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Canavesegasse 9-15

Fakten

Canavesegasse 9-15

Canavesegasse 9-15, 1230 Wien

Baujahr: 1956-1957

Wohnungen: 72

Architekt: Josef Seeberger, Karl Lehrmann

Wohnen in Wien

In den 50er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 m² auf 55 m² angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt im Bereich des erstmals um 1120 urkundlich erwähnten Atzgersdorf. Bis ins 19. Jahrhundert war der Ort vor allem durch Wein- und Ackerbau geprägt. Nur langsam setzte in Atzgersdorf um 1850 die Industrialisierung ein. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die zahlreichen Mühlen entlang der Wasserläufe, die in Fabriken umgewandelt wurden. Mit der Verfügung vom 1. Oktober 1938 zur Bildung eines "Groß-Wien" wurde der 1904 aus mehren Vororten, darunter auch Atzgersdorf, gebildete Gerichtsbezirk Liesing als 25. Bezirk nach Wien eingemeindet. Durch das am 29. Juni 1946 beschlossene Gebietsänderungsgesetz wurde daraus der heutige 23. Bezirk.

Die Architektur

Die Anlage umfasst insgesamt sieben dreigeschoßige Stiegenhäuser, die in drei nord-süd-parallelen Häuserreihen angeordnet sind. Die Stiegen 1 und 2 bestehen aus einzelnen frei stehenden Baukörpern an der Canavesegasse. Die Stiegen 3/4 sind aneinandergebaut und risalitartig zueinander versetzt, ebenso wie die Stiegen 5/6 im Inneren der Anlage. Das Versetzen der einzelnen Baukörper lockert die Bebauung der sonst begrünten Fläche auf. Die straßenseitige Fassade ist in eine Sockelzone mit kleinen Kellerfenstern und drei Fensterreihen darüber gegliedert. Einen Akzent setzt das Walmdach mit den zentrierten Gaupenfenstern.
Die schlichte Fassade ist in Pastelltönen gehalten, die Fenster sind durch die Anbringung des Wärmeschutzes etwas weiter hinter die Fassade gerückt und weiß gestrichen. Die Haustorumrahmungen wurden aus Kunststein gefertigt. Die Wohnungen verfügen über Balkone im Osten mit Blick auf die großflächige Grünanlage.
Zur Anlage gehören ein Kinderspielplatz, drei Ruheplätze sowie Gemeinschaftseinrichtungen wie Motorrad-, Fahrrad- und Kinderwagenabstellplätze, Waschküchen und ein Coloniakübelraum (die heutigen Mülltonnen).

... und die Kunst

Am Beginn des Gehweges, der von der Canavesegasse ins Innere der Anlage führt, stehen zwei etwa einen Meter hohe Natursteinplastiken von Hubert Fiala aus den Jahren 1956 bis 1958. Sie stellen zwei Eber dar, die den offenen Eingang zur Anlage zwischen Stiege 2 und 3 flankieren.

Der Name

Die Canavesegasse erhielt ihren Namen nach dem Bildhauer Cesare Antonio Canavese (1672-1739), der die nahe gelegene Marienstatue in Atzgersdorf schuf. Bis zum Jahr 1954 hieß sie Gärtnergasse.

Architekten

Josef Seeberger - Josef Seeberger (1910-1981) studierte von 1928 bis 1935 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 auch promovierte. Für die Gemeinde Wien entwarf er von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre zahlreiche Wohnhausanlagen, wie etwa den Karl-Czernetz-Hof in Wien 15, Clementinengasse 11-17 (1976-1978), und die Wohnhäuser Magdalenenstraße 3-7 in Wien 6 (1964-1966) und Breitenfurter Straße 437 in Wien 23 (1950).

Karl Lehrmann - Karl Lehrmann (1887-1957) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Zu seinen realisierten Projekten zählen die Villa Rosenbauer und die Lokomotivfabrik Krauss in Linz sowie weitere Büro- und Fabriksgebäude. In Wien 23 konzipierte er in Zusammenarbeit mit Josef Seeberger die Wohnhausanlage in der Canavesegasse 9-15 und die ähnlich gestaltete Anlage in der Elisenstraße 110-116.