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Gmündstraße 1

Fakten

Gmündstraße 1

Gmündstraße 1, 1210 Wien

Baujahr: 1950-1952

Wohnungen: 193

Architekt: Josef Horacek

Weitere Adressen

Meriangasse 2, 1210 Wien

Roda-Roda-Gasse 10, 1210 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Anlage in der Gmündstraße war zur Bauzeit die erste der städtischen Wohnanlagen auf dem heute bis zur Mayerweckstraße reichenden Areal. Sie befindet sich auf Grundstücken, die ehemals dem Klosterneuburger Chorherrnstift gehört hatten bzw. in Privatbesitz gewesen waren und zu Beginn der 1950er-Jahre von der Gemeinde Wien erworben wurden. Die Meriangasse sowie die Gmündstraße entstanden in ihrer heutigen Form erst im Zuge der großflächigen städteplanerischen Umgestaltungen des Areals zu dieser Zeit. In einer ersten Bauphase wurden die Stiegen 1-8 der Anlage errichtet. Die nördlicheren Teile wurden ein Jahr später geplant. 1952 waren alle Bauteile fertig gestellt und bezugsbereit. Die Anlage ist in ihrem äußeren Erscheinungsbild weitgehend unverändert. Größere Umgestaltungen fanden lediglich im Bereich der Geschäftszone statt.

Die Architektur

Der architektonisch besonders interessante Teil ist der erste Bauteil - er befindet sich an der Seite zur Meriangasse. Annähernd im rechten Winkel zur Meriangasse liegen drei freistehende Trakte mit Giebeldächern, dazwischen befinden sich zwei Quertrakte mit Walmdächern. Diese sind vom Typus her ebenfalls freistehend, jedoch durch etwas niedrigere, zurücktretende architektonische Verbindungsglieder an die anderen Trakte angedockt. Die fünf Trakte bilden zusammen einen treppenförmigen Grundriss und schirmen die restliche Anlage zur Meriangasse und Rußbergstraße hin ab. Die Flucht der Quertrakte verläuft dabei in einer leichten Krümmung nach innen, wodurch die Übergänge fließender wirken. Die Sockelzone ist von einem Säulengang mit Geschäftslokalen durchzogen. Mittig und an den Flanken, oberhalb der Durchgänge, ist die Fassade durch Loggienreihen geöffnet. Auf den Dächern befinden sich Dacherker. Die Schmalseiten der im rechten Winkel zur Meriangasse gelegenen Trakte sind durch die Anordnung der Fenster optisch in die Breite gezogen. An den Breitseiten befinden sich Stiegenzugänge, in der Rußbergstraße ist eine Geschäftszone. Die farblich einheitlich gestaltete Sockelzone verbindet alle Trakte miteinander. Der Architekt entwickelte hier eine sehr interessante Lösung für die geschlossene Bauweise in Verbindung mit dem freistehenden Typus. Die Art der Traktkoppelung ermöglicht eine optimale Raumnutzung. Die restliche Anlage wurde architektonisch diesem ersten Bauteil angepasst. Zwei freistehende Trakte befinden sich jeweils parallel zur Rußbergstraße und Roda-Roda-Gasse, zwei weitere liegen im Inneren der Anlage. Die Fassade wird hier im Wesentlichen von in Dachhäuschen mündenden Erkern, Loggien und Dachaufbauten strukturiert.

Der Name

Die Gmündstraße wurde 1964 nach der niederösterreichischen Stadt Gmünd benannt, die über die nahe gelegene Prager Straße erreichbar ist. Die Straße wurde 1984 verlängert.

Architekten

Josef Horacek - Josef Horacek (1911-1993) studierte zunächst Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister. Im Anschluss daran war er an der Hochschule für angewandte Kunst inskribiert, wo er von 1933 bis 1937 unter anderem bei Josef Hoffmann studierte, in dessen Büro er auch beschäftigt war. Horacek arbeitete hier sowohl an Architekturentwürfen als auch an der Detailplanung von Kleinmöbeln oder der Ausführung eines Faltsesselprototyps. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt seiner Arbeit im Wohnbau, des Öfteren im Auftrag der Stadt Wien.