Schüttaustraße 20-40
Schüttaustraße 20-40
Schüttaustraße 20-40, 1220 WienBaujahr: 1954-1956
Wohnungen: 414
Architekt: Erwin Böck, Johann (Hanns) Hack, Josef Fleischer, Walter Vasa, Wolfgang Schwarzacher, Hans Muttoné, Gustav Hoppe
Weitere Adressen
Schiffmühlenstraße 44-46, 1220 Wien
Schödlbergergasse 2-12, 1220 Wien
Jungmaisstraße 1-5, 1220 Wien
Am Kaisermühlendamm 43, 1220 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Der Kaisermühlendamm entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Donauregulierung, die das Inundationsgebiet des Flusses begrenzen sollte. Das Gebiet entlang des Dammes wurde bis in die frühe Nachkriegszeit von wilden, so genannten Brettersiedlungen durchzogen. Der aus drei Wohnhausanlagen bestehende Marshallhof wurde am 24. Juni 1961 von Bürgermeister Franz Jonas in Anwesenheit des amerikanischen Botschafters eröffnet.
Die Architektur
Der erste und der zweite Bauteil der Großwohnanlage Marshallhof, die vor allem durch die später erbauten Punkthäuser von Hermann Stiegholzer breite Bekanntheit erlangt hat, wurden in den Jahren 1954 bis 1956 errichtet und gelten als typische Vertreter der Architektur der Wiederaufbauzeit. Die fünf- bzw. sechsgeschoßigen Wohnhäuser mit teilweise ausgebautem Dachgeschoß sind entlang der Schüttaustraße - normal zu dieser ausgerichtet - rund um eine Schule aus dem Jahr 1904 angeordnet. Sämtliche Bauteile weisen tief eingeschnittene Fenster und Balkone auf. Die schlicht gehaltenen Fassaden bestechen durch ausgewogene Proportionen. Über den mit profilierten Rahmungen versehenen Hausdurchgängen sind künstlerisch gestaltete Mosaikreliefs angebracht.
... und die Kunst
Über einer Durchfahrt zur Schiffmühlenstraße sind die in der Art von Supraporten gestalteten Reliefmosaike "Pinguine" von Josef Seebacher sowie "Stierfries" von Rudolf Beran, beide aus dem Jahr 1955, angebracht.In den Grünbereichen der Anlage stehen die Natursteinplastiken "Watussirind" von Gertrude Fronius (1955) und "Müllergruppe" von Erich Pieler (1955-1958).An einer Wand über einem Durchgang im zweiten Bauteil befindet sich das von Eva Mazzucco geschaffene Kunststeinwandrelief "Kinder und Tiere" aus dem Jahr 1956.
Der Name
NamensgeberDie Wohnhausanlage ist nach dem amerikanischen Außenminister und Friedensnobelpreisträger George Catlett Marshall (1880-1959) benannt, der als geistiger Vater des europäischen Hilfsprogramms zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Dieses von den USA finanzierte Programm, genannt "Marshallplan", trug wesentlich zum Wiederaufbau Österreichs bei.
Architekten
Erwin Böck - Erwin Böck (1894-1966) studierte an der Technischen Universität Wien und arbeitete bereits als Student in verschiedenen Architekturbüros. Neben seiner Tätigkeit als Architekt lehrte er auch an der TU Wien sowie der Akademie der bildenden Künste, wo er später Professor wurde. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag im Wohnhausbau. Für die Gemeinde Wien plante er seit den 1920er bis in die 1960er Jahre zahlreiche Wohnanlagen.
Johann (Hanns) Hack - Johann Hack (1918-1988) studierte von 1936 bis 1940 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1942 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Für die Gemeinde entwarf er unter anderem das Wohnhaus Magdalenenstraße 13 in Wien 6 (1969) und zusammen mit Rudolf K. Peschel die Anlage Ostmarkgasse 48 in Wien 21 (1951/52).
Josef Fleischer - Josef Fleischer (1922-2002) begann 1940 Architektur an der Technischen Hochschule Wien und zugleich Malerei und Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste Wien zu studieren. Nach einer längeren kriegsbedingten Unterbrechung schloss er 1948 sein Architekturstudium ab und war in der Folge als Assistent an der TH Wien tätig. Bereits 1949 machte sich Josef Fleischer als Architekt selbständig, wobei vor allem der Krankenhausbau einen Schwerpunkt in seinem Schaffen bildete. Unter anderem wurden das Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien 20 (1986), die Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien 3 (1977) und die Hotelfachschule samt Hotel Modul in Wien 18 (1973-1975) nach seinen Plänen errichtet.
Walter Vasa - Walter Vasa (1924-2002) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Karl-Metschl-Gasse 13-23 in Wien 16 (1953/54) und Schüttaustraße 20-40 in Wien 22 (1954-1956).
Wolfgang Schwarzacher - Wolfgang Schwarzacher (1923-1997) studierte bis 1946 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1952 auch promovierte. Schwarzacher war zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft an der TH Wien beschäftigt und später Assistent von Karl Kupsky bevor er sich 1960 als Architekt selbständig machte. Zusammen mit Helmut Schinzel und Josef Czapka plante er etwa die Hauptschule am Enkplatz in Wien 11 (1966). Für die Missionsorden Dienerinnen des Hl. Geistes realisierte Wolfgang Schwarzacher in der Alxingergasse in Wien 10 eine Hauptschule und Kinderhort und ein Schwesternaltersheim in Stockerau (NÖ). In den 1970er-Jahren wurden in Klosterneuburg eine Lagerhalle für die Firma Inku und ein Amtsgebäude in Klosterneuburg-Kierling nach seinen Plänen errichtet.
Hans Muttoné - Hans (Johann) Muttoné (1905-1987) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Er war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Schüttaustraße 4-18 in Wien 22 (1957-1959) und Raxstraße 27a in Wien 10 (1961-1963).
Gustav Hoppe - Gustav Hoppe war der Sohn von Paul Hoppe, einem bekannten Wiener Architekten. Nach seiner Ausbildung im Büro des Vaters studierte er ab 1919 Bauingenieurwesen bei Rudolf Salinger und Prof. Carl Mayreder an der TH Wien. Er übernahm das väterliche Baubüro. Zwischen 1928 und 1946 war Gustav Hoppe Assistent am Institut für Baukonstruktion und Baumechanik. Er wurde zum Baurat ernannt. Während des Zweiten Weltkrieges war er für verschiedene Rüstungsbauten zuständig. Danach war er vor allem im Wohnbausektor tätig. Er entwarf unter anderem eine Wohnhausanlage am Migazziplatz, Wien XII. (1952), sowie zusammen mit Erwin Böck eine Wohnanlage in der Schüttaustraße, Wien XXII. (1955/56), und eine Wohnanlage in der Hernalser Hauptstraße 98, Wien XVII. (1949/50).