Schüttaustraße 4-18
Schüttaustraße 4-18
Schüttaustraße 4-18, 1220 WienBaujahr: 1957-1959
Wohnungen: 246
Architekt: Friedrich (Fritz) Novotny, Herta Jerzabek, Hans Muttoné, Wolfgang Horak, Ladislaus Hrdlicka
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Der Kaisermühlendamm entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Donauregulierung, die das Inundationsgebiet des Flusses begrenzen sollte. Das Gebiet entlang des Dammes wurde bis in die frühe Nachkriegszeit von wilden, so genannten Brettersiedlungen durchzogen.Der aus drei Wohnhausanlagen bestehende Marshallhof wurde am 24. Juni 1961 von Bürgermeister Franz Jonas in Anwesenheit des amerikanischen Botschafters eröffnet.
Die Architektur
Der dritte Bauteil der Großwohnanlage Marshallhof setzt sich aus insgesamt fünf Einzelbauten zusammen. Das mit sechs Geschoßen höchste Gebäude entlang der Schüttaustraße zeichnet sich durch schräg gestellte Balkone und eine durchgehende Geschäftszone im Erdgeschoß aus. Im rechten Winkel dazu grenzt ein fünfgeschoßiger Wohntrakt mit Balkonen an, der neben zweiflügeligen auch zahlreiche französische Fenster aufweist. Zwei beinahe idente, ebenfalls normal zur Schüttaustraße stehende, fünfgeschoßige Wohnzeilen - eine mit und eine ohne französische Fenster - schließen diesen Bauteil des Marshallhofes ab.Deutlich anders präsentiert sich der in Nord-Süd-Richtung gegen die angrenzenden Punkthäuser Hermann Stiegholzers ausgerichtete, zweigeschoßige Wohnblock, der ursprünglich als Altenheim konzipiert war. Die Nordfenster des Gebäudes sind durch eine rasterförmige Putzstruktur bandartig zusammengefasst. Zudem besticht der Trakt durch eine auch südseitig besonders plastisch gestaltete Fassade und hebt sich damit von den restlichen, eher schlicht gehaltenen Wohnhäusern der Anlage ab.
Der Name
Die Wohnhausanlage ist nach dem amerikanischen Außenminister und Friedensnobelpreisträger George Catlett Marshall (1880-1959) benannt, der als geistiger Vater des europäischen Hilfsprogramms zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Dieses von den USA finanzierte Programm, genannt "Marshallplan", trug wesentlich zum Wiederaufbau Österreichs bei.
Architekten
Friedrich (Fritz) Novotny - Friedrich Novotny (1913-1999) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa dem Hermine-Fiala-Hof in Wien 10, Troststraße 45a (1980-1982), und dem Franz-Novy-Hof in Wien 16, Koppstraße 97-101 (1950-1954).
Herta Jerzabek - Herta Jerzabek (geb. 1926) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Nach ihren Plänen entstanden in Wien mehrere Wohnhäuser, die nach dem Prinzip der Terrassenhausanlagen konzipiert sind. Ein besonderes Anliegen war ihr aber auch der Schulbau.
Hans Muttoné - Hans (Johann) Muttoné (1905-1987) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Er war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Schüttaustraße 4-18 in Wien 22 (1957-1959) und Raxstraße 27a in Wien 10 (1961-1963).
Wolfgang Horak - Wolfgang Horak (1918-2002) studierte von 1936 bis 1941 an der Technischen Hochschule Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst im Büro von Michel Engelhart beschäftigt, wo er am Wiederaufbau des Burgtheaters und an der Gesamtplanung des Tiergartens Schönbrunn beteiligt war. Als selbständiger Architekt entwarf Horak mehrere Wohnhäuser in Wien und in Bad Vöslau.
Ladislaus Hrdlicka - Ladislaus Hrdlicka (1910-1961) studierte Hochbau und Architektur an der Technischen Hochschule Prag. Nach dem Studium war er zunächst in Pressburg tätig und übersiedelte 1938 nach Berlin, wo er bei Baurat Erich Bohnen mit der Planung von NS-Siedlungsbauten in der Slowakei beauftragt war. 1947 kam Hrdlicka nach Wien. Hier entwarf er als selbständiger Zivilingenieur mehrere Wohnbauten für die Gemeinde Wien.