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Anton-Störck-Gasse 53-55

Fakten

Anton-Störck-Gasse 53-55

Anton-Störck-Gasse 53-55, 1210 Wien

Baujahr: 1929-1930

Wohnungen: 53

Architekt: Richard Weisse

Weitere Adressen

Schillgasse 6-8, 1210 Wien

Christian-Bucher-Gasse 32-34, 1210 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnanlage wurde ab 1929 zeitgleich mit zwei Häusern in der Schillgasse und der Christian-Bucher-Gasse errichtet. Die drei Häuser teilen sich einen Hof, die Stiegen sind durchgängig nummeriert. Durch die Lage nahe der Nordwestbahnstrecke sowie die Nähe zu zahlreichen Industriestandorten befand sich der Gemeindebau während des 2. Weltkrieges mitten in heftig bombardiertem Gebiet. Auch war Floridsdorf vor der endgültigen Niederlage der Nationalsozialisten deren letzter Truppenrückzugsort in Wien. Trotz schwerer Beschädigungen der Nachbarhäuser überdauerte das Gebäude den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Die Wohnqualität konnte durch Wohnungsumbauten und den Einbau von Sanitäranlagen kontinuierlich verbessert werden. Die Rampe vor dem Eingangstor wurde 1985 zugebaut.

Die Architektur

Die Fassade des Wohnhauses ist dreiteilig und streng symmetrisch aufgebaut. Der viergeschoßige Mittelteil ist deutlich zurückversetzt, wodurch ein repräsentativer Raum vor dem Haus entsteht. Die vorgelagerten Seitenteile bilden eine monumentale Umrahmung. Der gesamte Fassadenaufbau des Wohnhauses erinnert an eine Portalkonstruktion. Die eigentlichen Eingänge sind jedoch nur klein und befinden sich an den Flanken des Mittelteils, dessen Fassade durch einen flachen Risalit mit doppelreihigen Balkonen belebt wird. Gesimse begrenzen die beiden weit vorgelagerten Seitenteile bereits etwas unterhalb des Hauptgesimses, wodurch Verschneidungen mit den Gesimsen der beiden Nachbarhäuser vermieden werden konnten. Darüber befindet sich jeweils ein weiteres, etwas zurückversetztes Geschoß, welches durch ein gemeinsames Gesims mit dem vierten Wohngeschoß des Mittelteiles abgeschlossen wird. Dachaufbauten verstärken den turmartigen Charakter der Seitenteile, während Zwischengesimse die Fensterreihen bandähnlich zusammenfassen und zusätzlich Breitenwirkung verschaffen. Die Attikazone ist mit einer durchlaufenden Nut versehen. Insgesamt wirkt das Wohnhaus äußerst monumental und blockhaft. Eine begrünte Hofanlage ist von beiden Stiegen aus erreichbar.

Der Name

Die Anton-Störck-Gasse wurde 1909 nach dem Leibarzt Maria Theresias, Dr. med. Anton Freiherr von Störck (1731 - 1803), benannt. Anton Störck wurde 1766 zum Dekan der medizinischen Fakultät und 1768 zum Rektor der Universität Wien gewählt. Der Nachfolger van Swietens reformierte das gesamte österreichische Medizinal- und Unterrichtswesen. Er entwickelte ein Inokulationsverfahren gegen Blattern und gilt auf Grund seiner Arzneimittelversuche mit Schierling, Stechapfel, Herbstzeitlose und Eisenkraut als ein Wegbereiter der experimentellen Pharmakologie.

Architekten

Richard Weisse - Richard Weisse (1889-1948, eig. Weihse) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1914 sein Diplom erhielt. Über seine Tätigkeit ist nur wenig bekannt. Richard Weisse begann nach dem Ersten Weltkrieg als selbständiger Architekt zu arbeiten und war 1929/30 nochmals an der TH Wien inskribiert. Seine zwei bekannten Bauwerke sind die Wohnhäuser Anton-Störck-Gasse 53-55 in Wien 21 (1929/30) und Gumpendorfer Straße 78 in Wien 6 (mit Franz Katlein, 1935). In der NS-Zeit war er an dem Projekt zur Neugestaltung des Heldenplatzes in Wien beteiligt.