Franz-Rosenberger-Hof
Franz-Rosenberger-Hof
Lainzer Straße 109a-117, 1130 WienBaujahr: 1950-1952
Wohnungen: 92
Architekt: Carl Machtlinger, Sepp Stein
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Der Franz-Rosenberger-Hof entstand im Rahmen des Wohnbauprogramms nach dem Zweiten Weltkrieg auf einem brachliegenden Grundstück am Fuße des Küniglberges entlang der Lainzer Straße. Seit 2007 steht die Wohnhausanlage unter Denkmalschutz.
Die Architektur
Die auf einem lang gestreckten Grundstück entlang der Lainzer Straße errichtete Wohnhausanlage besteht aus fünf frei stehenden Baukörpern, die senkrecht zur Straße angeordnet sind. Die Freiräume zwischen den Wohnblöcken, die durch Pergolen lose miteinander verbunden sind, sind als Grünanlagen gestaltet. Einen Akzent setzt der Wohnblock am spitz zulaufenden Grundstücksende an der Einmündung der Alois-Kraus-Promenade in die Lainzer Straße. Die Fassade des Blocks ist leicht konkav geschwungen und bildet einen stadträumlichen Bezugspunkt.Die offene Verbauungsweise ist ebenso charakteristisch für den Wohnbau der 1950er-Jahre wie die schlichte Architektur mit ihren glattflächigen Fassaden, Giebelfronten und Satteldächern. Die Gliederung der Fassade erfolgt durch gleichmäßig verteilte Fenster. Breite Putzrahmungen und Ziergeländer betonen die Wohnzimmerfenster sowie die gekoppelten Fenster. Die Hauseingänge mit den Stiegenhausfenstern unterbrechen das Fensterraster in der Vertikale und sind durch Vordächer gekennzeichnet.
... und die Kunst
Von den ursprünglich fünf Hauszeichen an jedem Wohnblock, die Wildtiere darstellten, ist heute nur noch eines - ein Hirsch - erhalten. Das Majolikabild stammt von Franz Zülow aus dem Jahr 1952.Beim Haus Lainzer Straße 117 befindet sich eine vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammende Dreifaltigkeitssäule. Die Sandsteinsäule, die früher in der Stadlergasse stand, wurde gestiftet, weil die Lainzer Bevölkerung in den Pestjahren 1679 und 1713 von der Seuche verschont blieb.
Der Name
Die Wohnhausanlage ist nach dem ehemaligen Gemeinderat Franz Rosenberger (1928-1986) benannt. Der gelernte Schriftsetzer engagierte sich schon früh in der Politik und war ab 1954 Mitglied im Bezirksvorstand der SPÖ Hietzing. Von 1969 bis 1973 und von 1976 bis 1986 war er Gemeinderat sowie später auch Mitglied des Bundesrates (1973-1976). Rosenberger engagierte sich auch für die Wiener Kinderfreunde. Eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Prominente Bewohner
Von der Fertigstellung des Gemeindebaus bis zu ihrem Tod wohnte hier die Kinder- und Jugendbuchautorin Annelies(e) Umlauf-Lamatsch (1895-1962). Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin am Pädagogischen Institut der Stadt Wien verfasste sie zahlreiche Klassiker der Kinderliteratur wie "Die Schneemänner" (1930), "In der Heimat der Blumen" (1931) oder "Der kleine Peter in der Katzenstadt" (1934).
Architekten
Carl Machtlinger - Carl Machtlinger (1911-1979) wurde in Linz geboren und studierte an der Technischen Hochschule Wien. Als Architekt war er bei der Bauabteilung der ÖBB tätig und plante in den 1950er-Jahren zahlreiche Bahnhofsneubauten wie in Graz und Villach. Zusammen mit Robert Hartinger war er auch am Bau des Wiener Westbahnhofes (1950-1954) beteiligt und errichtete für die ÖBB die Sportanlage neben der UNO-City in Wien 22. Die Wohnhausanlage Lainzer Straße 109-117 in Wien 13 (1950-1952) ist sein einziger Gemeindebau. Carl Machtlinger war auch als Keramiker und Maler künstlerisch tätig.
Sepp Stein - Sepp Stein (geb. 1920) studierte an der Technischen Hochschule Wien. Ab 1955 war er als selbständiger Architekt tätig, wobei er sich unterschiedlichsten Aufgabenbereichen widmete. Zu seinen wichtigsten Bauwerken zählen die Gewerbeschule der Familie Meinl in Wien 13 (Hietzinger Hauptstraße 17, mit Kurt Eckl, 1962/63), die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien 19 (Hohe Warte 38-40, 1967-1973) und das Institut für Krebsforschung in Wien 9 (Borschkegasse 8A, mit Lucia Aichinger, 1972-1976). 1964 erfolgte die Renovierung des Wagner'schen Postsparkassengebäudes (Georg-Coch-Platz 2, Wien 1) nach seinen Plänen.