Josef-Wiedermann-Hof
Josef-Wiedermann-Hof
Billrothstraße 32, 1190 WienBaujahr: 1966-1968
Wohnungen: 64
Architekt: Josef Horacek
Weitere Adressen
Gatterburggasse 2a, 1190 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
An der Ecke Billrothstraße/Gatterburggasse wurde zeitgleich mit diesem Gemeindebau ein Sozialbau errichtet, in dem sich auch ein Lokal der SPÖ befindet. Der Josef-Wiedermann-Hof wurde beidseitig an dieses Gebäude angebaut, wobei der Trakt in der Gatterburggasse neben einem Wohnhaus auch ein Haus der Begegnung mit einem Festsaal sowie einen Kindergarten beherbergt. In dem Bauteil an der Billrothstraße wurden außer Geschäftslokalen auch Räumlichkeiten für eine nach wie vor bestehende Bücherei sowie für die MA 48 angelegt.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage an der Billrothstraße besteht aus fünf vierstöckigen, gekuppelten Wohnhäusern mit teilweise ausgebautem Dachgeschoß. Die Treppenhäuser sind an der Straßenfront jeweils um ein Geschoß erhöht und treten als eine Art Turm hervor. Die Fassade wird durch sich regelmäßig abwechselnde Fensterfensterformate rhythmisiert und durch den Anstrich, der die Geschoße mithilfe dunkelgrauer Bänder optisch voneinander absetzt, zusätzlich gegliedert. Eine Einfahrt an der rechten Grundstücksgrenze wie auch die Stiegenhäuser führen in den großzügigen Gartenhof.Der Trakt an der Gatterburggasse wurde als vierstöckiges Gebäude geplant. In den drei oberen Geschoßen liegen Wohnungen, während im Erdgeschoß und im ersten Stock die Foyers für das hofseitig anschließende Saalgebäude, Klubräume, ein Orchester- sowie verschiedene Nebenräume untergebracht sind.
... und die Kunst
Hans Robert Pippal schuf sowohl die Mosaiken an der Balkonbrüstung im Festsaal als auch an der Fassade des Kindergartens - das Motiv "Kinderspiele" gibt einen Hinweis auf die Funktion des Gebäudes.
Der Name
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Zweiten Republik wurde dieser Hof 1985 nach dem Landtagsabgeordneten Josef Wiedermann (1901-1959) benannt, einem Gemeinderat, der sich besonders um den Wiederaufbau des 19. Bezirks nach dem Zweiten Weltkrieg verdient gemacht hatte. An ihn erinnert eine Tafel an der Fassade zur Billrothstraße.
Architekten
Josef Horacek - Josef Horacek (1911-1993) studierte zunächst Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister. Im Anschluss daran war er an der Hochschule für angewandte Kunst inskribiert, wo er von 1933 bis 1937 unter anderem bei Josef Hoffmann studierte, in dessen Büro er auch beschäftigt war. Horacek arbeitete hier sowohl an Architekturentwürfen als auch an der Detailplanung von Kleinmöbeln oder der Ausführung eines Faltsesselprototyps. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt seiner Arbeit im Wohnbau, des Öfteren im Auftrag der Stadt Wien.