Ausbildung war er zuerst als Beamter der Bayerischen Staatsbauverwaltung und danach in der Planungsabteilung der Neuen Heimat Bayern tätig. 1974 gründete er gemeinsam mit Christoph Sattler das Architekturbüro Hilmer & Sattler. Seit 1993 gibt es mit Thomas Albrecht einen dritten Architekten im Büro, das seit 1997 den Namen Hilmer & Sattler und Albrecht GmbH trägt. Die Schwerpunkte des Teams liegen im Wohn- und Bürohausbau, sowie im Museums- und Hotelbau (Ritz Carlton in Berlin, 2000-2003). Neben Neubauten gehören auch Umbauten und Instandsetzungen sowie städtebauliche Projekte zu ihrem Aufgabengebiet. Seit 1998 arbeiten sie gemeinsam mit anderen Architekten am Masterplan der Museumsinsel in Berlin, wobei sie vor allem mit der Grundinstandsetzung des Alten Museums beschäftigt sind.

Harry Glück - Harry Glück wurde 1925 in Wien geboren. Nach einer Ausbildung und entsprechender Berufserfahrung als Bühnenbildner in Österreich, Deutschland und der Schweiz studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in Wien, wo er 1960 sein Studium abschloss. Ab 1966 führte er eine Bürogemeinschaft mit Werner Höfer und Carl Auböck; ab 1975 arbeitete er mit Tadeusz Spychala, Rudolf Neyer und anderen zusammen. Er verfasste zahlreiche Publikationen zu seinem Arbeitsschwerpunkt, dem sozialen Wohnbau. In Wien plante er unter anderem den Neubau des Franz-Josefs-Bahnhofs, das Wohnhaus in der Angeligasse (10. Bezirk; 1969-1971), die Wohnhausanlage in der Heiligenstädter Straße 131-135 (19. Bezirk; 1971-1974), die Wohnhausanlage in der Magdeburgstraße (22. Bezirk; 1973-1975), den Wohnbau in der Hadikgasse 128-134 (14. Bezirk; 1974-1977), die Wohnhausanlage "Marco-Polo-Gründe" (21. Bezirk; 1974-1979) und das Bezirkszentrum am Elterleinplatz 9-12 in Wien 17 (1984-1986).