Elisenstraße 110-116
Elisenstraße 110-116
Elisenstraße 110-116, 1230 WienBaujahr: 1953-1954
Wohnungen: 132
Architekt: Adolf Benedikt, Karl Lehrmann
Weitere Adressen
Fürst-Liechtenstein-Straße 24-30, 1230 Wien
Ambrosweg 19-29, 1230 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 m² auf 55 m² angehoben.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt in der Katastralgemeinde Rodaun. Sie gehört zu den 2.045 Neubauten der Stadt Wien, die in der Wiederaufbauphase der Nachkriegsjahre nach modernsten urbanen Maßstäben errichtet wurden. Neben standardisierten funktionalen Wohnverhältnissen stand der Anspruch vom "Wohnen im Grünen" im Vordergrund.
Die Architektur
Die Anlage besteht aus insgesamt sechs zwei- und dreigeschoßigen, klar gegliederten Häusern, die anstelle der herkömmlichen Blockrandbebauung in nord-süd-parallele Reihen gesetzt sind. Am Südende parallel zur Elisenstraße stehen drei quergestellte Kopfbauten mit je zwei dreigeschoßigen Stiegen. Diese springen jeweils um einige Zentimeter zurück und sorgen dadurch - ebenso wie die höheren und niedrigeren Wohnblöcke - für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Die Raumaufteilung ist so gestaltet, dass auch bei mehreren Bewohnern pro Wohnfläche eine subjektive Trennung der Funktionsbereiche möglich ist. Ziel der Nord-Süd-Ausrichtung der Wohnungen ist ein optimaler Sonneneinfall - morgens im Schlafzimmer, mittags in den Wohnräumen. Dasselbe Wohnkonzept wendet der Architekt Karl Lehrmann auch in der zwei Jahre später erbauten Wohnhausanlage in der Canavesegasse 9-15 im 23. Bezirk an.
... und die Kunst
Am zentral gelegenen Ruheplatz steht eine Bronzeplastik von Maria J. van Everdingen aus dem Jahr 1954, die zwei junge Steinböcke und einen Hasen darstellt. Die Tiere sind als ruhige, gezähmte Wesen charakterisiert und unterstreichen damit die Idee vom urbanen Wohnen im Grünen.
Der Name
Die Elisenstraße wurde vermutlich nach Kaiserin Elisabeth I. (1837-1898) benannt und hieß zur Zeit der Errichtung der Wohnhausanlage noch Josef-Schöffel-Gasse - nach dem Chemiker, Offizier und späteren Mödlinger Bürgermeister Josef Schöffel (1832-1910), der den nahe gelegenen Wienerwald während des Krieges gegen Preußen (1870/71) vor der Abholzung rettete.
Architekten
Adolf Benedikt - Adolf Benedikt (1919-1971) studierte von 1935 bis 1939 Architektur an der Kunstgewerbeschule in Wien bei Otto Niedermoser und Franz Schuster, bei dem er nach dem Zweiten Weltkrieg die Meisterklasse absolvierte. Zu seinen Hauptwerken zählt unter anderem die Wohnhausanlage der Gemeinde Wien in der Elisenstraße 110-116 in Wien 23., die er gemeinsam mit Karl Lehrmann ausführte.
Karl Lehrmann - Karl Lehrmann (1887-1957) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Zu seinen realisierten Projekten zählen die Villa Rosenbauer und die Lokomotivfabrik Krauss in Linz sowie weitere Büro- und Fabriksgebäude. In Wien 23 konzipierte er in Zusammenarbeit mit Josef Seeberger die Wohnhausanlage in der Canavesegasse 9-15 und die ähnlich gestaltete Anlage in der Elisenstraße 110-116.