Arndtstraße 74-76
Arndtstraße 74-76
Arndtstraße 74-76, 1120 WienBaujahr: 1997-1999
Wohnungen: 27
Architekt: Gregor Pribek, Rudolf Lamprecht
Weitere Adressen
Michael-Bernhard-Gasse 15, 1120 Wien
Wohnen in Wien
In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.
Geschichte
Um 1800 gab es im Gebiet vor der Hundsturmer Linie entlang des Wienflusses eine Siedlung von Färbern, Gerbern und Wäschern, die 1819 als selbständige Gemeinde von Meidling abgespalten wurde. Die Grenzen von "Gaudenzdorf" zogen sich von der heutigen Lobkowitzbrücke entlang der Schönbrunner Straße und wurden im Süden bis zur Arndtstraße ausgedehnt. Bis ca. 1880 waren alle Gründe in Gaudenzdorf mit ein- bis zweigeschoßigen Handwerkshäusern verbaut, die heute fast zur Gänze überbaut sind.Auf dem Grundstück Arndtstraße 74-76 stand ein Gasthaus des Ehepaars Donin, das um 1913 dem Erben von Anna Bernhard gehörte. Michael Bernhard, nach dem seit seinem Todesjahr 1901 eine Seitengasse benannt ist, war ein Bürgermeister von Gaudenzdorf, der eine Armen- und Waisenstiftung errichtet hatte.Das neue Wohnhaus wurde 1997 aus den Mitteln des Wohnbauförderungsfonds errichtet.
Die Architektur
Das fünfgeschoßige Gebäude besteht aus zwei rechtwinkelig angeordneten Flügeln. Der Plan für die Front des zwölfachsigen Hauptflügels reagiert auf den hier etwas abknickenden Verlauf der Arndtstraße mit einer sanften konvexen Biegung. Der kürzere Bauteil liegt an der Michael-Bernhard-Straße, wo er an ein Nebengebäude aufschließt. Im Hauptflügel ist etwas aus der Mitte versetzt eine breite Tornische mit Mittelpfeiler tief eingeschnitten. Ein optischer Blickfang ist die im rechten Teil eingestellte Eingangsgalerie aus Glasbausteinen. Auffällig sind auch mehrere schmale hochrechteckige Mauernischen mit kleinen Fenstern am oberen Ende beiderseits des Eingangsbereiches. Die achtachsige Nebenfassade ist kurz nach der Ecke risalitartig mit abgerundeter Kante vorgezogen, um die Biegung der Hauptfassade kurz zu wiederholen. Am Ende dieses Gebäudeteiles ist ein weiteres Tor mit Einfahrt zur Tiefgarage eingeschnitten. Die Straßenfassaden erhalten durch zwei schmale, horizontale Metallstäbe im unteren Teil der Fenster einen feinen graphischen Akzent. Die längere Hoffassade ist von zwei breiten Seitenrisaliten bestimmt. Seitlich vom Eingang befindet sich das Stiegenhaus. Ursprünglich hätten beide Stiegenhäuser im Hof mit Glasbausteinen gestaltet werden sollen, stattdessen wurden von Gregor Pribeck später nur Fensteröffnungen geschoben. Die obere linke Gebäudeecke ist als kleiner Balkon mit Pergola ausgespart, ein echtes optisches Highlight. Bei der anderen Hoffassade führen vier Risalitstufen sukzessive an eine Altbausubstanz heran. In der zurückversetzten Ecke befindet sich ein Stiegenhaus mit Eingang. Die Fenster der Stiegenhäuser wiederholen bis zum dritten Geschoß die Verstäbung der Straßenfassaden.
Der Name
Die Arndtstraße wurde 1894 nach Ernst Moritz Arndt (1769-1860) benannt, davor hieß sie Lainzer Straße. Arndt setzte sich für die nationale Erhebung gegen Napoleon und für die Einheit Deutschlands ein. Nach dem Wiener Kongress (1814/15) war er ein Bekämpfer der politischen Reaktion (Zeitschrift: Der Wächter). 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Architekten
Gregor Pribek - Gregor Pribek (geb. 1946) studierte von 1964 bis 1969 an der Technischen Universität Wien. Als selbständiger Ziviltechniker für Bauwesen setzte er für die Gemeinde Wien unter anderem die Entwürfe für die Wohnhäuser Arndtstraße 47-76 in Wien 12 (1997-1999) und Obkirchergasse 12-14 in Wien 19 (1990-1992) um.
Rudolf Lamprecht - Rudolf Lamprecht (geb. 1946 in Wien) studierte von 1964 bis 1972 an der Technischen Universität Wien. Von 1969 bis 1974 war er zunächst Mitarbeiter im Atelier von Hans Hollein und im Anschluss in Köln beim Lichtplaner Hans von Malotki tätig, bevor er sich 1978 als Architekt und Konsulent für Lichtplanung in Wien selbständig machte. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken gehören die Wohnanlage Hebbelplatz in Wien 10 (zusammen mit Walter Lagler, 1981-1985) und das Gemeindewohnhaus Linzer Straße 397-399 in Wien 14 (1979-1983). Besondere Verdienste erlangte Rudolf Lamprecht für seine Präsentations- und Beleuchtungskonzepte von Großausstellungen und Museen, wie etwa für das Naturhistorische Museum Wien, das Museum für Angewandte Kunst Wien und das Kunsthistorische Museum Wien, für das er 1993 den Staatspreis Consulting erhielt.