Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Otto-Felix-Kanitz-Hof

Fakten

Otto-Felix-Kanitz-Hof

Kummergasse 7, 1210 Wien

Baujahr: 1993-1995

Wohnungen: 188

Architekt: Josef Fürstl, Viktor Hufnagl

Weitere Adressen

Dattlergasse 8, 1210 Wien

Regnerweg 1, 1210 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

In der Umgebung des heutigen Wohnbaus gab es um 1900 ausschließlich unbebaute landwirtschaftliche Nutzflächen und Grünflächen. Im Bereich der heutigen Anlage verlief damals die Flur "In den Hagen". In den 1980er-Jahren wurde der Marchfeldkanal zur Bewässerung des Marchfeldes angelegt. In den darauf folgenden Jahren wurde die Bautätigkeit nördlich des Marchfeldkanals verstärkt in Angriff genommen. Im Zuge dessen wurde auch der betreffende Wohnbau errichtet.

Die Architektur

Der Wohnbau aus den 1990er-Jahren verläuft auf einem langgestreckten Gelände von der Kummergasse in Richtung Norden. Die Anlage besteht aus zwei vierseitigen Bauteilen, die beide einen grünen Innenhof beherbergen. Die zwei Häuser sind sowohl durch einen Zwischentrakt als auch durch einen Platz mit einem Trinkbrunnen miteinander verbunden. Nördlich davon sind ein langgezogener Wohntrakt entlang des Regnerwegs und ein Kindertagesheim angelegt. Das Kindertagesheim verfügt über drei Stockwerke und eine Dachterrasse und ist von der Dattlergasse zugänglich. Mehrere Spielplätze, Kleinkinderspielplätze und begrünte Flächen umgeben vor allem das Tagesheim.

Die gesamte Anlage verfügt über fünf Geschoße und ist mit mehreren Dachterrassen ausgestattet. Die glatte Fassade wird durch einfache Fensterachsen gegliedert und von Balkonsystemen aufgelockert. Die Anbringung von rechteckigen Erkern und verglasten Loggien schafft einen überaus plastischen Gesamteindruck. Sowohl im Eingangsbereich in der Kummergasse als auch entlang der Innenhöfe öffnet sich der Wohnbau durch einfache Arkadengänge nach außen. Entlang der Außenfassaden sind kleine Wohngärten angeordnet, die die ebenerdigen Wohnungen bereichern. Die Hofseite wird zur Gänze von Balkonen eingenommen, wodurch der lebendige Charakter der Anlage betont wird. Neben einer Polizeistation sind auch sechs Wohnungen, die für Menschen mit Behinderungen geeignet sind, in den Wohnbau integriert.

... und die Kunst

Im Platz zwischen den ersten beiden Wohntrakten befindet sich eine von Josef Schneider-Willmann gestaltete Brunnenanlage. Der in blauer Farbe gefasste Brunnen ist wie eine kreisförmige, segmentierte Mauer angelegt, deren Höhe von links nach rechts ansteigt. Auf der Mauer liegen zwei Schalen und ein Krug, aus denen das Wasser austritt.

Der betreffende Platz ist auch von einer Wohnstraße im Westen zugänglich und wird dort von zwei Laternen flankiert. Dabei handelt es sich um schmale Pfeiler, um die sternförmig vier runde Lampen angeordnet sind. Eine quadratische Eisenkonstruktion und eine in goldener Farbe gefasste Kugel bekrönen jeweils die Lichtquellen.

Der Name

Otto Felix Kanitz wurde am 5. Februar 1894 als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts in Wien geboren, ab seinem 5. Lebensjahr wuchs er in einem katholischen Waisenhaus auf. Schon während seiner Lehrjahre engagierte er sich in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, nach seiner Externistenmatura studierte er ab 1918 Philosophie und Pädagogik. In der Zeit des Ersten Weltkriegs, zu dem er 1916 einberufen wurde, arbeitete er für die Kinderfreunde, schrieb Gedichte, Theaterstücke und Beiträge für die Zeitung „Kinderland“. 1919 wurde er mit der Leitung einer großen Ferienkolonie beauftragt, wo er ein Konzept der Selbstverwaltung durch die Kinder umsetzte.
Kanitz hatte das Ziel, den Kindern das Gefühl der Freiheit und Menschenwürde zu vermitteln, was er auch mit der Errichtung der Schönbrunner Schule erreichen wollte. Hier sollten neue Formen kollektiven, nichtautoritären Lernens und Arbeitens auf praktischer Ebene gelingen.
In den 20er- und 30er-Jahren war Kanitz politisch und pädagogisch bei den Kinderfreunden und anderen sozialistischen Organisationen tätig, nach den Februarkämpfen 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratie durch die Austrofaschisten musste er nach Brünn fliehen. Er kehrte allerdings bald wieder zurück, wurde aber 1938 im November als Jude und Mitglied der Revolutionären Sozialisten von der Gestapo verhaftet. Er starb am 29. März 1940 im Konzentrationslager Buchenwald.

Architekten

Josef Fürstl - Josef Fürstl (geb. 1955 in Tulln/NÖ) studierte bis 1982 Architektur an der Technischen Universität Wien. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als leitender Mitarbeiter bei Reinhard Gieselmann und Viktor Hufnagl, bevor er sich 1990 als Architekt selbständig machte. Josef Fürstl ist vor allem im Bereich Sozialer Wohnbau tätig und betreute Projekte für den Verein Rainman’s Home zur Integration und Rehabilitation autistischer und anders behinderter Menschen und für das Österreichische Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig Hör- und Sehbehinderte. Er war aber auch an der Sanierung mehrerer Kirchen beteiligt und plante mit Viktor Hufnagl für die Gemeinde Wien das Wohnhaus Kummergasse 7 in Wien 21 (1993-1995).

Viktor Hufnagl - Viktor Hufnagl (1922-2007) studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister. Ab 1956 als freischaffender Architekt tätig, spezialisierte er sich auf Schul- und Wohnungsbauten. Als revolutionäre Neuerung galt die von Hufnagl 1973 in Wörgl (Tirol) erbaute Hallenschule. Zu den bekanntesten Werken des vielfach ausgezeichneten Architekten zählen die Kirche und die Wohnhausanlage "Am Schöpfwerk" (Wien 12) sowie die Roßauer Brücke (Wien 9 und 2).

Freie Garagenplätze

Art Miete