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Hugo-Breitner-Hof

Fakten

Hugo-Breitner-Hof

Linzer Straße 299-325, 1140 Wien

Baujahr: 1949-1956

Wohnungen: 1265

Architekt: Erwin Fabrici, Georg Lippert, Paul Widmann, Fritz Purr

Weitere Adressen

Pierrongasse 16-20, 1140 Wien

Pierrongasse 21, 1140 Wien

Pierrongasse 27-39, 1140 Wien

Sauergasse 2-14, 1140 Wien

Lautensackgasse 22-34, 1140 Wien

Cossmanngasse 2-32, 1140 Wien

Nikischgasse 2-8, 1140 Wien

Molischgasse 1-35, 1140 Wien

Hanakgasse 2-12, 1140 Wien

Hanakgasse 1A, 1140 Wien

Hanakgasse 1-17, 1140 Wien

Deutschordenstraße 14-40, 1140 Wien

Schönbergplatz 1-10, 1140 Wien

Nikischgasse 1-7, 1140 Wien

Molischgasse 2-4, 1140 Wien

Lautensackgasse 39-45, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Der Hugo-Breitner-Hof wurde auf den Gründen des früheren "Herrschaftsfeldes" in Baumgarten erbaut. Im 12. Jahrhundert befand sich dort ein landwirtschaftliches Gut. Im 19. Jahrhundert wurde das Gelände industriell genutzt, und im Ersten Weltkrieg mussten Lazarette für die zahlreichen Verwundeten geschaffen werden. Damals dienten die auf dem Grundstück errichteten Holzbaracken als "k. u. k. Kriegsspital Baumgarten III". Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie boten die inzwischen immer mehr abgewohnten Baracken ein Notquartier für Flüchtlinge und Delogierte. Zur Verbesserung dieser Situation lag bereits 1939 ein Plan für die Errichtung einer weitläufigen Wohnhausanlage auf diesem Gelände vor. Bedingt durch den 2. Weltkrieg begann die Umsetzung des Projektes erst 1949. Es war das erste große Bauprojekt der Gemeinde Wien nach dem Krieg. Im Jahre 1954 eröffnete der damalige Wiener Bürgermeister Franz Jonas die fertig gestellte Wohnhausanlage.

Die Architektur

Der Hugo-Breitner-Hof präsentiert sich als weitläufige, gartenstadtartige Anlage mit ausgedehnten Grünflächen und altem Baumbestand. Die Architektur ist von Otto Wagner inspiriert. Er war Lehrer vieler Architekten der Zwischenkriegszeit und beeinflusste damit die Gestaltung des Wiener Sozialbaues. Auf dem 163.000 Quadratmeter großen Grundstück des Hugo-Breitner-Hofes wurden 130 Häuser, 28 Geschäftslokale, zehn Werkstätten, zahlreiche Plätze und Wege, Spiel- und Sportplätze errichtet. Die Fassaden der Häuser wirken schlicht und ruhig. Akzente werden durch vereinzelte, rechteckige Balkone, vortretende Gebäudeteile und Eckrustika gesetzt. Teilweise finden sich auf Konsolen ruhende rechteckige Erker. Die zahlreichen rundbogenartigen Durchgänge dienen als Verbindung zwischen den einzelnen Höfen und zur Straße hin. Die Hofformen (teilweise offene und geschlossene Formen) passen sich den Niveauunterschieden und Gegebenheiten des Grundstückes an. Geschäftslokale finden sich in den Bereichen Schönbergplatz und Linzer Straße (hier wurden wuchtige Arkadengänge angelegt) und vereinzelt auch in den Höfen der Anlage.

... und die Kunst

Der Hugo-Breitner-Hof beherbergt zahlreiche Denkmäler und Plastiken. Unter anderen das Natursteinrelief "Hausbau" von Erwin Hauer, die Plastiken "Mutter mit Kind" (1954) von Siegfried Charoux und "Sterngucker" (1955) von Hilde Uray. Die fein gearbeiteten Reliefs an den Fassaden, den Konsolen und den Schlusssteinen der Hofdurchgänge wurden von Künstlern wie Franz Barwig d. J., August Bodenstein, Robert Mussi, Oskar Thiede, Robert Ullmann, Ernst Wenzelis und Erwin Hauer geschaffen.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach Hugo Breitner (1873-1946) benannt. Er wirkte in den Jahren 1919 bis 1932 als Finanzstadtrat in Wien. Im Rahmen seiner Tätigkeit führte er eine gesellschaftspolitisch akzentuierte Steuerreform (Wohnbausteuer) durch. Damit wurden die finanziellen Mittel für die Realisierung großer sozialer Wohnprogramme bereit gestellt. Siegfried Charoux setzte Hugo Breitner im Bereich des Schönbergplatzes ein Denkmal.

Architekten

Erwin Fabrici - Erwin Fabrici (1898-1957) studierte Architektur zunächst an der Technischen Universität Graz und später an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Karlweisgasse 41 in Wien 18 (1956-1958) und war an den Plänen zum Hugo-Breitner-Hof in Wien 14 (Linzer Straße 299-325, 1949-1956) beteiligt.

Georg Lippert - Georg Lippert (1908-1992) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und besuchte an der Akademie der bildenden Künste die Meisterklasse von Clemens Holzmeister, in dessen Büro er auch mitarbeitete. Von 1939 bis 1945 führte er mit Kurt Klaudy ein gemeinsames Atelier. In diesen Jahren entstand unter anderem ein Jagdschloss für den bulgarischen König bei Plovdiv (Bulgarien). Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Lippert als einer der fortschrittlichsten Architekten Österreichs und seine Bauten waren Statussymbole für den wirtschaftlichen Aufschwung. In Wien entwarf er unter anderem den Opernringhof (Wien 1, 1955-1957, mit Carl Appel), die Hoffmann-La Roche-Zentrale beim Belvedere (Jacquingasse 16-18, Wien 3, 1959-1961) und das IBM-Verwaltungsgebäude (Obere Donaustraße, Wien 2, 1969-1971).

Paul Widmann - Paul Widmann (1913-2006) studierte von 1931 bis 1936 an der Technischen Hochschule Wien. Unter anderem plante er zusammen mit Walther Widmann für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Antonsplatz 14-15 in Wien 10 (1955-1957) und in einer größeren Arbeitsgemeinschaft den Hugo-Breitner-Hof in Wien 14, Linzer Straße 299-325 (1949-1956).

Fritz Purr - Fritz Purr (1905-1985) studierte Architektur an der Akademie für bildende Kunst bei Peter Behrens, wo er den Meisterklassepreis in Verbindung mit einem Reisestipendium gewann. Dieses führte ihn nach New York, wo er an der Planung der Radio City Music Hall im Rockefeller Center (1931) beteiligt war. 1932 machte er sich in Wien als Architekt selbständig. Hier war er nach 1945 an der Errichtung zahlreicher Wohnhausanlagen beteiligt. Sein prominentestes Bauwerk steht Am Graben 31 in Wien 1 (1951/52).