Rußbergstraße 11
Rußbergstraße 11
Rußbergstraße 11, 1210 WienBaujahr: 1966-1967
Wohnungen: 92
Architekt: Ernst Lederer-Ponzer
Weitere Adressen
Roda-Roda-Gasse 2, 1210 Wien
Berlagasse 40, 1210 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Anlage ist Teil eines heute bis zur Mayerweckstraße reichenden Areals städtischer Wohnanlagen. Die Grundstücke wurden zu Beginn der 1950er-Jahre von der Gemeinde Wien aus Privatbesitz erworben. Angrenzend befand sich lange Zeit das 1933 errichtete Strebersdorfer Militärbarackenlager. Die Wohnanlage wurde dem bestehenden Komplex in der Rußbergstraße 13 zugebaut und war 1967 bezugsbereit. Sie blieb seither in ihrem äußeren Erscheinungsbild weitgehend unverändert. Größere Umgestaltungen fanden lediglich im Bereich der Geschäftszone statt.
Die Architektur
Die Anlage erstreckt sich zwischen Rußbergstraße, Berlagasse und Roda-Roda-Gasse. Sie grenzt direkt an die benachbarte Wohnanlage an, mit der eine gemeinsame Parkanlage genutzt werden kann. Die Stiegen sind zu zweien und dreien in dreigeschoßigen Zeilen gekoppelt. Nach außen hin ist die Anlage in geschlossener Bauweise ausgeführt. In der Berlagasse sind die Zeilen etwas zueinander versetzt. Die Trakte im Inneren der Anlage sind frei stehend. Drei Stiegenzugänge sind straßenseitig in der Roda-Roda-Gasse gelegen, die restlichen können von der Grünanlage aus betreten werden. Zwei Durchgänge in der Rußbergstraße und Berlagasse führen in die Anlage. Die Fassaden sind an den dem Wetter ausgesetzten Seiten mit Eternitziegelung versehen. Balkone und Loggienreihen liegen nach Süden und Osten ausgerichtet. Akzente setzte der Architekt durch die markante Gestaltung der Fassaden oberhalb der Eingänge und im Bereich der Loggien. Die Bereiche der Stiegenhäuser sind bis zur Hälfte des obersten Hauptgeschoßes verglast und durch den Einschub von Farbfeldern in der Signalfarbe Rot und in Blau von der sonst weißen Fassade stark abgehoben. Auch die Loggien sind teilweise verglast. Sie setzen auf den zurückversetzten Wandfeldern der Fassade auf, welche farblich unterschiedlichst gestaltet sind. Oberhalb eines schmalen Sockelpodestes bleibt die Fassade sonst plan und ist nur durch schlichte Rechteckfenster geöffnet. Das Hauptgesims ist überall durchgängig. In der Rußbergstraße befindet sich eine Geschäftszone im Erdgeschoß.
... und die Kunst
In und vor der Anlage befinden sich zwei Plastiken: Die Natursteinplastik "abstrakte Form" von Paul Peschke, an der Ecke der Rußbergstraße zur Berlagasse, und die in Betonguss ausgeführte Plastik "Schauende" von Hilde Uray. Beide Plastiken entstanden zwischen 1958 und 1960 und stammen aus der Bauzeit der Nachbaranlage in der Rußbergstraße 13.
Der Name
Die Rußberstraße (auch Rußberggasse) wurde 1912 nach dem historischen Flurnamen "Rußberg" benannt. Die Straße wurde durch die Einbeziehung des Strebersdorfer Platzes verlängert. Ursprünglich hieß die Gasse Schulbrüdergasse, später auch Bahngasse.
Architekten
Ernst Lederer-Ponzer - Der in Brünn (Tschechien) geborene Ernst Lederer-Ponzer (1909-2003) war bereits als Architekt tätig, als er sich 1946 bei Erich Boltenstern und Emil Pirchan an der Akademie der bildenden Künste Wien als Student einschrieb. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer Wohnhausanlagen beteiligt. Eigenständig plante Ernst Lederer-Ponzer unter anderem die Wohnhäuser Ziegelofengasse 24-26 in Wien 5 (1980/81) und Clementinengasse 3 in Wien 15 (1979/80).