Breitenfurter Straße 338
Breitenfurter Straße 338
Breitenfurter Straße 338, 1230 WienBaujahr: 1967-1968
Wohnungen: 98
Architekt: Felix Hasenöhrl
Weitere Adressen
Breitenfurter Straße 381A, 1230 Wien
Dr.-Neumann-Gasse 1, 1230 Wien
Fröhlichgasse 30-32, 1230 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Nahe dem heute revitalisierten Liesinger Hauptplatz entstand in den Jahren 1967/68 diese Wohnhausanlage mit insgesamt 101 Wohnungen nach Plänen des österreichischen Architekten Felix Hasenöhrl (geb. 1925). Sie ist im ehemaligen Gassengruppendorf Unterliesing situiert, das sich im Bereich der heutigen Seybel- und Fröhlichgasse befand. Um 1800 wurden auf diesem Gebiet handwerkliche Betriebe angesiedelt und auch die erste Fabrik - eine Spinnfabrik - entstand in der nahen Seybelgasse, die im 19. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte und sogar zum industriellen Zentrum Liesings wurde.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage besteht aus einem übereck gebauten Wohnblock mit fünf Stiegen an der Breitenfurter Straße 338 bzw. Franz-Schuhmeier-Gasse 1 und zwei Wohnhäusern mit insgesamt sechs Stiegen auf der gegenüberliegenden Straßenseite bzw. Fröhlichgasse 28-32. Bei dieser zweigeteilten Anlage handelt es sich um die zweite derartige Planung des Architekten Felix Hasenöhrl für die Gemeinde Wien. Das Konzept, das bereits 1959-62 in der Haymerlegasse 13-15 im 16. Wiener Gemeindebezirk ausgeführt wurde, sieht - wie auch in der Breitenfurter Straße - die Errichtung von zwei eigentlich autonomen Hofanlagen auf verschiedenen Straßenseiten, jedoch mit durchgehender Nummerierung der insgesamt elf Stiegen und einheitlicher Fassadengestaltung aller Wohnhäuser vor. Die Anlage folgt in ihrem Erscheinungsbild mit den horizontal farblich gegliederten Fensterachsen und den verschieden dimensionierten, auch mehrteiligen Fenstern an der glatt verputzten Fassade dem Typus des kommunalen Wohnbaus der 1960er-Jahre. Akzente setzen hofseitig die ost- bzw. westorientierten Balkone, die mit Pressglas verkleideten Stiegenhäuser sowie die weit vorkragenden Hauptgesimse, die die Fassaden nach oben hin abschließen. Die Anlage verfügt über eine Geschäftszeile, die in der Sockelzone des Wohnhauses an der Breitenfurter Straße 338-346 untergebracht ist, sowie über begrünte Höfe mit einem Kinderspielplatz.
... und die Kunst
Vor den hofseitigen Aufgängen zu den Stiegen 6-10 an der Breitenfurter Straße 381a bzw. Fröhlichgasse 28-32 befindet sich eine abstrakte Skulptur aus dunkelgrau lackiertem Metall. Die Plastik stammt von Herbert Schwarz aus den Jahren 1967/68 und trägt den Titel "Sirenen".
Der Name
Die heutige Breitenfurter Straße führt vom 12. über den 23. Bezirk bis zum Wienerwald. 1593 noch als "Die Straße" bezeichnet, hieß sie später Ordinari Straße von Wien nach Atzgersdorf und dann Breitenfurther Waldämtliche Straße, nach dem Ort Breitenfurt, in den sie führt.Die Franz-Schuhmeier-Gasse ist nach dem Sozialpolitiker und Gemeinderat Franz Schuhmeier (1864-1913) benannt. Er war bis zu seiner Ermordung 1913 eine dominierende Persönlichkeit der Arbeiterbewegung und gründete neben dem Verein " Apollo" auch die Zeitung "Volkstribüne".Die Fröhlichgasse ist seit 1955 nach dem Wiener Sozialdemokraten Johann Fröhlich (1911-1934) benannt, der nach dem Besuch einer illegalen sozialdemokratischen Feier auf einer Wiener Waldwiese gemeinsam mit Richard Lehmann (1911-1934) von Heimwehr und Gendarmerie erschossen wurde.
Architekten
Felix Hasenöhrl - Felix Hasenöhrl wurde 1925 in Semmering geboren. Für seine Diplomarbeit, mit der er sein Studium bei Oswald Haerdtle an der Hochschule für angewandte Kunst abschloss, erhielt er den österreichischen Staatspreis für Architektur. In Wien wurden zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser errichtet, die er in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften entwarf, darunter das Geschäftshaus der Fa. Julius Meinl (Kärntner Ring 2, Wien 1) und der Concordiahof (Concordiaplatz 4-5, Wien 1).