Wilhelm-Svetelsky-Hof
Wilhelm-Svetelsky-Hof
Wilhelm-Svetelsky-Hof , 1110 WienSimmeringer Hauptstraße 60-64, 1110 Wien
Baujahr: 1956-1957
Wohnungen: 112
Architekt: Sepp Stein, Heinrich Vana
Weitere Adressen
Hauffgasse 1, 1110 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmering - damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche - ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 kam es im Ort jedoch zu einer Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit vielen kleinteiligen Feldern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf, um das sich nur langsam Unternehmen ansiedelten, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde. Eines der frühen Industriegebiete war der Geiselberg, in dessen Richtung sich die Verbauung Simmerings vom "Unteren Dorf" (Bereich Laurenzkirche) ausgehend über die heutige Kopal- und Hauffgasse ausdehnte. So war auch der Bereich Ecke Hauffgasse/Simmeringer Hauptstraße bereits früh verbaut. An der Stelle der Wohnhausanlage standen ursprünglich ebenerdige, langgestreckte Höfe, in deren Hinterbereich 1897 ein mehrgeschoßiges Miethaus errichtet wurde, das heute noch besteht und in die Wohnhausanlage der Stadt Wien mit einbezogen wurde.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage erstreckt sich entlang der Simmeringer Hauptstraße und reicht ein Stück in die Hauffgasse. Dabei schließt sie auch ein 1897 entstandenes Miethaus mit ein, das sich im Hof der Anlage befindet. Das Erdgeschoß des Straßengebäudes ist durchgehend als Geschäftszone ausgebildet. Der fünf Geschoße umfassende Block wird durch sechs Achsen französischer Fenster symmetrisch gegliedert. Der mittig gelegene Durchgang zum Innenhof nimmt zwei Achsen ein und wird von einem vierachsigen Dachausbau bekrönt, der zusammen mit zwei seitlich gelegenen Ausbauten die symmetrische Gliederung der Fassade unterstreicht. Die Fenster sind nur mit einer dezenten Rahmung versehen in die ansonsten glatte Fassade eingelassen. An der Ecke zur Hauffgasse setzt ein acht Geschoße umfassender Wohnturm einen markanten städtebaulichen Akzent. Auch seine Front wird durch Achsen französischer Fenster symmetrisch strukturiert. An ihn schließt wiederum ein niedriger, schlicht strukturierter Trakt an der Hauffgasse an. Die Hofseiten sind großzügig mit Balkonen ausgestattet, dominiert werden sie allerdings von den Stahl-Glas-Konstruktionen der nachträglich eingebauten Aufzüge.Das Erdgeschoß des ab 1988 aufwändig sanierten Altbaus im Hof ist der Entstehungszeit entsprechend in Quaderoptik gehalten. Die zwei mittleren Achsen sind als Risalit leicht vor die Fassadenflucht gezogen. Die eher schlicht gerahmten Fenster sind gleichmäßig verteilt in die Fassade eingesetzt, wobei es allerdings zu einer Verdichtung des Dekors am zweiten Obergeschoß kommt. Das oberste Stockwerk wird durch ein Sohlbankgesims deutlich abgesetzt.
... und die Kunst
Über dem Durchgang zum Innenhof ist die Fassade bis zum Dachgesims mit einem von Franz Riedl gestalteten Sgraffitowandbild mit abstrakten, rechteckigen Motiven überzogen (1955).
Der Name
Benannt wurde die Wohnhausanlage nach dem ehemaligen Wiener Gemeinderat Wilhelm Svetelsky (1905 - 1987). Bereits 1920 trat Svetelsky der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. Von 1946 bis 1965 war er Obmann der Bezirksorganisation Simmering und von 1949 bis 1964 Mitglied im Wiener Gemeinderat. Zuletzt stand er auch der Gewerkschaft für Handels- und Transportarbeiter als Vorsitzender vor.
Architekten
Sepp Stein - Sepp Stein (geb. 1920) studierte an der Technischen Hochschule Wien. Ab 1955 war er als selbständiger Architekt tätig, wobei er sich unterschiedlichsten Aufgabenbereichen widmete. Zu seinen wichtigsten Bauwerken zählen die Gewerbeschule der Familie Meinl in Wien 13 (Hietzinger Hauptstraße 17, mit Kurt Eckl, 1962/63), die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien 19 (Hohe Warte 38-40, 1967-1973) und das Institut für Krebsforschung in Wien 9 (Borschkegasse 8A, mit Lucia Aichinger, 1972-1976). 1964 erfolgte die Renovierung des Wagner'schen Postsparkassengebäudes (Georg-Coch-Platz 2, Wien 1) nach seinen Plänen.
Heinrich Vana - Heinrich Vana (1889-1967) studierte nach seinem Kriegsdienst von 1920 bis 1923 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Bereits ab 1924 war er als selbstständiger Architekt für die Stadt Wien tätig, für die er auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem Sohn Kurt Vana mehrere Wohnbauprojekte realisierte.