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Kolbegasse 30-32

Fakten

Kolbegasse 30-32

Kolbegasse 30-32, 1230 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 51

Architekt: Walter Majores, Erich Majores

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Inzersdorfer Friedhof. Der großflächige Friedhof wurde 1784 auf der Flur "Oberes Vösendorfer Feld" angelegt und mehrfach erweitert, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gleich dreimal. In einem abgesonderten Wäldchen steht darin die Grabkapelle von Heinrich Drasche, einem Ziegelfabrikanten, der im 19. Jahrhundert der Inhaber der Grundherrschaft von Inzersdorf war. Er ist der Namensgeber des gesamten Areals zwischen Südautobahn und Laxenburger Straße, das auch als "Draschegründe" bekannt ist.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus zwei zweigeschoßigen Gebäudeblöcken mit ausgebautem Dachgeschoß. Die Wohnhäuser sind annähernd parallel auf dem trapezförmigen Grundstück angeordnet. In jedem Bauteil sind drei Stiegen leicht gegeneinander versetzt untergebracht. Die Eingänge zu den Stiegen liegen jeweils an der dem Hof zugewandten Fassadenseite der Gebäude. Links und rechts von den Stiegenaufgangsachsen befinden sich jeweils zwei Fensterachsen, an den Gebäudeenden gibt es nur eine Fensterachse. Die Stiegen sind seit der Sanierung farbig hervorgehoben.

Die langen Fassaden an der vom Hof abgewandten Seite umfassen jeweils drei mal vier Fensterachsen. Hier verbinden bunte Farbflächen - die Farbe entspricht immer jener der Stiege an der Hofseite - jeweils zwei übereinanderliegende Fenster zu einer vertikalen Einheit. Die Satteldächer aller Stiegen sind neu eingedeckt und die hohen Rauchfänge sowie die kubischen Dachgauben frisch gestrichen.

Der Name

Die Kolbegasse ist nach dem Heiligen Pater Maximilian Maria Kolbe (polnisch: Maksymilian; mit bürgerlichem Namen Raimund Kolbe) benannt, der am 7. Jänner 1894 in Zduńska Wola (damals Russland, heute Polen) geboren und am 14. August 1941 im Stammlager des KZ Auschwitz ermordet wurde. Kolbe war polnischer Franziskaner-Minorit. Vor der Zeit der Machtergreifung und auch noch während der Diktatur Hitlers betrieb er eine rege Missionstätigkeit. Im Jahr 1941 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er für einen Mithäftling in den Hungerbunker ging. Er wurde 1982 von Johannes Paul II. heilig gesprochen.

Architekten

Walter Majores - Walter Majores (geb. 1926) studierte ab 1949 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Mit seinem Bruder Erich Majores plante er für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Kolbegasse 30-32 in Wien 23 (1951/52). Gemeinsam waren sie auch an den Entwürfen zur Anlage Pirkebnerstraße 1-3 in Wien 12 (1949-1954) beteiligt.

Erich Majores - Erich Majores (geb. 1922) studierte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Architektur an der Technischen Hochschule Wien und anschließend an der Technischen Universität Graz, wo er sein Studium auch abschloss. Nach seiner Rückkehr nach Wien eröffnete er für kurze Zeit ein gemeinsames Atelier mit seinem Bruder Walter (E.U.W. Majores), mit dem er unter anderem die Wohnhausanlage Kolbegasse 30-32 in Wien 23 (1951-1952) plante. 1953 ging Erich Majores nach Kanada, wo er für die Landesregierung von Alberta arbeitete. Zurück in Wien beschäftigte er sich ab 1958 vor allem mit der Ausführung von Industriebauten und Geldinstituten. Er war auch am ersten Bauabschnitt (Stadion und Wohnheim) der Südstadt in Maria Enzersdorf beteiligt.