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Max-Wopenka-Hof

Fakten

Max-Wopenka-Hof

Geiselbergstraße 27-31, 1110 Wien

Baujahr: 1955-1957

Wohnungen: 371

Architekt: Kurt Keiter, Alois Brunner, Ernst W. Irsigler, Hanns Hilscher, Hans Schimitzek, Viktor Kraft, Eduard Berger

Weitere Adressen

Brehmstraße 11-17, 1110 Wien

Nemelkagasse 2-8, 1110 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmering - damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche - ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 kam es im Ort jedoch zu einer Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit vielen kleinteiligen Feldern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf, um das sich nur langsam Unternehmen ansiedelten, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde. Eines der frühen Industriegebiete war der Geiselberg, in dessen Richtung sich die Verbauung Simmerings vom "Unteren Dorf" (Bereich Laurenzkirche) ausgehend über die heutige Kopal- und Hauffgasse ausdehnte. So war die Geiselbergstraße bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige, von der Simmeringer Hauptstraße abzweigende Querverbindung nach Favoriten, auf der bereits 1905 der Straßenbahnbetrieb aufgenommen wurde.

Die Architektur

Die 18 Stiegenhäuser beherbergende Wohnhausanlage besteht aus fünf freistehenden und zwei an die geschlossenen Straßenverbauungen der Brehmstraße und der Geiselbergstraße anschließenden Gebäuden. Entlang der Nemelkagasse erstrecken sich über 26 Fensterachsen ein Gebäudeblock, der durch Höhenstufungen und Vorsprünge in drei Abschnitte gegliedert ist, und nach einem Freiraum ein zwölf Achsen langer Trakt, der bis an die Brehmstraße reicht. Der an der Geiselbergstraße ansetzende Block umfasst sieben Geschoße und setzt durch seine Höhe einen markanten städtebaulichen Akzent. Die schmale Stirnseite ist zudem mit Balkonen ausgestattet und im Erdgeschoß sind Lokale untergebracht. Die gleichförmigen Fenster sind in Blöcken angeordnet und farblich gerahmt in die glatte Fassade eingeschnitten. Die Fronten des anschließenden, niedrigeren Bauteiles werden durch Achsen unterschiedlich großer Fenster strukturiert, wobei Achsen französischer Fenster für zusätzliche Variationen sorgen. Die auf den begrünten Hof ausgerichteten Seiten sind großzügig mit Balkonen versehen. Die Stiegenhausachsen sind leicht vor die Fassade gezogen und farblich den Fensterrahmungen angepasst. Der mittlere quer zur Geiselbergstraße und die beiden quer zur Brehmstraße liegenden Mittelblöcke sind ähnlich gestaltet. Die L-förmige Häusergruppe entlang der Brehmstraße besteht aus einem sieben Geschoße umfassenden Gebäude, einem vierstöckigen und einem dreistöckigen Gebäude, das an die Höhe des bestehenden Schulbaus anschließt. Auch an der Geiselbergstraße fügt sich ein L-förmiger, fünf Geschoße umfassender Block an die bestehende Straßenverbauung. Das straßenseitige Erdgeschoß ist hier durchgehend als Geschäftszone ausgebildet. Durch den Dachausbau und die beiden außen liegenden Balkonachsen wird ein symmetrischer Fassadenaufbau suggeriert, der allerdings durch die unregelmäßige Anordnung der Fensterachsen nicht gegeben ist.

... und die Kunst

Im weitläufigen begrünten Hof befindet sich eine von Alois Heidel gestaltete Brunnenanlage (1955 - 1958). Die Stirnfronten der straßenseitig gelegenen Gebäude waren mit Mosaikwandbildern versehen, die von Maximilian Melcher ("Kinderhort", 1955/56) und Harold Reiterer ("Ornament", 1955/56) geschaffen wurden.

Der Name

1962 wurde die Wohnhausanlage zum Anlass des 10. Todestages von Max Wopenka (1903 - 1952), dem ehemaligen Bezirksvorsteher von Simmering, nach ihm benannt. Bereits 1918 trat er der Sozialistischen Arbeiterjugend bei und schloss sich 1934 den Revolutionären Sozialisten an. Von 1945 bis zu seinem Tode übte er das Amt des Bezirksvorstehers von Simmering aus. Seinen Bemühungen sind die Beseitigung der Kriegsschäden und der umfassende Wiederaufbau zu verdanken.

Architekten

Kurt Keiter - Kurt Keiter (geb. 1918 in Wien) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Planung zum Max-Wopenka-Hof in Wien 11, Geiselbergstraße 27-31 (1955-1957), beteiligt.

Alois Brunner - Alois Brunner (1921-1983) studierte von 1937 bis 1943 Architektur bei Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Nach dem Studium arbeitete er zunächst bei verschiedenen Baufirmen mit und machte sich 1950 als Architekt selbständig. Zu Beginn war Alois Brunner vorwiegend im Wiederaufbau tätig. Zahlreiche Wohn- und Geschäftsbauten wurden nach seinen Entwürfen errichtet, wie etwa für die Gemeinde Wien die Wohnhäuser Vollbadgasse 1 in Wien 17 (1962-1964) und Krottenbachstraße 40 in Wien 19 (1966-1970).

Ernst W. Irsigler - Ernst Irsigler (1922-2002) studierte von 1946 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1950 sein Diplom erhielt. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Planung zu mehreren Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa zum Max-Wopenka-Hof in Wien 11, Geiselbergstraße 27-31 (1955-1957) und zum Karl-Wrba-Hof in Wien 10, Sahulkastraße 3-5 (ab 1972).

Hanns Hilscher - Hanns Hilscher (1891-1975) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er die Meisterklasse von Leopold Bauer besuchte. Ab 1920 begann er als Baumeister und Bauleiter selbständig zu arbeiten und erhielt 1927 die Befugnis als Ziviltechniker. In der Zwischenkriegszeit realisierte er in Wien mehrere private Wohnhäuser und Bauten für den Wiener Assanierungsfonds. Er war aber auch an Projekten in Kärnten und in Tirol beteiligt, wo er unter anderem das Hotel "Weisses Rössl" in Kitzbühel (1925/26) umbaute. Nach 1945 entstanden etwa das Mietshaus Murlingengasse 44 in Wien 12 und der Gemeindewohnbau Eslarngasse 3 - 9 in Wien 3 nach seinen Entwürfen.

Hans Schimitzek - Hans (Johann) Schimitzek (1875-1957) war Sohn des Wiener Stadtbaumeisters und Bauunternehmers Wilhelm Schimitzek sen. Nach dem Studium an der TH Wien bei Max von Ferstel und Carl König, (Diplom 1898) und Studienaufenthalten in München arbeitete er gemeinsam mit seinen Brüdern, Wilhelm jun. und Franz, im väterlichen Unternehmen. Standen am Beginn seiner Laufbahn vor allem Neu- und Umbauten von Spitälern, widmete er sich später städtischen Wohnanlagen. Hans Schimitzek war bauleitender Architekt der Wiener gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft.

Viktor Kraft - Viktor Kraft (1912-1998) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Neben dem Wohnbau widmete er sich vor allem dem Krankenhausbau. In seinen Entwürfen trat Kraft für eine verstärkte Farbgebung ein, in der er ein wesentliches Gestaltungsmittel sah. Durch Farbe sollten neue architektonische Effekte, aber auch psychologische Wirkungen erzielt werden.

Eduard Berger - Eduard Berger (geb. 1924) absolvierte zunächst die Höhere Technische Bundeslehranstalt für Hoch- und Tiefbau in der Schellinggasse, bevor er von 1945 bis 1949 an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte, wo er die Meisterklasse von Lois Welzenbacher besuchte. Nach einigen Praxisjahren machte sich Berger 1954 als Architekt selbstständig. Er entwarf neben zahlreichen Wohnbauten unter anderem auch eine Sportanlage in Traiskirchen, eine Hotelanlage nahe dem Triebener Tauern und ein Ferienheim in Seewalchen am Attersee.