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Kaiser-Franz-Josef-Straße 23-25

Fakten

Kaiser-Franz-Josef-Straße 23-25

Kaiser-Franz-Josef-Straße 23-25, 1230 Wien

Baujahr: 1957-1958

Wohnungen: 33

Architekt: Heinrich Schwetter

Weitere Adressen

Ketzergasse 332, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Der Ort Rodaun wird urkundlich erstmals 1170 erwähnt und entwickelte sich als Weiler am Fuß einer Burg. Bei der 1404 erwähnten Rodauner Burg dürfte es sich um eine befestigte Anlage des Hochmittelalters gehandelt haben, das spätere Schloss, das seit 1898 das Kollegium Sta. Christiana geworden ist. Nach den Türkenzerstörungen entwickelte sich Rodaun zu einem beliebten Aufenthaltsort des Wiener Adels, wovon heute noch der um 1724 erbaute Trautsonsche Landsitz, das heutige sogenannte Hofmannsthal-Schlössl, Zeugnis gibt. Auch heute noch spielt der Fremdenverkehr eine wichtige Rolle.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage mit insgesamt vier Stiegen umfasst zwei dreigeschoßige Wohnblöcke mit Walmdächern. Der erste Block besteht aus zwei Trakten am Eck Kaiser-Franz-Josef-Straße/Ketzergasse. Die gegeneinander versetzten Schmalseiten der beiden Trakte spannen am Straßeneck einen kleinen Grünbereich auf. Der zweite Wohnblock folgt dem Verlauf der Kaiser-Franz-Josef-Straße. Eine lange Pergola auf drei bruchsteingemauerten Stützen verbindet die beiden Blöcke. An der zur Ketzergasse ausgerichteten Fassade des ersten Blocks gibt es zwei Balkonachsen mit Welleternit-Verkleidungen. Im Erdgeschoß sind unter den Balkonen dreiteilige Fenster eingeschnitten. Die zur Kaiser-Franz-Josef-Straße ausgerichtete Fassade wird im Erdgeschoß von der rechten Gebäudekante bis zum ersten Fenster und einschließlich des ersten Intervalls mit einem farbigen Majolika-Reliefstreifen akzentuiert. Durch die Pergola gelangt man zu den hofseitig gelegenen Stiegeneingängen. Die farblich abgesetzten Stiegenaufgangsrisalite sind mit dem schmalen Kranzgesims verkröpft. An der Schmalseite des zweiten Wohnblocks am anderen Ende der Pergola führt eine Abfahrtsrampe zu einer Kellergarage. Die Wand darüber ist in voller Höhe mit einem dreiteiligen Sgraffito geschmückt. Die lange zehnachsige Straßenfassade wird durch einen sehr seichten fünfachsigen Fenstererker akzentuiert, der sich über die beiden Obergeschoße erstreckt. Die Hoffassade des zweiten Wohnblocks ist neben den beiden Stiegenhausrisaliten durch zwei Balkonachsen bestimmt. Charakteristisch für alle Fassaden der Wohnhausanlage ist der rhythmische Wechsel von zwei- und dreiteiligen Fensterachsen, wobei die Fenster durch weiße Putzfaschen betont werden. Hinter den Blöcken liegt ein schmaler baumbestandener Grünhof mit einem kleinen PKW-Abstellplatz und einem daran anschließenden Kinderspielplatz.

... und die Kunst

Von Sepp Jahn stammt das Sgraffito "Ornamente" an der südlichen Schmalseite von Block 2, das entgegen dem abstrakten Titel Tiere und Pflanzen, allerdings tatsächlich ornamental stilisiert, zeigt. Das monumentale Sgraffito ist in drei hohen Streifen an der Wand appliziert.

Sepp Jahn ist Jahrgang 1907 und begann 1922 seine Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Ein Architekturstudium und ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien folgten. Im Zweiten Weltkrieg wurde Sepp Jahn an verschiedenen Fronten als Kriegsmaler eingesetzt. Diese Schreckensbilder haben ihn zeitlebens begleitet. Vielleicht hat er deshalb hier einmal eine heile Welt der Natur ornamental verklärt dargestellt.

Von Eva Mazzucco stammt das Majolikarelief "Ziegen" an der Straßenfassade im Erdgeschoß der Stiege 2 von Block 1. Sie wurde 1925 in Strobl am Wolfgangsee, Salzburg, geboren und besuchte 1946-1948 Zeichenkurse bei Edel Noth und lernte Keramik bei Baron Hauser. 1949-1955 studierte sie an der Akademie für angewandte Kunst (Prof. Fritz Cremer, Prof. Hans Knesl, Prof. Günther Baszel) und erwarb 1955 das Diplom für Bildhauerei. Die international anerkannte Bildhauerin, Malerin und Graphikerin schuf circa 60 Großplastiken im öffentlichen Raum. Das Majolikarelief zeigt fast naturalistisch zwei weidende Ziegen und eine säugende mit Zicklein.

Der Name

Die Kaiser-Franz-Josef-Straße heißt seit 1848 nach Kaiser Franz Josef I. (1830-1916).

Architekten

Heinrich Schwetter - Heinrich Schwetter (1906-2003) studierte 1937 bis 1941 und von 1948/49 bei Franz Schuster an der Wiener Kunstgewerbeschule. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Graumanngasse 12 in Wien 15 (1966-1968). Als Mitglied einer größeren Architektengemeinschaft war er auch an den Entwürfen zur Anlage Jedleseer Straße 77 in Wien 21 (1963-1965) beteiligt.