Rosa-Jochmann-Ring 3
Rosa-Jochmann-Ring 3
Rosa-Jochmann-Ring 3, 1110 WienBaujahr: 1995-1997
Wohnungen: 256
Architekt: Peter Bitschnau, Karl Mang, Fritz Waclawek
Wohnen in Wien
In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt im Bezirksteil Kaiser-Ebersdorf, das ursprünglich ein Gassengruppendorf war, dessen Kernbereich entlang der Kaiser-Ebersdorfer Straße/Mailergasse lag. Urkundlich wurde die Gemeinde erstmals 1108/25 erwähnt. Sie war ab dem 12. Jahrhundert im Besitz der Herren von Himberg und später jener von Ebersdorf. 1499 kam die Herrschaft in den Besitz von Kaiser Maximilian I., der Ebersdorf als Jagdgebiet nutzte und den Herrensitz zu seinem noch heute bestehenden Jagdschloss ausbauen ließ. Bis in die 1960er-Jahre bewahrte das von weitläufigen Gartenflächen umgebene Kaiser-Ebersdorf seinen dörflichen Charakter. Erst durch die Errichtung großer Wohnanlagen wurde es enger an das Stadtgebiet angebunden. In den 1990er-Jahren erfolgte die Erschließung des "Stadterweiterungsgebietes Leberberg". Als zentrale Elemente wurden, unter Berücksichtigung alter Parzellierungen und Wege, die beiden Parkanlagen "Stadtpark Leberberg" (Größe: rund 26.000 m2) und "Hofgartel" (Größe: rund 20.000 m2) gestaltet.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage besteht aus vier Häusern, von denen zwei als Blockrandverbauung entlang dem Rosa-Jochmann-Ring angelegt sind, während die beiden anderen an der Rückseite zur Parkanlage überleiten. Die Straßenfront des von Peter Bitschnau entworfenen Hauses (Stiegen 4-9) zeigt ein betont reduziertes, die Fläche betonendes Bild. Gegliedert wird die Fassade durch drei tief eingeschnittene Loggienachsen, die mit ihren leicht zurückversetzten Glasbrüstungen wie ganze ausgebrochene Blöcke wirken. Durch die Überhöhung der beiden rechten Loggienachsen, werden diese als eigene Baukörper abgesetzt, bleiben jedoch, vom zurückversetzten Dachgeschoß überragt, kompakt an den Bau gebunden. Die Fenster sind schlicht in die flache Putzfassade eingesetzt; Akzente setzen nur einzelne Achsen französischer Fenster. An der Rückseite ragen kammartig drei Flügel vor. Den nach Süden ausgerichteten Fronten sind Loggien aus Glas-Stahlkonstruktionen vorgelagert. Die Nordseiten werden hingegen nur durch gleichmäßig eingesetzte Fenster strukturiert. Bemerkenswert sind die zugespitzten Grundrisse der Hofflügel, die einen beinahe fließenden Übergang zum quer dahinter liegenden Haus (Stiegen 15, 16) bilden. Dieses von Fritz Waclawek entworfene Gebäude besteht aus zwei vier Geschoße umfassenden parallel zueinander verlaufenden Riegeln. Zwischen ihnen liegt eine lange, geschlossene Halle, von wo aus die Wohnungen über offene Gänge erschlossen werden. Quer über die Halle wurden sechs zweigeschoßige Baukörper mit Maisonette-Wohnungen gelegt. Sie verleihen dem von massiven, scharfen Baumassen geprägten Gebäude seine markante Silhouette. Den schlichten Fronten sind beidseitig Loggiengestelle vorgelagert. Auch dem von Karl Mang gestaltetem Gebäude (Stiege 10-12) an der Ecke zum Leberweg sind Loggien vor- bzw. eingestellt. Sie rhythmisieren die Baumasse nicht nur, sondern setzen durch ihre rote Konstruktion zugleich auch markante Farbakzente. Den schlichten Fassaden ist eine durchaus lebhafte, blechverkleidete Dachlandschaft aufgesetzt. Die Hoffronten des L-förmigen Baus werden von spitz vorgezogenen Risaliten dominiert. Ebenfalls von Karl Mang stamm der kubische Bau am Leberweg (Stiege 13). Aus seiner kompakten Form scheint ein Keil ausgebrochen, woraus der eingekerbte Grundriss resultiert. Auch hier werden die eher schlichten Baumassen von einer äußerst dynamischen Dachlandschaft überspannt. Loggien an den Ecken öffnen das Haus zur Parkanlage.
Der Name
Benannt wurde der Mitte der 1990er-Jahre neu angelegte Verkehrsweg nach Rosa Jochmann (1901-1994). Jochmann, die sich schon früh in Gewerkschaften engagiert hatte, wurde 1932 zur Frauensekretärin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bestellt und gehörte bereits 1933 dem Parteivorstand an. Nach dem Verbot der SDAP 1934 wurde sie als Gründungsmitglied der Revolutionären Sozialisten wiederholt verhaftet. Nach der Machtübernahme des NS-Regimes wurde Jochmann 1939 ins KZ Ravensbrück überstellt, wo sie bis zum Kriegsende 1945 inhaftiert war. 1945 wurde sie in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 1967 angehörte; zudem war sie von 1959 bis 1967 Frauensekretärin der SPÖ. Als Vorsitzende des Bundes der Sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus leistete sie bis 1990 als Zeitzeugin Aufklärungsarbeit in Schulen und Bildungsstätten.
Architekten
Peter Bitschnau - Peter Bitschnau (geb. 1943) studierte von 1963 bis 1970 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Roland Rainer. Nach dem Studium war er unter anderem Mitarbeiter im Atelier von Roland Rainer. Bitschnau machte sich 1984 als Architekt selbständig, wobei er vor allem im Bereich Wohnbau und Sanierung tätig ist. Für die Gemeinde Wien war er an der Errichtung der viel beachteten Wohnhausanlagen Oldenburggasse 13-27 in Wien 23 (ab 1985) und Rosa-Jochmann-Ring 3 in Wien 11 (1995-1997) beteiligt.
Karl Mang - Karl Mang (geb. 1922) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er nach kriegsbedingter Unterbrechung 1948 sein Diplom erhielt. Zusammen mit seiner Frau Eva Mang (1927-2000) realisierte er zahlreiche Inneneinrichtungen, Wohnbauten, aber auch Ausstellungsprojekte. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören unter anderem die Inneneinrichtung des UN-Generalsekretariats in New York City (1972) und der Umbau des Palais Lobkowitz zu einem Theatermuseum (Lobkowitzplatz 2, Wien 1, 1981-1989). Große Verdienste erwarb Mang auch als Publizist und Ausstellungskurator auf den Gebieten des Möbelbaus der Wiener Kommunalarchitektur.
Fritz Waclawek - Fritz Waclawek (geb. 1942) studierte ab 1960 Architektur an der Technischen Hochschule, wo er 1966 sein Diplom erhielt. Bereits im Jahr nach seinem Abschluss war er Bauleiter am von Adolf Hoch entworfenen Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien 20 (1967-1972). Als selbständiger Architekt widmet sich Waclawek vielseitigen Aufgabenbereichen. So war er an der Entwicklung des städtebaulichen Leitplans für die Wohnbebauung am Schöpfwerk in Wien 12 beteiligt (1974-1980), entwarf aber auch Industriebauten wie etwa für die Fleischereimaschinenhalle Sankt Marx in Wien 3 (Baumgasse 68, 1977). 2000 wurde nach seinen Plänen das erste Passivhaus Wiens (Anzbachgasse 36, Wien 14) fertig gestellt.
Freie Garagenplätze
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