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Wohnhausanlage Kongreßsiedlung

Fakten

Wohnhausanlage Kongreßsiedlung

Kalmanstraße 1, 1130 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 260

Architekt: Johann (Hans) Stöhr, Edith Lessel

Weitere Adressen

Kalmanstraße 1C, 1130 Wien

Kalmanstraße 4-12, 1130 Wien

Dr.-Schober-Straße 6-18, 1130 Wien

Kalmanstraße 1D, 1130 Wien

Lainzerbachstraße 3-27, 1130 Wien

Kalmanstraße 1A, 1130 Wien

Kalmanstraße 1B, 1130 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage befindet sich auf einem Grundstück, das bis Anfang des 20. Jahrhunderts unverbaut gewesen ist. Der Bereich des Lainzer Tiergartens ging ursprünglich bis zur Speisinger Straße und bestand aus Wald- und Wiesenflächen. Ab 1919 wurden die Waldstücke entlang der Hermesstraße gerodet und zum Zweck der Verbauung parzelliert.

Die Siedlung wurde ab 1951 in zwei Bauabschnitten errichtet, die Reihenhäuser entlang der Lainzerbachstraße entstanden in der letzten Bauphase.

Die Architektur

Die Siedlung erstreckt sich auf einem Grundstück zwischen der Lainzerbachstraße und der Kalmanstraße und besteht aus mehreren zweigeschoßigen Reihenhäusern. Entlang der Dr.-Schober-Straße sind fünf rechteckige Wohntrakte in Zeilenbauweise angeordnet. An der straßenseitigen Fassade wurden Geschäftslokale untergebracht. Dahinter liegen mehrere langgestreckte Wohnblöcke, die parallel zur Dr.-Schober-Straße stehen. Die Kalmanstraße ist in der südlichen Zeile zum Teil von einer zweigeschoßigen Randverbauung gesäumt. Im Westen bildet ein mehrteiliger eingeschoßiger Wohntrakt mit kleinen Wohnungen für Senioren den Abschluss. Ursprünglich waren in diesem niederen Bauteil auch eine Fürsorgestelle und ein Arzt untergebracht. Im letzten Bauabschnitt wurden - entlang der Lainzerbachstraße - mehrere zweigeschoßige Reihenhäuser errichtet. Eine Besonderheit stellen die breiten Loggien an der hofseitigen Fassade dar, die die Wohnbauten zum Innenhof hin öffnen. Aufgrund der Beschaffenheit des Terrains, das in Richtung Norden leicht ansteigt, sind die einzelnen Gebäude über mehrere Stufen erreichbar. Die schlichte Gestaltung der Anlage wird durch kleine Details, wie profilierte Fenster- und Türrahmungen, bereichert. Die einheitliche Wirkung der Wohnhausanlage wird durch steile Giebeldächer ergänzt.

... und die Kunst

An den Giebelfronten entlang der Dr.-Schober-Straße sind drei Natursteinmosaike von Heinrich Tahedl angebracht. Die Wandbilder stellen die Jahreszeiten Sommer, Herbst und Winter dar. Die Fassade des ersten Wohntraktes an der Lainzerbachstraße schmücken zwei Emailmalereien von Maria Schwamberger-Riemer. Die bunten Ernteszenen zeigen ein Apfel pflückendes Mädchen und einen Birnen pflückenden Jungen.

Der Name

Der Name der Wohnhausanlage geht auf den XI. Internationalen Städtekongress zurück, bei dem sich im Juni 1953 Kommunalpolitiker aus der ganzen Welt in Wien trafen. Der Wohnbau wurde in Anwesenheit der Kongressteilnehmer eröffnet, eine Gedenktafel soll an die Geburtsstunde der "Kongresssiedlung" erinnern.

Architekten

Johann (Hans) Stöhr - Johann (Hans) Stöhr (1897-1981) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Nach seinem Studium trat er in das Wiener Stadtbauamt (MA 19) ein, dessen Leiter er bis 1963 war. In dieser Funktion war er vor allem in der Zeit des Wiederaufbaus an der Errichtung zahlreicher kommunaler Bauten beteiligt. So wurden ein Teil der Stadtrandsiedlung Leopoldau in Wien 21 und der Bauteil Ost der Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien 10 nach seinen Entwürfen errichtet. 1950 wurde seine berufliche Tätigkeit in dokumentierter Form als Dissertation an der TU Wien anerkannt.

Edith Lessel - Edith Lessel (geb. 1916 in Wien) studierte von 1935 bis 1938 und 1947/48 bei Hans Vetter und Franz Schuster Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf sie vor allem in den 1950er-Jahren mehrere Wohnhausanlagen, wie etwa die Anlagen Baumgartenstraße 25-33 in Wien 14 (1952/53) und Hohenbergstraße 14-16 in Wien 12 (1951/52).