Josef-Baumann-Gasse 65-67
Josef-Baumann-Gasse 65-67
Josef-Baumann-Gasse 65-67, 1210 WienBaujahr: 1929-1930
Wohnungen: 49
Architekt: Karl Alois Krist
Weitere Adressen
Zehdengasse 55, 1210 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Der Wohnbau liegt nahe der Leopoldauer Straße, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts nur stellenweise verbaut war. Nahe dem Floridsdorfer Zentrum befanden sich Wohnbauten und stadtauswärts hatten sich einzelne Fabriken angesiedelt. Auf dem Areal der heutigen Anlage gab es bis in die 1920er-Jahre ausschließlich Ackerland und alte Krautgärten.
Die Architektur
Der Wohnbau aus den späten 1920er-Jahren schließt im Süden an eine bestehende Genossenschaftssiedlung an, die vom selben Architekten geplant wurde. Die Anlage ist um einen zentralen Innenhof angelegt und besticht durch die unregelmäßige Anordnung der unterschiedlich hohen Bauteile. Die Verwendung von ebenerdigen und zwei- bis dreigeschoßigen Baublöcken verleiht dem Wohnbau einen abwechslungsreichen Gesamteindruck. Die Stiegenhäuser sind durchwegs über den Hof zugänglich, zu dem man durch runde Durchgänge gelangt. Einzelne Gestaltungselemente, wie spitze Giebel, Gesimse, Eckloggien und Walmdächer, sorgen für eine Auflockerung der gesamten Anlage.
Der Name
Die Gasse wurde 1909 nach Josef Baumann (1838-1920), Wirtschaftsbesitzer und ab 1876 Bürgermeister von Leopoldau, benannt.
Architekten
Karl Alois Krist - Karl Alois Krist (1883-1941) trat nach dem Studium an der Technischen Hochschule Wien sowie an der Akademie der bildenden Künste in den Dienst der Stadt Wien ein, für die er ab 1922 zahlreiche Wohnhaussiedlungen realisierte, darunter den George-Washington-Hof (Wien 10; 1927-1930; zusammen mit Robert Oerley), den Anton-Schrammel-Hof (Wien 11; 1925), den Dr.-Franz-Klein-Hof ( Wien 11; 1924) und den so genannten Liebknechthof (Wien 12; 1926/27). Neben seiner Tätigkeit für die Stadt Wien unterhielt er auch ein privates Atelier als Zivilarchitekt.