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Erlaaer Straße 123

Fakten

Erlaaer Straße 123

Erlaaer Straße 123, 1230 Wien

Baujahr: 1967-1969

Wohnungen: 42

Architekt: Friedrich Schlossberg

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Auf der Parzelle stand als Vorgängerbau ein ebenerdiges städtisches Wohnhaus, das auch ein Lokal und eine Polizeistation enthielt. Das Althaus wurde im Jahr 1966 abgerissen. Gegenüber, auf Erlaaer Straße 74, steht noch immer eine 1901 erbaute Schule im Stil des Neo-Empire mit Lisenengliederung.

Die Architektur

Die vier Stiegen der Wohnanlage liegen an der Erlaaer Straße. Die Stiegen 1 und 2 liegen direkt an der Baulinie, die Stiegen 3 und 4 sind hinter die Baulinie zurückversetzt, wodurch sich ein Vorgarten ergibt. In Stiege 3 ist ein hochrechteckiger Durchgang zum Hof eingelassen. Die in einem sehr hellen Grau gestrichenen Fassaden sind sehr schlicht gestaltet. An den Südfassaden setzen bei den beiden östlichen Stiegen Achsen mit französischen Fenstern vertikale Akzente, die sich durch die Hinterlegung mit dunkleren Wandzonen verstärken. Zwischen den Gebäudeteilen der Stiegen 3 und 4 fällt eine Doppel-Loggienachse auf. Deren seitliche Betonwände ragen über die Mauerfläche vor und sind im obersten Geschoß zum Dach hin abgeschrägt. Zwei dunkelgraue schmale Putzbänder setzen horizontale Akzente an der Fassade. Ein Putzband umschließt direkt unter der Dachkante den ganzen Bau, das zweite verkettet im mittelgrauen Kratzbetonsockel die schmalen Kellerfenster miteinander. Französische Fenster ohne zusätzliche Vertikalbetonung gibt es an den Außenachsen der Fassade an der Calvigasse. Die Stiegenaufgangsachsen befinden sich alle hofseitig. Sie werden nach der Sanierung nicht mehr von Bahnen mit vertikalen Drahtglaspaneelen belichtet, sondern durch dreiteilige Fenster, die in einer seichten Mauervertiefung liegen. Zwischen den ersten beiden Stiegenaufgängen befindet sich ein mit Betonplatten ausgelegter Vorplatz. Er wird als Parkplatz und ebenerdige Zufahrtsmöglichkeit zu den vier Garagen im Kellergeschoß genutzt. Die etwas höher liegenden Eingänge der beiden westlichen Stiegen sind von hier aus über einen kleinen Treppenlauf und anschließenden Betonweg mit begleitenden Grünstreifen zugänglich.

Der Name

Die Erlaaer Straße hat seit 1955 diesen Namen und führt nach Alt Erlaa und Neu Erlaa. Erlaa, das 1114 als "Erila" urkundlich erwähnt wird, wurde 1938 dem 25. Bezirk und 1954 dem 23. Bezirk eingemeindet.

Architekten

Friedrich Schlossberg - Friedrich Schlossberg (1900-1968) studierte von 1919 bis 1921 an der Technischen Hochschule Wien. Er war zunächst in verschiedenen Büros tätig, bevor er sich 1931 als Architekt selbständig machte. Sein einzig dokumentiertes Werk aus dieser Zeit ist die kommunale Wohnhausanlage Custozzagasse 14-18 in Wien 3 (1931). Während des Zweiten Weltkrieges mit einem Berufsverbot belegt, war er nach 1945 am Wiederaufbau der Wiener Secession beteiligt und plante in Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekten mehrere Wohnhäuser für die Gemeinde Wien.