Gaßmannstraße 41
Gaßmannstraße 41
Gaßmannstraße 41, 1120 WienBaujahr: 1994-1995
Wohnungen: 17
Architekt: Rüdiger Lainer
Wohnen in Wien
In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.
Geschichte
Die Gaßmannstraße in Hetzendorf wurde um 1906 angelegt. Sie führt entlang der östlichen Begrenzungsmauer der Maria-Theresien-Kaserne im Fasangartenbereich auf dem Schönbrunner Gelände. Die Wohnanlage liegt dem Kasernengebäude gegenüber. Für das Kasernengelände ist seit 2001 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, der Szenarien für den Fall einer möglichen Absiedelung des Bundesheeres aus der Kasernenanlage überlegen soll. Der Entwicklungsbereich umfasst die Anlagen der Maria-Theresien-Kaserne, den Fasangarten und das Areal der Forstlichen Bundesversuchsanstalt. Seitens des Bundesdenkmalamtes besteht die Absicht, Teile der Kaserne unter Denkmalschutz zu stellen. Die Aufgabenstellung an die Wettbewerbsteilnehmer lautete: Die Fortsetzung des ursprünglichen axialen Konzeptes von Schloss Schönbrunn zur Gloriette und die Erhaltung der ökologisch wertvollen Waldflächen im Fasangarten ("Urwald im Fasangarten"). Zwischen dem Wald und dem Areal der Maria-Theresien-Kaserne ist eine parkartig gestaltete Übergangszone vorgesehen. Für den östlichen Teil sind unter sinnvoller Einbeziehung von Teilen der bestehenden Heeressportanlage die Entwicklung zu einem Freizeit- und Erholungsgebiet und für den westlichen Bereich kulturelle Einrichtungen angedacht.
Die Architektur
Zwei getrennte, dreigeschoßige Blöcke kommunizieren über eine glasverkleidete Außentreppe, bestehend aus einem zweigeschoßigen Verbindungsgang mit beidseitigen Stiegenläufen auf schlanken Rundpfeilern. Der kürzere Flügel steht mit der Schmalseite zur Straße, der längere beinahe parallel zu ihr. Der längere wird im letzten Drittel durch ein weiteres Stiegenhaus erschlossen. Als Eingangsbereich ist ein niedriger, verglaster Kubus vor die Türöffnung gestellt. Darüber wird das Stiegenhaus durch eine breite Bahn aus horizontalen Drahtglaspaneelen, die fast bis zur Traufe des Flachdachs führen, belichtet. Zu beiden Seiten schließen Wohneinheiten mit je zwei Fensterachsen und einer Achse mit französischen Fenstern an. Über einen verglaste Freitreppe sind weitere Wohneinheiten erreichbar. Am Südende des Gebäudeblocks ist eine gesonderte niedrige Einfahrt zu einer Tiefgarage angefügt. Die hofseitige Fassade ist durch vier vollverglaste Loggienerker mit flankierenden französischen Fenstern in den beiden Obergeschoßen plastisch aufgelöst. Im verglasten Erdgeschoß führen zwei Balkontüren auf die vom Erker überdachte Terrasse. Auch der kurze Trakt besitzt zwei Loggienerker, einen an der Schmalseite zum Hof hin und einen an der langen Nordfassade. Die Südfassade ist beiderseits der gläsernen Verbindungsgalerie völlig symmetrisch gestaltet. Auf die kleinen Öffnungen der Nasszellen seitlich der Türen folgen zwei Fensterachsen.
Der Name
1906 wurde die Gaßmannstraße in Wien-Meidling nach dem Komponisten Florian Leopold Gaßmann (1729-1774) benannt. Er war ein österreichischer Komponist am Übergang vom Barock zur Vorklassik. 1763 wurde er als Ballettkomponist an den Wiener Hof berufen, wo ihm Joseph II. äußerst freundschaftlich gewogen war. Gaßmann wurde Kammerkomponist des Kaisers und Hofkapellmeister. Er war Initiator der Wiener Tonkünstlersozietät, die erste Musikveranstaltungen für die Öffentlichkeit in Wien organisierte. Diese soziale Institution kümmerte sich um Witwen und Waisen verstorbener Mitglieder. Sein Oratorium "La Betulia liberata" komponierte er aus Anlass der Gründung dieser Einrichtung. 1774 starb Gaßmann an den Spätfolgen eines Unfalls, der ihn auf seiner letzten Italienreise ereilt hatte. Er wurde auf dem Friedhof in der Alservorstadt bestattet.
Architekten
Rüdiger Lainer - Rüdiger Lainer (geb. 1949) studierte zunächst Physik, Malerei und Soziologie in Wien und Paris, bevor er 1978 sein Studium der Architektur an der TU Wien abschloss. Nach verschiedenen Arbeiten für Theater, Film und Ausstellungen und einigen Jahren Berufspraxis im Atelier von Karl Schwanzer machte er sich 1985 mit einem eigenen Büro in Wien selbständig. Zu seinen prominentesten Bauten zählen unter anderem die Wohnhausanlage Wien-Aspern in Wien 22 (Siegesplatz 21, 1987-1991), das Institutsgebäude der TU Wien, Favoritenstraße 9-11 in Wien 4 (1991) und das Entertainmentcenter "Pleasure Dome2" in Wien 3 (Gasometer, 2001). Lainer erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, wie den Großen Österreichischen Wohnbaupreis (1990) und den "European Chapter Excellence in Design Award" des American Institute of Architects. Von 1997 bis 2006 leitete er die Meisterklasse für Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien.